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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erst vor einer Woche bekommen. Ich fürchte, wenn ich zurückkomme, ist erst einmal eine größere Reparatur fällig.«
    »Woher kommen Sie?«, wollte Garv wissen.
    »Providence«, antwortete Coppelstone.
    »Providence.« Garv nickte gewichtig. »Eine große Stadt. Mein Onkel war einmal dort, vor zehn Jahren.«
    »Und der alte Petersen hat einen Neffen, der dorthin gegangen ist«, fügte Hank hinzu. »Vielleicht kennen Sie ihn? Er heißt Strohes. Marvin Strohes. Er arbeitet in der Fabrik in Providence.«
    Die drei sahen ihn erwartungsvoll an, und Coppelstone schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich fürchte, nein«, sagte er. »Es gibt mehr als eine Fabrik in Providence, wissen Sie? Und die Stadt ist zu groß, als dass man jeden kennen könnte … aber ich kann mich gerne nach ihm erkundigen und ihm etwas ausrichten, wenn Sie es wünschen.«
    »Bestellen Sie ihm Grüße von uns«, sagte Matt, blinzelte Coppelstone aber gleichzeitig zu, um ihm zu sagen, dass er natürlich ganz genau wusste, dass Coppelstone nicht nach dem Neffen des alten Petersen suchen würde, nur um ihm Grüße auszurichten.
    »Was führt Sie in unsere Gegend, Mister Coppelstone?«, fragte Hank. »Sind Sie Handlungsreisender?«
    Coppelstone schüttelte den Kopf. »Ich arbeite beim Straßenbauamt.«
    »Also Landvermesser«, sagte Matt.
    Das kam der Wahrheit nahe genug, dass Coppelstone nickte. Er hatte wenig Lust auf langwierige Erklärungen. »So könnte man es ausdrücken. Ich habe drüben in Magotty zu tun, aber dort gibt es kein Gasthaus, sodass ich hier übernachten muss.«
    Es wurde still. Matt, Hank und Garv starrten ihn an, und auch die Gespräche an den Nebentischen verstummten schlagartig. Coppelstone sah sich verwirrt um.
    »Habe ich … irgendetwas Falsches gesagt?«, fragte er mit dem vergeblichen Versuch zu lachen.
    »Magotty?«, fragte Hank. »Was haben Sie dort verloren?«
    Coppelstone hatte plötzlich das sehr unangenehme Gefühl, dass von seiner Antwort auf diese Frage möglicherweise eine Menge abhängen würde, weshalb er sich seine nächsten Worte sehr gründlich überlegte. »Wie gesagt, ich arbeite beim Straßenbauamt«, antwortete er. »Wir planen den Bau einer Querverbindung zwischen dem Küstenhighway und der Route 84 weiter im Osten.«
    »Etwa durch Morrisons Tal?«, fragte Garv. Er riss die Augen auf. »Waren Sie dort?«
    »Ja«, antwortete Coppelstone. Nach einer Pause fügte er hinzu: »Leider. Anschließend sah mein Wagen so aus, wie Sie ihn gesehen haben. Hätte ich noch Zweifel gehabt, dass diese neue Straße nötig ist, wären sie jetzt zerstreut.«
    Er lächelte, doch Matt und die beiden anderen blieben ernst. Nach einem Moment standen Hank und Garv wortlos auf und gingen. Coppelstone blickte ihnen kopfschüttelnd, aber auch ein wenig verschreckt nach. »Was haben sie?«, fragte er.
    »Magotty«, antwortete Matt. »Niemand spricht hier gerne über Magotty. Ich auch nicht.« Er griff nach seinem Bierkrug und stand ebenfalls auf. »Ich halte Sie für einen netten Mann, Mister Coppelstone. Deshalb möchte ich Ihnen einen Rat geben. Fahren Sie nicht zurück nach Magotty. Es könnte böse für Sie enden.«
    »Aber …«, begann Coppelstone, doch Matt hatte sich bereits herumgedreht und ging. Coppelstone sah ihm verwirrt nach.
    Er konnte regelrecht spüren, wie die Stimmung umschlug. Als er den Blick wandte, sahen die Männer an den Nebentischen, die ihn bisher angestarrt hatten, hastig weg. Die Gespräche setzten wieder ein, doch sie schienen jetzt weitaus leiser zu sein und die Stimmung spürbar gedämpfter. Coppelstone bedauerte diese Entwicklung, doch sie war auch sehr aufschlussreich. Magotty und Eborat schienen nicht unbedingt ein gut nachbarliches Verhältnis zu haben. Offenbar genügte schon die bloße Erwähnung Magottys, um die Leute hier mit Furcht zu erfüllen.
    Sein Essen kam. Coppelstone war noch immer nicht besonders hungrig, begann aber trotzdem zu essen, schon weil es ihm mit jeder Sekunde peinlicher wurde, einfach dazusitzen und von allen angestarrt zu werden.
    Als er beim Dessert angekommen war, trat eine schwarz gekleidete Gestalt an seinen Tisch und fragte: »Gestatten Sie, Mister Coppelstone?«
    Coppelstone sah hoch und blickte in ein sonnengebräuntes, von einem pedantisch ausrasierten Kinnbart beherrschtes Gesicht über einem weißen Kragen.
    »Selbstverständlich«, sagte er. »Aber woher …?«
    »Mein Name ist Reeves«, unterbrach ihn der Geistliche. Er zog sich einen Stuhl zurück und ließ
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