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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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presste Renegard um Fassung ringend hervor. »Es müssen sich alle zurückziehen. Und lassen Sie die Häuser auch außerhalb der Absperrung in einem weiten Radius evakuieren. Wir müssen Katastrophenalarm geben.«
    Â»Sollten wir nicht erst …?«, begann der Techniker.
    Er kam nicht dazu, seine Frage zu beenden. Die harten Stöße, die die Erde in der Karlsstraße erschüttert und dort die Helfer in Panik versetzt hatten, waren jetzt nicht mehr nur auf dem Bildschirm wahrzunehmen. Sie hatten auch die Kommandozentrale erreicht. Tom spürte, wie sein Stuhl einen kleinen Hüpfer machte, und er sah, wie ein Zittern und Beben durch die Geräte lief, mit denen der Raum vollgestopft war.
    Renegard warf einen Blick aus dem Fenster. »Was zum Teufel ist hier los?«
    Â»Das kann nicht sein!« Der Techniker drückte hektisch ein paar Tasten. »Das ist doch unmöglich! Wie kann denn …«
    Â»Wie kann was?«, herrschte ihn Renegard an.
    Der Techniker sprang auf, und Susan stieß einen spitzen Schrei aus, als direkt vor ihr ein Glas auf den Fußboden knallte und in tausend Scherben zersplitterte. Ein Messgerät rutschte aus einem Regal und schlug mit einem dumpfen Getöse auf dem Boden auf. Irgendjemand fuhr so heftig mit seinem Stuhl zurück, dass er wie ein Geschoss vor die gegenüberliegende Wand knallte.
    Â»Ruhe, verdammt noch mal!«, donnerte Renegard. »Ich brauche einen Lagebericht!«
    Der Techniker starrte ihn entgeistert an. »Wir müssen hier raus.« Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, ging ein schwerer Ruck durch den Raum – und dann begann der Boden unter ihnen zu vibrieren wie die Bühne bei einem Manowar-Konzert.
    Im Raum brach innerhalb weniger Sekunden das totale Chaos aus. An den Wänden und Decken taten sich Risse auf, es polterte und krachte, bebte und wackelte wie bei einem schweren Erdbeben. Eine Lampe wurde aus ihrer Verankerung gerissen und knallte neben einem SEK -Mann zu Boden.
    Der vom Stuhl hochgesprungene Techniker taumelte an Renegard vorbei auf die Tür zu. »Genau unter uns tut sich die Erde auf!«, schrie er. »Wir müssen hier raus! Oder wir werden verschlungen!«
    *
    Während David dem Riss dabei zusehen konnte, wie er sich wie von einer riesigen Axt geschlagen unter ihnen auftat, gaukelten ihm seine Augen schattenhafte Bewegungen vor.
    Und dann kam die Gewissheit – auf eine schrecklich endgültige Art.
    Dort, exakt unter ihnen, war jemand.
    Vielleicht auch etwas.
    Es schien halb Mensch, halb unbeschreibliches Mischwesen zu sein.
    Dieses etwas schien nach David zu tasten. Es war ein Gefühl, als strichen sanfte Finger über seinen Körper. Als berühre etwas gleichermaßen Fremdes wie Vertrautes seine Seele.
    Was David da unter sich sah, war das Gesicht eines entstellten Menschen – oder das einer unvorstellbar fremdartigen Kreatur. Nie gesehene Konturen schienen ineinanderzufließen, zu verrutschen. Davids überheizte Phantasie versuchte irgendetwas zu erblicken, was ihm bekannt vorkam.
    Aber da war nichts.
    Nur das Gefühl, auf etwas unvorstellbar Fremdes zu starren. Etwas Fremdes, das ihn in sich aufnehmen wollte, ihn aufsaugen, ihn hinabziehen wollte in eine alles verschlingende Tiefe. Pechschwarze Dunkelheit griff nach ihm. Dann flackerte ein kurzer Schein auf.
    Und David begriff.
    Was er da unter sich sah, war endgültig Anfang und Ende von allem.
    Zeit und Raum hatten keine Bedeutung mehr.
    David war angekommen.

TEIL 2
ALINA
    Es war kalt. Kalt und dunkel und fernab jeder menschlichen Wärme. Etwas in ihrem Körper fühlte sich anders an als sonst – fremdartig und doch vertraut wie ein längst vergessener Teil ihrer selbst, der tief in ihr geschlummert hatte und nun langsam zu erwachen begann.
    Sie spürte, dass etwas in ihr heranwuchs. Etwas Unbekanntes, das nicht zu ihr gehörte und auf dieser Welt keinen Platz hatte. Das auch nicht hier gebraucht wurde, an diesem düsterkalten Ort, an dem sie ihr Leben verbrachte, in diesem Haus, in dem ihr nur Ablehnung entgegenschlug und Kälte, als spürten alle anderen Menschen ihre Verderbtheit.
    Ihr war bewusst, dass sie in ihrem schmalen harten Holzbett lag, das bei jeder Bewegung wie ein altes Segelschiff knarrte. Sie hatte nicht vergessen, dass die Kälte durch das alte Fenster drang, das nicht mehr richtig schloss und bei jedem Windzug klapperte, als wollte es

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