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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gasthaus und mietete ein Zimmer für die Nacht. Es war erst Nachmittag, aber er fühlte sich ein wenig müde, sodass er sich angezogen auf dem Bett ausstreckte, um ein wenig auszuruhen, und obwohl er es nicht wollte, schlief er fast augenblicklich ein. Es war allerdings kein entspannender Schlaf: Er hatte einen absurden Albtraum, der zum größten Teil aus zusammenhanglosen apokalyptischen Bildern und düsteren Schatten bestand. Schlangen spielten darin eine Rolle und fahle, kriechende Dinge, die immer nur am Rande seines Gesichtsfeldes Bestand hatten und stets sofort zu verschwinden schienen, wenn er versuchte sie genauer anzusehen. Er erwachte schweißgebadet, mit klopfendem Herzen und einem widerwärtigen Geschmack im Mund, und er fühlte sich müder und ausgelaugter als zuvor.
    Trotzdem musste er länger geschlafen haben, als er beabsichtigt hatte, denn es war bereits dunkel geworden. Von unten drang ein gedämpftes Murmeln und Gläserklirren herauf; anscheinend war bereits Essenszeit.
    Coppelstone war eigentlich nicht hungrig, aber die Bilder, die ihn im Schlaf gepeinigt hatten, waren noch zu frisch in seinem Kopf, als dass er die Augen wieder hätte schließen und weiterschlafen können. Er stand auf und machte sich frisch, so gut es ging. Er hatte ein sauberes Hemd in seinem Koffer, jedoch keinen zweiten Anzug, da er eigentlich nicht damit gerechnet hatte, über Nacht zu bleiben. Der Umstand, dass er in seinen Kleidern geschlafen hatte, hatte ihnen auch nicht gerade gutgetan. Er ordnete sie, so gut es ging, dann verließ er sein Zimmer und ging die Treppe hinunter in die Gaststube.
    Anders als bei seiner Ankunft war der Raum voller Gäste. An den meisten Tischen wurde gegessen, Krüge mit Bier kreisten, und die Luft war voller Tabaksqualm. Es herrschte die typische gelöste Stimmung, wie er sie in einem kleinen Landgasthaus wie diesem nach einem arbeitsreichen Tag erwartete. Die meisten Gäste sahen auf und blickten ihn fragend oder stirnrunzelnd, im Allgemeinen aber sehr freundlich an; allenfalls, dass der eine oder andere ein wenig reserviert war, aber schließlich war er ein Fremder. Was hatte er erwartet?
    Es gab keinen freien Tisch mehr, sodass er seine Bestellung direkt an der Theke aufgab und dann einen Tisch am Fenster ansteuerte, an dem noch zwei freie Plätze waren.
    »Gestatten Sie?«, fragte er.
    Die drei Männer, die an dem runden Tisch saßen und Bier tranken, unterbrachen ihr Gespräch für einen kurzen Moment und sahen auf. Sie alle befanden sich ungefähr in Coppelstones Alter – also vielleicht Mitte dreißig – und trugen derbe Kleidung: Latzhosen und grobe Leinenhemden. Einer von ihnen nickte. »Selbstverständlich. Trinken Sie ein Bier mit uns.«
    Er streckte unverzüglich die Hand nach dem Bierkrug aus, der zwischen ihm und den anderen auf dem Tisch stand, doch Coppelstone winkte ab. »Ich habe gerade Essen bestellt«, sagte er. »Vielleicht danach. Aber ich danke Ihnen für die Einladung.«
    »Nicht der Rede wert.« Der Mann grinste breit. »Mein Name ist Matt. Das sind Hank und Garv.«
    Er deutete nacheinander auf die anderen beiden, und Coppelstone erwiderte sein Nicken und stellte sich ebenfalls vor. Matts Redseligkeit überraschte ihn nicht. Der Mann wollte ihn offensichtlich in ein Gespräch verwickeln. Er war ein Fremder, und Fremde bedeuteten in diesen kleinen Ortschaften meist die einzige Möglichkeit, etwas über die Welt und das, was darin vorging, zu erfahren. Zwar wusste Coppelstone, dass auch in diesen ländlichen Gegenden mittlerweile fast in jedem Haus ein Radioempfänger stand, aber die Nachrichten im Radio waren eine Sache; Neuigkeiten aus erster Hand eine ganz andere. Coppelstone war normalerweise alles andere als schwatzhaft, aber nun kam ihm Matts freundliche Aufrichtigkeit ganz recht. Vielleicht würde er ja auf diese Weise auch das eine oder andere über Magotty erfahren.
    »Sind sie auf der Durchreise, Mister?«, fragte Matt.
    »Sozusagen«, antwortete Coppelstone. »Ich bleibe nur eine Nacht … hoffe ich.«
    Matt hob fragend die Augenbrauen und griff nach seinem Bier, und Garv fragte: »Ihnen gehört der schwarze Ford draußen vor der Tür?«
    »Ja.«
    »Ein phantastischer Wagen«, sagte Garv in einem Ton echter Begeisterung. »Immer noch das beste Modell, nicht wahr?«
    »Sie bauen schon tolle Automobile drüben in Detroit«, pflichtete ihm Hank bei.
    »Heute Morgen sah er noch ein wenig besser aus«, seufzte Coppelstone. »Der Wagen ist neu. Ich habe ihn
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