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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begangen hatte.
    *
    Â»Was kann ich für Sie tun, Herr Staatssekretär?«, fragte Edward Görgens, als Staatssekretär Angermeyer den Stabsraum betrat und sich wortlos am anderen Ende des Konferenztisches niederließ. Angermeyer warf ihm einen flüchtigen Blick zu, nickte kaum merklich und widmete dann der Monitorwand seine Aufmerksamkeit, die sowohl dramatisch inszenierte Fernsehbilder der Katastrophe zeigte als auch nüchterne interne Videoaufnahmen des Vororteinsatzes.
    Edward Görgens nahm seine Brille ab und polierte die Gläser mit seiner Krawatte. Er hatte seine Brille ungefähr hundertmal poliert, seit er heute Nachmittag zusammen mit Eberhard Meier den Krisenstab im Innenministerium zusammengerufen und sich eingehend mit den beunruhigenden Protokollen der Einsatzkräfte beschäftigt hatte.
    Angermeyer sah sich reglos die in Endlosschleife ausgestrahlten Fernsehbilder an. Etliche von ihnen waren von Helikoptern geschossen worden, die über dem Katastrophengebiet ihre Kreise gezogen hatten, um besonders dramatische Szenen einzufangen. Es waren die immer wiederkehrenden gleichen Ausschnitte von Einsatzkräften und Sanitätern, die Verschüttete suchten und nacheinander zwei Kinder und drei Erwachsene fast unverletzt aus den Trümmern bargen, gebrechliche Menschen aus einsturzgefährdeten Häusern holten, in letzter Sekunde Haustiere retteten und dann so taten, als müsste sich nun alles zum Guten wenden – und von den sogenannten Experten, die am Rande des Kraters in der Karlsstraße oder vor den zerstörten Gebäuden in der Steinstraße standen und ohne die geringste Ahnung von den wirklichen Zusammenhängen der Ereignisse irgendwelchen Quatsch absonderten.
    All das hätte irgendwo auf der Welt aufgenommen worden sein können. Aber das war es nicht. Und genau das machte den Unterschied aus: diese Katastrophe fand vor ihrer eigenen Haustür statt. Das führte bei Görgens dazu, dass er nicht bloß einen beiläufigen Blick auf diesen Fernsehbericht warf, sondern von dem Gefühl mitgerissen wurde, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen werden – vor allem, wenn er daran dachte, was jetzt zu tun war …
    Â»Wie wäre es mit Ihrer Arbeit«, sagte Staatssekretär Angermeyer plötzlich und drehte sich dabei zu Görgens um.
    Â»Entschuldigung?«, fragte Görgens.
    Â»Sie fragten mich, was Sie für mich tun könnten«, erinnerte ihn Angermeyer. »Und das ist meine Antwort: Ihre Arbeit.«
    Görgens nickte. »Selbstverständlich.« Er deutete auf den Teil der Monitorwand, der aus Einsatzkameras gespeist ganz nüchtern die Situation vor Ort einfing. »Versperrte Zusatzwege, vor Ort kein Strom und Wasser – und das schwere Bergungsgerät der Bundeswehr lässt immer noch auf sich warten. Das kann einen schon nervös machen.«
    Â»Nervös machen?« Staatssekretär Angermeyer maß Görgens mit einem abfälligen Blick. »Besteht dazu ein Anlass?«
    Â»Ich … ich denke schon.« Görgens setzte seine Brille wieder auf und starrte angestrengt auf die Monitorwand. »Drei Einsturzstellen, die nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt sind. Mehrere Tote, unzählige Verletzte – und die Geschichte des Fünfjährigen, der im Auto seiner Mutter ›vom Untergrund verschlungen‹ worden ist, wie die Medien texten. Und wir haben noch immer nicht die geringste Ahnung, mit wem oder was wir es zu tun haben!«
    Angermeyer brachte das Kunststück fertig, gleichzeitig zu nicken und den Kopf zu schütteln. »Sie sind Leiter des offiziell einberufenen Krisenstabes, Görgens – auch wenn das nur der Fall ist, weil Ihr Name auf irgendeiner Liste als Ersatzmann aufgeführt gewesen ist. Vergessen Sie jedoch nicht, dass es Eberhard Meier ist, der vor Ort die Rettungsmaßnahmen koordiniert …«
    Â»Was ich übrigens für keine gute Maßnahme halte«, unterbrach ihn Görgens. »Nach dem Tod seiner Kollegen dort unten ist er doch …«
    Â»Unterbrechen Sie mich nicht«, schnappte Angermeyer. »Meier genießt beim Innenminister größtes Vertrauen. Sie hingegen …«
    Görgens verschwand zwar schlagartig jeder Rest Farbe aus dem Gesicht, dennoch schüttelte er den Kopf. »Ich hatte gerade nicht den Eindruck, dass Meier wirklich weiß, was er da tut. Warum setzt

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