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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Nicht einmal, als ihre Führer sie zu prügeln begannen, waren sie dazu zu bewegen, auch nur einen einzigen Schritt weiter zu gehen, sondern bissen im Gegenteil nach ihnen und begannen schrill zu jaulen. Eines der Tiere riss sich los und verschwand mit einem schrillen Jaulen in der Nacht.
    Das Gekläff blieb auch auf der Farm nicht unbemerkt. In dem gegenüberliegenden Gebäude öffnete sich eine Tür, und zwei Gestalten in schwarzen Kutten traten heraus. Beide hatten ihre Kapuzen zurückgeschlagen, und trotz des schwachen Lichtes erkannte Coppelstone eine davon sofort. Es war Buchanan.
    Coppelstone beugte sich aufmerksam vor, so weit er konnte. Er bedauerte es sehr, durch die Fensterscheibe hindurch nicht verstehen zu können, was dort unten gesprochen wurde. Gebannt beobachtete er, wie Buchanan und der andere Mann zu der Gruppe hinter dem Erdwall eilten. Sie standen eine geraume Weile dort und debattierten, dann drehten sich die Männer mit den Fackeln herum und entfernten sich wieder. Buchanan und sein Begleiter gingen wieder zu dem Haus auf der anderen Seite des Silos zurück.
    Kurz bevor sie es erreichten, öffnete sich die Tür erneut, und Reverend Reeves und seine beiden Bewacher traten heraus. Buchanan eilte mit weit ausgreifenden Schritten auf ihn zu, hob die Arme und begann erregt zu gestikulieren. Coppelstone konnte immer noch nicht verstehen, was er sagte, aber seine Stimme war sehr laut; er schrie Reeves an, und der Reverend blieb ihm nichts schuldig, sondern antwortete in der gleichen Tonart, bis es Buchanan zu bunt wurde und er den beiden Bewaffneten ein Zeichen gab, Reeves wieder ins Haus zurückzuführen.
    Immerhin wusste er nun, dass Reeves noch am Leben war – und er sich offensichtlich auch von Buchanan und seinen bewaffneten Gehilfen nicht einschüchtern ließ. Und er wusste sogar ungefähr, wo er sich befand.
    Sein Entschluss stand fest. Er wartete, bis Buchanan und der andere Mann wieder im Haus verschwunden und unten auf dem Hof Ruhe eingekehrt war, dann verließ er Morrisons Zimmer und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Unterwegs lauschte er aufmerksam auf irgendwelche verräterischen Geräusche, hörte aber nichts. Das Haus schien vollkommen leer zu sein, oder alle seine Bewohner schliefen. Coppelstone vermutete aber eher, dass alle auf der Farm, die sich noch halbwegs schnell bewegen konnten, an der Jagd auf ihn beteiligt waren.
    Als er das große Zimmer im Erdgeschoss durchquerte, sah er sich nach irgendetwas um, was er als Waffe benutzen konnte. In Ermangelung einer besseren Möglichkeit ging er schließlich zum Kamin und nahm ein handliches, an einer Seite angekohltes Holzscheit heraus; keine besonders überzeugende Waffe, die ihm aber trotzdem ein Gefühl von – wenn auch vielleicht nur vermeintlicher – Sicherheit gab. Mit einer leisen Verwunderung nahm Coppelstone zur Kenntnis, dass sich tief in ihm offenbar ein Kämpfer verbarg. Er war im Grunde ein sehr friedliebender Mensch. Abgesehen von ein paar Raufereien während seiner Schulzeit hatte er in seinem ganzen Leben noch keinen Kampf ausgefochten. Nun aber hatte er binnen eines einzigen Tages einen Menschen getötet – oder war zumindest an seinem Tod beteiligt gewesen – und hatte etliche der Wurmkreaturen erschlagen. Und er musste sich eingestehen, dass er bereit war, weiter zu töten, um sein eigenes Leben zu verteidigen. Was er erlebt hatte, begann ihn zu verändern, und er hatte das Gefühl, dass diese Veränderung noch lange nicht abgeschlossen war. Irgendetwas in ihm war erwacht. Selbst wenn er dieses Abenteuer überlebte, würde er nie wieder derselbe sein wie zuvor.
    Er öffnete die Tür, sah sich sichernd um und huschte die ersten Schritte gebückt los, bis ihm einfiel, dass irgendjemand möglicherweise ebenso unbemerkt ihn beobachten konnte, wie er gerade auf den Hof hinabgesehen hatte. Den Rest des Weges bis zum Haus auf der anderen Seite legte er humpelnd und mit pendelnden Armen zurück.
    Die Tür zu öffnen, erwies sich als der mit Abstand gefährlichste Teil seines bisherigen Weges. Er konnte ja nicht wissen, ob sich jemand in dem dahinter liegenden Raum aufhielt, und seine Maskerade würde spätestens in dem Moment enden, in dem er ins Licht trat und irgendjemand sein unversehrtes Gesicht sah. Mit klopfendem Herzen presste er das Ohr gegen die Tür und lauschte. Er hörte nichts.
    Das hatte aber nichts zu sagen. Buchanan oder auch ein ganzes Dutzend Bewaffneter konnten unmittelbar auf der

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