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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihre Nase stieg. Er war schlimmer als der Gestank auf der Müllkippe, die sie zwei-, dreimal nach etwas Verwertbarem durchstöbert hatte, weil ihr ihre Mutter mal wieder das eh schon kärgliche Taschengeld gestrichen hatte. Er biss in ihre Nase, stieg in ihre Nebenhöhlen, machte jeden Atemzug zur Qual.
    Maya war noch da, aber sie war nur noch als Schemen wahrnehmbar, kaum mehr als ein durchscheinendes Hologramm. Mit dem Flur war auch das schmale Fenster verschwunden, durch das sie geklettert war, wie auch die Haustür auf der gegenüberliegenden Seite.
    Alina machte einen schwankenden Schritt in die Richtung, in der sie die Tür vermutete. In was war sie hier hineingeraten? In einen Horrortrip, wie er nach zu heftigem Ecstasy- oder LSD -Genuss auftreten kann? Oder war das gerade eine Spätfolge dieser beschissenen Abtreibung, die ihren ganzen Hormonhaushalt durcheinandergebracht hatte?
    Ihre Mundhöhle war so ausgetrocknet, dass es richtig wehtat, als sie jetzt krampfhaft schluckte. Sie spürte, wie Angst in ihr hochstieg, wie sich ihr Magen in einen eiskalten Klumpen verwandelte und ihre Hände zum Zittern brachte. Schweiß trat ihr auf die Stirn, und sie verspürte ein heftiges Ziehen im Unterleib.
    Â»Was ist denn jetzt los?«, hörte sie Maya sagen.
    Die Frage war mehr als berechtigt.
    Schritt für Schritt quälte sich Alina vorwärts. Schmutziges, grün schimmerndes Wasser tropfte vor ihr auf den unebenen Boden, und vor ihr raschelte etwas – so als huschten dort Ratten entlang. Etwas schnappte nach ihren Füßen und rannte quiekend davon, als sie nach ihm trat, und als sie einen hastigen weiteren Schritt vorwärts machte, schienen die Wände des Ganges vor ihr zurückzuweichen.
    Â»Verdammt, verdammt«, murmelte Alina.
    Das war tatsächlich ein Horrortrip, und zwar einer von der ganz üblen Sorte.
    Und er hatte noch nicht einmal seinen Höhepunkt erreicht.
    Irgendwo in der Ferne schlängelte sich etwas entlang, das sich jeder Beschreibung entzog. Es hätte schuppig sein können oder auch ekelhaft glatt und nackt, riesengroß oder winzig klein – all das schien gleichzeitig wahr zu sein und auch nichts von alledem.
    Alina blinzelte die Tränen weg, die plötzlich in ihren Augen waren … und erstarrte vollends.
    Ein Kind – besser gesagt: ein Junge – war plötzlich da, wo sich noch eben die unfassbare Kreatur entlanggeschlängelt hatte. Er war vielleicht fünf Jahre alt. Seine Kleidung war zerrissen, sein Gesicht bleich, fast fahl, und seine Unterlippe zitterte. Doch sein Blick war klar und fest, und etwas darin berührte Alina tief in ihrem Innersten.
    Alina kannte diesen Jungen. Nicht persönlich, sondern aus dem Fernsehen, dem Internet und den Fotos von den Titelseiten der Zeitungen.
    Robbie Irgendetwas. Der Kleine, der im Wagen seiner Mutter im wahrsten Sinne des Wortes in die Hölle hinabgefahren war und seitdem – genauso wie David – als verschollen galt.
    Der Junge sah ihr fest in die Augen. »Komm zu mir«, sagte er leise und streckte die Hand vor. »Komm zu mir.«
    *
    Ihre Zeit lief ab.
    Maya sah sich gehetzt zur Tür um. Sie hatte schon immer über außergewöhnlich gute Sinne verfügt. Doch jetzt schien es ihr, als hätte sich ihre Wahrnehmungskapazität noch einmal erweitert. Es hatte etwas von einem Traum, in dem man Dinge wahrnehmen kann, die über den normalen Bewusstseinshorizont hinausgingen. Sie glaubte nicht nur zu erahnen, was sich vor der Haustür ereignete, sondern es regelrecht zu sehen.
    Bullen, überall Bullen. Allen voran die Bohnenstange mit dem Pferdegebiss und der Zivilfahnder Freddy, die sich als Erste an ihre Fersen geheftet hatten. Die Bullenflut hatte sich in die ineinander verschachtelten Hinterhöfe ergossen und schaute nun in jedes Fenster, klopfte an jede Tür. Es konnte nur noch wenige Augenblicke dauern, bevor der erste von ihnen bei ihnen auftauchte.
    Sie packte Alina mit der gesunden Hand und riss sie an sich heran. »Wir müssen hier weg!«
    Alina starrte sie mit einem Blick an, der Maya einen kalten Schauder über den Rücken jagte. Es war kein Begreifen in ihren Augen, nur fassungsloses Entsetzen.
    Â»Was … was ist …?« Alina schluckte krampfhaft. »Wo ist der Junge?«
    Â»Welcher Junge?«
    Â»Na, der Kleine.« Alina streckte die Hand in Richtung der Haustür aus,

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