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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sehen. Konnten Buchanan und die anderen tatsächlich so verrückt gewesen sein, den Mast nicht nur zu fällen, sondern ihn samt den Drähten auch mitzunehmen?
    Neugierig beugte er sich über das Loch. Er sah nichts außer einem schwarzen, scheinbar bodenlosen Schacht, der lotrecht in die Tiefe führte – und aus dem ein sachter, aber unbeschreiblich widerwärtiger Gestank strömte. Der gleiche Gestank, den er schon auf Morrisons Farm wahrgenommen hatte, und dann später noch einmal, in der Kirche von Magotty.
    Alarmiert richtete sich Coppelstone wieder auf, trat rasch ein paar Schritte zurück und sah sich noch einmal – und aufmerksamer – um.
    Er fand eine Anzahl unterschiedlich großer Keramikscherben und einige größere Holzsplitter, die rings um das Loch herum im Gras verstreut waren, fast als …
    Er wollte es nicht. Er versuchte, die Vorstellung mit aller Gewalt zu unterdrücken, aber seine allmählich außer Rand und Band geratene Phantasie führte den Gedanken erbarmungslos zu Ende, und sie lieferte auch gleich die passenden Bilder dazu:
    Fast, als hätte eine gigantische Faust von unten nach dem Mast gegriffen und ihn mit solcher Gewalt in die Erde hinabgerissen, dass die Querbalken wie dünne Späne gesplittert und die Drähte einfach von den anderen Balken abgerissen waren …
    Coppelstone begann am ganzen Leib zu zittern. Sein Herz jagte, und plötzlich war ihm siedend heiß. Er wollte nichts als weglaufen, fort von diesem Ort des Bösen, an dem unsagbare Dinge ihr Unwesen trieben und an dem er nichts anderes als den Tod finden konnte, wenn nicht Schlimmeres. Zugleich aber war er nicht in der Lage, auch nur einen Muskel zu rühren, sondern stand da wie gelähmt, am ganzen Leibe zitternd und mit jagendem Herzen, doch auch unfähig, sich zu bewegen. Er hatte panische Angst, eine Furcht, wie er sie niemals zuvor in seinem Leben kennengelernt hatte, und er wusste nicht einmal genau, wovor. Doch er spürte, dass da etwas war, unmittelbar in seiner Nähe, etwas Riesiges, Uraltes und unvorstellbar Böses, das ihn beobachtete und lauerte, wie eine geduldige Spinne, die unsichtbar im Zentrum ihres Netzes hockte.
    Dann hörte er ein Geräusch, das aus dem Schacht heraufdrang, und dieser Laut brach den Bann. Coppelstone schrie gellend auf, fuhr auf der Stelle herum und rannte mit gewaltigen Sätzen davon. Er kam jedoch nur wenige Schritte weit, denn kaum hatte er den stehen gebliebenen Telefonmast erreicht, da stolperte er über ein Hindernis, das im Gras verborgen war, und stürzte schwer zu Boden.
    Der Aufprall war so hart, dass er einen Moment lang benommen liegen blieb, ehe er vorsichtig den Kopf wieder hob und in die Richtung zurücksah, aus der er gekommen war.
    Was er erblickte, das ließ für einen Moment seinen Atem stocken.
    Das Loch war nicht mehr leer. Ein weißer, augenloser Schädel mit einem peitschenden Saugrüssel hatte sich gute zwei Fuß weit daraus erhoben, und die Kreatur schob sich mit pumpenden, widerwärtig anzuschauenden Bewegungen beharrlich weiter ins Freie, bis sie ganz aus der Erde herausgekrochen war. Sie war weitaus größer als das Geschöpf, dem er am Morgen begegnet war, und sah im hellen Sonnenlicht noch weitaus abstoßender aus. Ihre Farbe war tatsächlich kein Weiß, sondern ein halb transparenter Gallertton, wie bei einer Qualle oder gewissen Würmern, wie man sie vornehmlich im Wasser fand. Während sie durch das Gras kroch, zog sie eine glänzende schwarze Spur hinter sich her, wie eine Schnecke, die eine schwarze Schleimspur verursachte.
    Coppelstone hatte seinen Schrecken noch nicht ganz überwunden, da erschien eine zweite und unmittelbar darauf eine dritte bleiche Kreatur. Danach hörte das Loch auf, Monstren zu gebären.
    Coppelstone richtete sich vorsichtig auf, ließ sich jedoch gleich darauf im Schutze eines Gebüsches in die Hocke sinken und verbrachte die nächsten Minuten damit, die Ekel erregenden Geschöpfe aufmerksam zu beobachten. Sie krochen in scheinbar sinnlosen Kreisen und Schleifen umeinander, berührten mit ihren schrecklichen Saugrüsseln Büsche, Blüten und Gras und wandten die augenlosen Köpfe hierhin und dorthin. Er konnte nicht erkennen, ob sie fraßen, glaubte es aber eigentlich nicht. Irgendetwas sagte ihm, dass diese Kreaturen ihren Appetit auf eine viel schrecklichere Weise stillten.
    Und plötzlich wusste er eines mit unerschütterlicher Sicherheit: Diese Monstren waren keine Geschöpfe Gottes. Sie waren Ausgeburten einer anderen,

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