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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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viel Mühe übermäßig freundlich zu erscheinen. »Guten Tag, Mister Coppelstone«, sagte er. »Sie sind spät. Hatten Sie eine anstrengende Nacht?«
    »Ich habe ausgezeichnet geschlafen, Mister Buchanan«, antwortete Coppelstone. »Und ich wollte Ihnen noch ein wenig Zeit lassen, mit Morrison zu sprechen. Haben Sie meine Kotflügel fertig, Mister Karlsson?«
    Karlsson ließ seinen Hammer sinken und wandte sich mit einer bedächtigen Bewegung zu ihm um. »Ich bin nicht dazu gekommen«, sagte er. »Ich lege sie Ihnen in den Kofferraum. Sie finden bestimmt in der Stadt eine Werkstatt, die die Reparatur viel besser erledigt.«
    »Ja, wahrscheinlich«, antwortete Coppelstone kühl. Buchanans und Karlssons kaum noch verhohlene Feindseligkeit stimmte ihn beinahe fröhlich. Buchanans Gespräch mit Morrison schien nicht unbedingt im Sinne des Sheriffs verlaufen zu sein.
    Als er sich zu Buchanan umwandte, sagte dieser: »Jemand ist heute Nacht in unsere Kirche eingebrochen, Mister Coppelstone.«
    »So?«, sagte Coppelstone. »Das ist bedauerlich. Ich hoffe doch, dass nichts Wertvolles gestohlen wurde.«
    »Nein«, erwiderte Buchanan. »Der Eindringling wurde gestört. Und wir werden ihn auch dingfest machen, Mister Coppelstone. Ich habe sogar schon eine ziemlich konkrete Vorstellung von seiner Identität.«
    Hinter Coppelstone schepperte es lautstark. Erschrocken fuhr er herum und sah, dass Karlsson den Gepäckraum des Ford geöffnet hatte und die Kotflügel wuchtig hineinwarf. Vielleicht war er ja der Meinung, dass sie noch nicht genug Beulen und Dellen hatten. Coppelstone triumphierte innerlich. Sowohl Buchanan als auch Karlsson waren wirklich miserabler Laune, wie es schien.
    Gelassen drehte er sich wieder zu Buchanan herum und sagte: »Das hoffe ich für Sie. Aber nun lassen Sie uns über etwas anderes reden. Sie waren bei Morrison und haben mit ihm gesprochen?«
    »Das habe ich«, antwortete Buchanan. Seine Miene verdüsterte sich weiter.
    »Und Sie haben eine Lösung gefunden?« Coppelstone sah den Sheriff durchdringend an. Er war gespannt, wie er sich aus der Affäre ziehen würde.
    »Ich denke schon.« Buchanan griff in seine Jacke, zog einen schmalen braunen Briefumschlag heraus und reichte ihn Coppelstone. Coppelstone griff danach, öffnete ihn und blinzelte ungläubig. »Das ist …«
    »Ein Barscheck der First Bank of America über den Betrag von siebenhundertundzwölf Dollar und sechzehn Cent«, führte Buchanan den Satz zu Ende. »Das ist genau der Betrag, den Morrison dem Staat an fälligen Steuern und Abgaben schuldet. Damit dürfte das Problem wohl vorerst aus der Welt geschafft sein.«
    Coppelstone war noch immer vollkommen fassungslos. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Buchanan und die anderen so einfach aufgaben, aber diese Lösung überraschte ihn doch.
    »Er ist gedeckt, Mister Coppelstone«, fuhr Buchanan fort. Er blieb ernst, gab sich aber keine Mühe, die Schadenfreude zu verhehlen, die er beim Anblick von Coppelstones fassungslosem Gesicht empfand. »Der alte Morrison ist ein komischer alter Kauz. Wahrscheinlich ist er sogar ein bisschen verrückt, aber er ist nicht arm.«
    »Wieso hat er es dann überhaupt so weit kommen lassen?«, fragte Coppelstone.
    Buchanan zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, er ist ein komischer alter Kauz. Ein bisschen altmodisch, wissen Sie? Er steht noch auf dem Standpunkt, dass niemand ihm etwas schuldet und er niemandem etwas schuldig sei. Ich habe seit Jahren versucht, ihm klarzumachen, dass er seine Steuern zahlen muss, ob er es nun einsieht oder nicht.«
    »Und jetzt hat er es eingesehen?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass er seine Farm verliert, wenn er nicht bezahlt. Ich kann Ihnen sagen, er war ziemlich aufgebracht. Einen Moment lang hatte ich ernsthaft Angst, dass er sein Gewehr nimmt und mich über den Haufen schießt. Aber am Ende hat er dann doch noch Vernunft angenommen. Sie sehen also, ich werde Ihren Vollstreckungsbescheid nicht durchführen können.«
    Coppelstone steckte den Briefumschlag mit dem Scheck wütend ein. »Damit ist die Sache noch nicht vorbei, Sheriff«, sagte er aufgebracht. »Es gibt noch andere Möglichkeiten. Der Staat wird Morrisons Farm enteignen, wenn es nötig sein sollte.«
    »Möglicherweise«, sagte Buchanan. »Doch wie ich bereits sagte: Morrison ist nicht arm. Ganz im Gegenteil – man traut es ihm nicht zu, aber er ist sogar ziemlich vermögend. Ich schätze, dass es kein Problem für ihn darstellt, sich einen guten Anwalt

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