X-Wing 02 - Die Mission der Rebellen
silbernen und goldenen Fäden durchzogen war. Ein Gürtel hielt die Bluse in der Taille zusammen, was recht sinnvoll war, denn sie hatte keine Knöpfe und stand von oben bis unten offen. Daher war Erisi zwar vollständig bekleidet, aber jeder, dessen Intelligenz die einer Affeneidechse von Kowaki überschritt, konnte sich vorstellen, wie sie nackt aussah, und eine Kabine mit ihr zu teilen erschien vielen Männern zweifellos äußerst wünschenswert.
Das Mitleid trat hinzu, sobald die Leute bemerkten, wie sie Corran behandelte. Erisi schimpfte ihn gnadenlos aus - wenn sie seine Anwesenheit überhaupt zur Kenntnis nahm. Meist trottete er respektvoll hinter ihr her, zahlte für die Dinge, die sie kaufte, und entschuldigte sich immer wieder für sie. Sie verhielt sich mehr als unverschämt, und sie schien Kraft aus den Grausamkeiten zu beziehen, denen sie ihn aussetzte. Es sah so aus, als hätten sie eine symbiotische Beziehung, in der Corran alles im Austausch für sexuelle Gefälligkeiten erduldete.
Am Ende war trotz Erisis Schönheit niemand mehr der Ansicht, daß dies ein ausgeglichener Handel war.
Erisi stampfte ungeduldig mit dem Fuß, während eine untersetzte Zollbeamtin auf sie zukam. Erisi verschränkte die Arme und warf der Frau einen mörderischen Blick zu. Zuerst zögerte die Zöllnerin, dann lächelte sie dünn. Ihre Miene teilte Corran ihre Gedanken nur zu deutlich mit. Ihr ist gerade eingefallen, daß sie hier die Macht hat, wenigstens im Augenblick, und sie wird Erisi für ihre Unverschämtheit zahlen lassen.
Die Zöllnerin schaute auf ihren Datenblock. »Ris Darsk?«
Erisi nickte kühl.
»Ich habe Reisepapiere mit den entsprechenden Visa für Sie, aber nicht für ihn.«
»Das ist Darsk Ristel.« Erisi winkte abfällig. »Er ist da.«
»Hier ist nur von einem Passagier die Rede.«
Erisi streckte den Finger aus und drückte einen Knopf auf dem Datenblock der Frau. »Da. Gepäck.«
Die Zöllnerin runzelte die Stirn. »Was ist der Zweck Ihres Besuches auf Imperial City?«
»Eine Privatangelegenheit.«
Ein schmieriges Lächeln überzog die finstere Miene. »Das genügt nicht für unsere Akten.«
Erisi warf Corran einen Blick zu, dann setzte sie ein rasiermesserscharfes Lächeln auf, das tief ins Selbstvertrauen der Zöllnerin schnitt. »Es handelt sich um eine Vergnügungsreise, obwohl ich nicht viel davon erwarte.«
Die Zöllnerin wandte sich Corran zu. »Und der Grund Ihres Hierseins, Sir?«
Erisi antwortete für ihn. »Er ist auf Geschäftsreise.«
»Beruf und Vergnügen? Sollte es nicht entweder das eine oder das andere sein?«
Erisi schüttelte bedächtig den Kopf. »Nicht, wenn mein Vergnügen sein Beruf ist. Er ist ein Telbun.«
Die Zöllnerin ruckte mit dem Kopf, was ein weiteres Kinn freilegte. »Telbun?«
»Genau. Mein Telbun hat mich hier auf Imperial City gezeugt, also bin ich, um der Familientradition zu entsprechen, mit diesem Telbun hergekommen, um zu empfangen.«
»Um zu empfangen? Um schwanger zu werden?«
»Sie verstehen schon.«
»Telbun. Aha.« Die Zöllnerin sah Corran an, und er wandte den Blick ab. »Telbun.«
Telbun entstammten der Mittelklasse von Kuat. Sie erhielten hervorragende akademische Ausbildungen und wurden von ihren Familien angehalten, ihre Manieren und ihre sportlichen Fähigkeiten zu schulen. Wenn sie das angemessene Alter erreicht hatten, unterzogen sie sich einer endlosen Reihe von Prüfungen, deren Ziel es war, ihnen Punkte für Intelligenz, Anmut, Gesundheit und genetische Anlagen zuzuordnen. Die großen Handelsfamilien, die die Oberklasse von Kuat bildeten, kauften so einen Telbun dann von dessen Familie, damit er ein Kind mit einer Angehörigen dieser Handelsfamilie zeugte und es dann aufzog. Das Kind würde Erbe des Handelshauses werden und dadurch alle Vorteile der hohen Geburt genießen, während die Familie des Telbun große materielle Vorteile aus den Gebühren für die Dienste des Telbun zog.
Dieses System, das die Fortpflanzung streng von emotionalen Bindungen trennte, kam vielen, Corran eingeschlossen, unmenschlich vor, aber die Kuati-Aristokratie hielt es in mancherlei Hinsicht für praktisch. Es erlaubte ihnen, Beziehungen einzugehen, ohne ein Kind der Gefahr auszusetzen, ins Feindeslager gezogen zu werden, wann immer eine Geschäftsbeziehung, die zwei Personen zusammenbrachte, nicht andauerte. Es verhinderte auch Inzucht innerhalb der Familien der Oberklasse und gab den Kindern einen Vormund und Lehrer, der sehr eng an seine
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