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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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steigt
    Kabelstränge und Wasserrohre ragen aus der Erde, direkt hinter dem Parkplatz eines fünfzig Jahre alten Mehrfamilienhauses tut sich ein gewaltiger Schlund auf: Wo am Vortag die Steinstraße noch von fünf Mietshäusern gesäumt worden war, erstreckt sich seit letztem Freitagabend ein riesiges Trümmerfeld, in dessen Zentrum sich ein von Schutt halb verschütteter Krater auftut. »Ich konnte gerade noch aus dem Haus laufen, bevor es hinter mir zusammengestürzt ist. Ich bin geschockt«, sagte ein Anwohner, dessen Haus in die Tiefe gerissen worden ist. Der Erdrutsch, der ein mehrere Dutzend Meter großes Loch in den Erdboden riss und dadurch außer den Häusern auch mehrere Fahrzeuge in die Tiefe zog, hatte sich bereits kurz zuvor durch das ganz ähnlich verlaufende Unglück in der Karlsstraße angekündigt. Und kurz darauf kam es auch in der Gisbertstraße zu einem von den Auswirkungen nicht ganz so dramatisch verlaufenden Erdrutsch sowie zu einem ähnlichen Phänomen im Margottie-Tal vor den Toren der Stadt.
    Die Behörden sprechen bereits von insgesamt dreizehn Toten. Die Zahl dürfte nach Einschätzung der Polizei noch steigen, da zahlreiche Menschen unter den Trümmern von Wohn- und Geschäftshäusern eingeschlossen worden sind. Die Rettungsmannschaften suchen weiterhin mit allen verfügbaren Kräften nach Vermissten, wobei der vorzeitige Wintereinbruch ihre Arbeit erschwert. Unter den Vermissten sind neben dem achtzehnjährigen David B. und dem fünfjährigen Robbie S., die zur Zeit des zweiten und größten Erdrutsches in der Steinstraße im stillgelegten U-Bahn-Tunnel waren, sieben weitere Personen aus den umliegenden Häusern der Einsturzstellen.
    Nach den drei Erdrutschen innerhalb der Stadt wurden zweiunddreißig Gebäude evakuiert und mehrere hundert Anwohner in Sicherheit gebracht. Ebenfalls aus Sicherheitsgründen wurden die Gebiete um die jeweiligen Einsturzstellen zum Sperrgebiet erklärt und die dortige Strom- und Wasserzufuhr gekappt. Währenddessen wird die Ursachenforschung mit aller Kraft vorangetrieben. »Solange wir nicht mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen können, wodurch die Erdrutsche ausgelöst wurden, können wir die Möglichkeit weiterer Unglücke ähnlichen Ausmaßes nicht ausschließen«, so der Innenminister. »Deswegen hat die Ursachenforschung zurzeit die gleiche Dringlichkeitsstufe erreicht wie die Suche nach den Vermissten.«
    *
    Projektleiter Tom Wilkens fragte sich verzweifelt, ob es aus diesem Albtraum der großflächigen Vernichtung halber Straßenzüge bis hin zu seinem eigenen Kontrollzentrum nicht irgendwo einen Notausstieg gab.
    Er hatte schon gewusst, dass es ein wirklich böses Ende mit dem Mobile-Phone-Underworld-Projekt nehmen würde, noch bevor der erste heftige Stoß die Betondecke der Zentrale zum Erbeben und die empfindlichen Messgeräte in unkontrollierbare Schwingungen versetzt hatte. Als sich dann der Hauptschirm aus seiner Verankerung losgerissen und den vor ihm stehenden Techniker fast den Kopf von den Schultern gerissen hatte, als ihn der nächste Erdstoß schmerzhaft mit einem SEK -Mann hatte zusammenprallen lassen und er sich eine blutige Nase geholt hatte – da hatte ihn richtige Panik erfasst. Schreiende, verletzte, blutüberströmte Menschen … Ein Krachen und Bersten, als seine MPU -Zentrale ins Wanken geraten war wie nach einem selbstmörderischen Aufprall eines Flugzeugs …
    Doch hatte Tom Wilkens angenommen, der Höhepunkt dieses Albtraums sei mit ihrer panischen Flucht aus dem zusammenstürzenden Gebäude erreicht worden, mit dem verzweifelten Hetzen an berstenden Wänden vorbei, mit dem Sprung über Geräte, die gerade noch einwandfrei ihren Dienst versehen hatten und ihnen nun krachend und zischend den Weg versperrten, mit dem Zurückzucken vor Flammen, die aus Kunststoffverkleidungen schlugen und giftige Dämpfe und Rauchschwaden vor sich hertrieben – und dann die Flucht durch den Empfangsbereich, in dem es inzwischen von torkelnden, hilflos um ihr Gleichgewicht kämpfenden Menschen gewimmelt hatte, die nur eines gewollt hatten: lebend aus dem Gebäude herauszukommen.
    Er hatte sich getäuscht. Es gab immer eine Steigerung.
    Jetzt war es nicht mehr so sehr der äußere Schrecken, der seine Sinne bis zum Zerreißen spannte. Es war der Nachhall

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