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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Buch? Nein.« Der Wirt schüttelte den Kopf. »Und wenn, hätte ich es nicht angerührt. Es tut mir leid, aber ich fürchte, Ihr Gepäck und alles andere, was im Zimmer war, ist unwiderruflich verloren. Ich werde selbstverständlich für den Verlust aufkommen.«
    »Oh, es ist nicht so schlimm«, sagte Coppelstone hastig. »Nur ein alter Koffer und ein wenig Wäsche. Ich denke, Sie haben im Moment andere Sorgen … ich hoffe doch, Sie haben eine Feuerversicherung?«
    Der Wirt schüttelte der Kopf. »Ich hatte eine«, sagte er. »Ich habe sie letzten Herbst gekündigt. Die Prämien waren mir zu hoch.« Er seufzte, unendlich tief und doch sehr leise. »Aber ich werde es schon schaffen. Ein Haus kann wieder aufgebaut werden, Mister Coppelstone, und gottlob sind ja keine Menschen zu Schaden gekommen. Alle werden mir helfen, machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind schon mit Schlimmerem fertig geworden.«
    Coppelstone schwieg betreten. Er wusste nicht, ob in den Worten des Wirts eine wie auch immer geartete Anspielung verborgen war oder nicht, doch er fühlte für den Mann ehrliches, tief empfundenes Mitleid. »Es tut mir aufrichtig leid«, sagte er. »Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, dann lassen Sie es mich bitte wissen.«
    Der Wirt antwortete nicht, doch Garv sagte: »Ja. Sie können nach Hause fahren, ehe ein noch größeres Unglück geschieht.«
    »Garv!«, sagte der Wirt scharf, doch Coppelstone hob beruhigend die Hand und sagte:
    »Ich wollte ohnehin nicht mehr lange bleiben. Ich muss nur noch ein paar Worte mit Reverend Reeves wechseln. Wissen Sie, wo ich ihn finde?«
    »Das wüsste ich auch gern«, antwortete Garv.
    »Was soll das heißen?«, fragte Coppelstone beunruhigt.
    »Er hat die Stadt kurz nach Ihnen verlassen und ist noch nicht zurück«, sagte Garv. »Niemand hat ihn seither gesehen.«
    »Vielleicht ist er auf einer der Farmen«, fügte der Wirt hinzu. »Du weißt doch, wie groß seine Gemeinde ist.« Direkt an Coppelstone gewandt, fuhr er fort: »Reverend Reeves ist oft für einen oder zwei Tage fort. Es gibt keinen Grund, gleich irgendetwas Schlimmes anzunehmen. Garv ist ein notorischer Schwarzseher, der nur wirklich glücklich ist, wenn er Unglücke prophezeien kann.«
    »Wissen Sie zufällig, ob er den Telefonanruf erledigt hat, um den ich ihn gebeten habe?«, fragte Coppelstone.
    »Nein. Aber ich glaube es nicht. Die Leitungen sind schon seit dem frühen Morgen unterbrochen. Es kann durchaus ein paar Tage dauern, bis die Telefongesellschaft jemanden schickt.«
    »Vielleicht kann ich das erledigen«, bot sich Coppelstone an.
    »Sie?«
    »Vielleicht«, schränkte Coppelstone ein. »Während meines Studiums habe ich bei der Telefongesellschaft gearbeitet, um ein wenig dazuzuverdienen. Wenn es nur eine gerissene Leitung ist, kann ich sie vielleicht notdürftig flicken – wenigstens, bis die Telefongesellschaft jemanden schickt.«
    »Das wäre uns eine große Hilfe«, sagte der Wirt. »Jemand müsste sonst in den nächsten Ort fahren, um von dort aus anzurufen. Es sind fast zwanzig Meilen.«
    »Wenn ich die Leitung nicht hinkriege, erledige ich das«, versprach Coppelstone. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Er verabschiedete sich, ging zum Wagen zurück und fuhr eine gute Meile weit aus dem Ort heraus, ehe er wieder anhielt und in seinen Papieren zu suchen begann. Unter den zahlreichen Karten, die er mitgebracht hatte, befand sich auch eine, in der der genaue Verlauf der Telefonleitungen eingezeichnet war, die diese gottverlassene Gegend mit dem Rest der Welt verbanden. Er hatte die Wahrheit gesagt, was seine Arbeit bei der Telefongesellschaft anging, jedenfalls fast: Während seiner Studienzeit hatte er tatsächlich in den Semesterferien bei einem Reparaturtrupp gearbeitet, um das schmale Salär aufzubessern, das ihm sein Vater zukommen ließ. Zwar hatte er nur Handlangertätigkeiten verrichtet, aber er hatte doch oft genug zugesehen, dass er sich durchaus zutraute, eine gerissene Leitung zu flicken.
    Und sein Angebot war nicht ganz so selbstlos, wie es sich vielleicht angehört hatte. Er hatte nicht wirklich vor, sich geschlagen zu geben und nach Providence zurückzufahren. Ganz im Gegenteil. Buchanan schätzte ihn vollkommen falsch ein, wenn er glaubte, dass für ihn nach einer verlorenen Schlacht der Krieg zu Ende war. Er sah Buchanans Schachzug nicht einmal wirklich als Niederlage an, sondern vielmehr als Herausforderung, auf die er nur entsprechend reagieren musste.
    Und das

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