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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorbei, das schwöre ich. Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass man Ihnen und Ihrem Sohn hilft. Es gibt gute Ärzte in der Stadt.«
    Er wusste selbst, dass das eine Lüge war. Nicht einmal der beste Arzt der Welt würde etwas für Morrison und seinen Sohn tun können.
    Und Morrison schüttelte auch nur den Kopf. »Niemand kann … uns helfen«, sagte er schleppend. »Wir haben uns … mit den falschen Mächten … eingelassen. Aber es muss … aufhören.«
    »Das verspreche ich«, antwortete Coppelstone in fast feierlichem Ton. »Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass diese ganze Brut verbrannt wird!«
    »Gut«, antwortete Morrison. »Bleiben Sie … hier. Kein … Licht. Ich hole Sie ab, wenn es … Tag wird.«

17
    Morrison hatte die Lampe mitgenommen, und das Zimmer verfügte nur über ein einziges, schmales Fenster, sodass es fast vollkommen dunkel wurde, nachdem er gegangen war. Coppelstone fühlte seine Müdigkeit nun mit Macht, doch er wagte es hier ebenso wenig wie vorhin im Wald, ihr nachzugeben. Morrison hatte zwar gesagt, dass sie niemals hierherkamen – wer immer sie auch sein mochten –, doch das bedeutete nicht, dass das auch stimmte. Möglicherweise waren sie in der Vergangenheit niemals hierhergekommen, aber wahrscheinlich hatte sich auch noch nie ein Eindringling hier versteckt, der die Existenz dieser ganzen Geheimgesellschaft gefährden konnte. Besser, er blieb wachsam.
    Coppelstone glaubte auch nicht, dass es so einfach sein würde, das Tal zu verlassen, wie Morrison zu glauben schien. Buchanans Leute würden nicht eher ruhen, als bis sie seiner habhaft geworden waren. Wenn er ihnen entkam, bedeutete das das sichere Ende ihrer monströsen Verschwörung, und das wussten sie. Coppelstone war sicher, dass der schwerste Teil seiner Flucht noch vor ihm lag.
    Er war noch immer zutiefst erschüttert von dem, was er von Morrison erfahren hatte. Einhundertneunundzwanzig Jahre, das war eine unvorstellbar lange Zeit; viel länger, als irgendein Mensch auf dieser Welt leben sollte, ja, Coppelstone war nicht einmal sicher, ob er, hätte man ihn vor die Wahl gestellt, so lange hätte leben wollen.
    Er fragte sich, ob Morrisons Verkrüppelung und die der anderen vielleicht etwas mit dieser unnatürlichen Langlebigkeit zu tun hatte. Die Natur hatte den Menschen, wie allen anderen Geschöpfen auf dieser Welt, eine bestimmte Lebensspanne zugedacht, und vielleicht war das, was er an Morrison und den anderen beobachtet hatte, das, was geschah, wenn man gegen die Gesetze der Natur verstieß.
    Tief in sich glaubte er jedoch nicht daran. Vielmehr spürte er, dass es etwas mit diesen furchtbaren Wurmkreaturen zu tun hatte und mit den vielleicht noch viel größeren, düstereren Geheimnissen, die noch unter der Stadt tief unten in der Erde lauern mochten.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, aber auch, um vielleicht abzuschätzen, wie viele Stunden noch bis Sonnenaufgang vergehen mochten, trat er ans Fenster und blickte hinaus. Die Scheibe war so schmutzig, dass er kaum etwas sehen konnte, doch nachdem er sie mit dem Jackenärmel sauber gewischt hatte, bekam er einen hinlänglichen Überblick über den gesamten Hof: Er konnte das gegenüberliegende Gebäude erkennen, einen Teil der Scheune und des dahinter liegenden Erdwalls und natürlich das riesige Silo im Herzen des Hofes. Den Mond konnte er aus seinem Blickwinkel heraus nicht sehen, weshalb er nicht sagen konnte, wie spät es war. Doch der Himmel war noch immer von einer gleichmäßigen, tiefen Schwärze überzogen. Bis Sonnenaufgang würde noch einige Zeit vergehen.
    Nachdem er eine Weile am Fenster gestanden hatte, hörte er wieder das Hundegebell von vorhin. Es war nun wesentlich näher. Nach etlichen Minuten gewahrte er das Licht einiger Sturmlaternen und Fackeln, die sich dem Durchgang im Wald näherten, und bald darauf konnte er auch die dazugehörigen Gestalten erkennen: ein gutes Dutzend Männer, die sich in raschem Tempo näherten und eine Anzahl kläffender Hunde mit sich führten.
    Coppelstone war im höchsten Maße beunruhigt. Er hätte nicht geglaubt, dass sie ihre Suche bis auf die Farm ausdehnen würden. Wenn sie hierherkamen – oder gar ins Haus! –, dann konnte er nur hoffen, dass den Hunden der Gestank hier drinnen ebenso zuwider war wie ihm und sie seine Spur verloren.
    Doch seine Sorge erwies sich diesmal als unberechtigt. Die Hunde näherten sich dem Erdwall bis auf vielleicht zwanzig Fuß und blieben dann stehen.

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