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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dieser sonderbaren Behausung war jedoch keine Spur zu entdecken. Coppelstone war nicht unbedingt unglücklich darüber.
    Er warf noch einmal einen aufmerksamen Blick in beide Richtungen hinter sich, dann trat er vollends in die Höhle hinein und begann sie gründlich zu durchsuchen. Sehr viel gab es allerdings nicht, was eines genaueren Hinschauens wert gewesen wäre. Er fand nur ein paar alte Lappen, etliche grob aus Holz gefertigte Teller und Becher und eine primitive Feuerstelle, außerdem in einer kleineren, aus einer der Seitenwände herausgemeißelten Höhle ein Loch im Boden, das offensichtlich als Toilette diente. Wenn hier tatsächlich Menschen lebten, dann vegetierten sie eher wie Tiere.
    Er hörte ein Geräusch, fuhr herum und prallte entsetzt zurück. Eine Gestalt war in die Höhle getreten; vielleicht einer ihrer eigentlichen Bewohner – aber Coppelstone war im ersten Moment nicht einmal sicher, ob es überhaupt ein Mensch war.
    Der Mann trug einen langen, verfilzten Bart und Haar, das bis zu den Hüften herabreichte. Er war in schmutzstarrende Fetzen gekleidet, und er war so schlimm verkrüppelt, dass sich Coppelstone fragte, wie er so überhaupt leben konnte. Alle seine Glieder waren unterschiedlich lang und dick und was unter den Lumpen von seiner Haut sichtbar blieb, das war mit großen, hässlichen Geschwüren übersät. Er konnte sich kaum bewegen, sondern schleppte sich nur mühsam humpelnd vorwärts. Sein Gesicht sah noch schlimmer aus als das Morrisons, und in der rechten Hand trug er eine schwarze Eisenstange mit einer faustgroßen Kugel an einem Ende. Als er Coppelstone erblickte, blieb er stehen und riss verblüfft die Augen auf.
    Coppelstone erwachte endlich aus seiner Erstarrung, rannte los und stürzte an der Albtraumgestalt vorbei aus der Höhle. Der Mann wollte nach ihm greifen, aber Coppelstone wich seiner missgestalteten Hand mit einer raschen Bewegung aus. Mit weit ausgreifenden Schritten wandte er sich nach links und rannte ein gutes Stück, ehe er es zum ersten Mal wagte, auch nur einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen.
    Verblüfft blieb er stehen. Der Mann war verschwunden. Weder versuchte er ihm zu folgen, noch schien er Alarm geschlagen zu haben, was das Mindeste gewesen wäre, womit Coppelstone gerechnet hatte. Ganz im Gegenteil schien er einfach in seine Behausung zurückgegangen zu sein und jegliches Interesse an ihm verloren zu haben.
    Coppelstone sah sich mit klopfendem Herzen um. In dem bleichen grünen Schein, der alle Farben aufzehrte, war es schwer, Entfernungen abzuschätzen, doch der Stollen setzte sich ohnehin in beiden Richtungen weiter fort, als er sehen konnte. Er erblickte Dutzende weiterer Durchgänge. Wenn sich hinter jedem eine weitere Wohnhöhle verbarg, dann musste dies eine regelrechte unterirdische Stadt sein.
    Er trat auf den nächsten Durchgang zu, um seine Theorie zu überprüfen. Dahinter lag jedoch kein weiterer Wohnraum, sondern der Beginn einer steil nach unten führenden Treppe, die vielleicht zwanzig oder dreißig Stufen lang war. Verwirrende Geräusche und der Klang zahlreicher menschlicher Stimmen schlugen ihm aus der Tiefe entgegen.
    Er ging die Treppe hinunter und fand sich in einem winzigen, kaum anderthalb Meter hohen Raum, in dessen Seitenwand ein schmaler Spalt klaffte, der in eine weitere, offenbar sehr viel größere Höhle führte. Mit einiger Mühe quetschte er sich hindurch … und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    Die Höhle, die sich unter ihm ausbreitete, war gigantisch. Selbst das größte Gebäude, das Coppelstone jemals gesehen hatte, hätte spielend darin Platz gefunden, und obwohl Coppelstone ungefähr auf der Hälfte ihrer Höhe herausgekommen war, erhob sich ihre Decke mindestens noch einmal achtzig bis hundert Fuß über seinem Kopf.
    Auf ihrem Boden ragten die Ruinen einer bizarren, uralten Stadt hoch.
    Einst musste sie gigantisch gewesen sein. Die meisten Gebäude waren in sich zusammengefallen, viele zu wirren Steinhaufen ohne erkennbare Form, doch die wenigen, die stehen geblieben waren, boten selbst als halb verfallene Ruinen noch einen beeindruckenden Anblick. Beeindruckend, majestätisch und unheimlich zugleich, denn Coppelstone war auf den ersten Blick klar, dass diese Gebäude nicht von Menschen errichtet worden waren. Alles an ihnen war unvorstellbar groß und von zyklopischen Dimensionen, als wäre es für Riesen gedacht, und die Stadt wirkte in ihrer Gesamtheit … verzerrt. Die Linien, Winkel

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