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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tunnellabyrinths, das sich meilenweit unter der Erde erstreckte.
    Vorsichtig bewegte er sich näher. Die unheimliche Wirkung des Gesangs nahm zu, als er den Männern näher kam. Und er begann sich fast körperlich unwohl zu fühlen. Trotzdem schlich er weiter, bis er den Rand des erhellten Bereiches fast erreicht hatte. Er wollte wissen, ob sich Buchanan unter den Männern vor ihm befand.
    Er konnte ihre Gesichter jedoch nicht erkennen, denn sie hatten die Kapuzen so weit nach vorne gezogen, dass darunter nur Schwärze zu sehen war. Immerhin erkannte er nun, dass ihre Kutten nicht so schmucklos waren, wie er bisher angenommen hatte, sondern über und über mit dünnen goldfarbenen Fäden bestickt, auf denen sich das gleiche Muster wiederholte, das er schon in der Kirche in Magotty und später auf dem Vorhang in der Sakristei gesehen hatte. Zumindest über eines glaubte er mittlerweile Klarheit zu haben: Die Einwohner Magottys huldigten irgendeinem heidnischen Kult, dessen Riten so schrecklich zu sein schienen, dass sie sich hierher, tief unter die Erde, verkrochen, um sie zu praktizieren. Und wie ihm Karlsson bewiesen hatte, waren sie sogar bereit zu töten, um ihr Geheimnis zu bewahren.
    Nach einer geraumen Weile bewegte sich die Prozession weiter. Coppelstone folgte ihr nun in geringerem Abstand und konzentrierte sich nicht nur allein auf die Männer, sondern auch auf die Tunnelwände. Er entdeckte mehr und mehr der runden, unterschiedlich großen Löcher, kam jedoch mindestens einmal auch an einer Öffnung vorbei, die offensichtlich nachträglich geschaffen worden war. Sie war unregelmäßig geformt und gute anderthalb Meter hoch und als er sie passierte, glaubte er Geräusche und ferne menschliche Stimmen zu hören.
    Der Weg war jetzt nicht mehr weit. Nach weiteren zwei- oder dreihundert Schritten erreichten sie das Ende des Tunnels. Es stellte sich als große Enttäuschung für Coppelstone heraus, denn statt des großen Geheimnisses erblickte er nur eine glatte, nach innen gewölbte Wand von der Farbe gebleichter Knochen, die den Stollen vollkommen abschloss. Die zwölf Männer nahmen in geringem Abstand davor Aufstellung. Ihr Gesang veränderte sich, und sie begannen seltsame, fast grotesk anmutende Bewegungen mit den Händen in die Luft zu zeichnen.
    Coppelstone war enttäuscht. Während er den Männern hierher gefolgt war, hatte er nicht nur die Gefahr beinahe vergessen, in der er immer noch schwebte, vielmehr hatte beinahe so etwas wie Abenteuerlust von ihm Besitz ergriffen. Aber er war nicht hierhergekommen, um einem Dutzend Verrückter dabei zuzusehen, wie sie eine Wand anbeteten.
    Trotzdem wartete er noch eine geraume Weile ab, gespannt darauf, was diesem merkwürdigen Singsang folgen würde. Aber es blieb alles beim Alten. Die Männer fuhren monoton mit ihrem Gesang und Gestöhne fort, und er hatte das unangenehme Gefühl, dass sie das möglicherweise noch bis zum nächsten Morgen tun würden – was sich mit seiner Beobachtung von heute früh decken würde, als er eine Gruppe beobachtet hatte, die bei Dämmerung die Kirche verließ.
    Er dachte an den Seitengang, an dem er vorübergekommen war. Er war mittlerweile sicher, dass es menschliche Stimmen gewesen waren, die er gehört hatte. Zwar war der Gang vollkommen dunkel gewesen, doch er musste ja nicht weit hineingehen. Schlimmstenfalls gab er ein passables Versteck ab, in dem er warten konnte, bis die Männer in den Kutten an ihm vorübergegangen waren, um ihnen zurück zur Kirche zu folgen. Coppelstone machte sich auf den Rückweg. Es war nicht leicht, den Gang wieder zu finden. Er tastete sich mit der Rechten an der Tunnelwand entlang, doch seine Finger stießen oft genug ins Leere, und er musste mühsam dem Verlauf der Kante vor sich folgen, nur um festzustellen, dass sie ein perfektes Rund bildete.
    Schließlich jedoch fand er, wonach er suchte: eine Öffnung, die größer als die meisten anderen war und unregelmäßiger geformt. Seine suchenden Finger tasteten über die Spuren von Meißeln und anderen, gröberen Werkzeugen, die den Stein bearbeitet hatten, und nachdem er gebückt den Stollen betreten hatte, hörte er auch wieder die Stimmen und dazu ein Durcheinander der unterschiedlichsten anderen Geräusche. Vor ihm waren entweder sehr viele Menschen, oder er hatte einen anderen Ausgang aus diesem unterirdischen Labyrinth gefunden.
    In absoluter Dunkelheit bewegte er sich weiter. Nachdem er sich das dritte Mal den Kopf an einem Stein gestoßen

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