X-Wing 04 - Bacta-Piraten
selbst bestanden aus einer luftgetrockneten Mischung aus Schlamm und Speichel, die die Vratix auf ein Gerüst aus Zweigen und Ästen strichen. Dieses Material war zwar nicht so stark und haltbar wie Ferrocrete, aber die Türme und Tunnelhäuser hielten immerhin mindestens fünf Jahre.
In der Vergangenheit hatte die Zerstörung ihrer Behausungen durch die Elemente die Vratix immer wieder gezwungen, auf anderes Gelände weiterzuwandern, und es dem vorherigen Territorium damit erlaubt, sich zu erholen. Früher hatten die Vratix selbst den Speichel geliefert und die Mischung mit dem Schlamm vorgenommen. Nun bereitete eine domestizierte Form derselben Spezies, die Knytix, die Schlammischung für die Vratixgebäude. Die Knytix ähnelten den Vratix, waren allerdings kleiner und kräftiger und wirkten weniger elegant. Sie dienten den Vratix als Haus- und Arbeitstiere und, wie man Iella erzählt hatte, bei besonderen Gelegenheiten auch als Speise. Als sie erklärt hatte, sie könne niemals ein Haustier essen, hatte ein Vratix ihr erläutert, die Haustiere würden jenen in der Familie angeboten, die geehrt werden sollten, und dieses große Opfer sollte das Ausmaß ihres Respekts für das jeweilige Individuum anzeigen. Aber sie konnte sich trotzdem nicht vorstellen, ein Geschöpf zu essen, das junge Vratix einmal Hoppel, oder was immer das Vratix-Äquivalent sein mochte, genannt hatten.
Das Verspeisen der Knytix mochte wie eine barbarische Sitte einer barbarischen Gesellschaft anmuten, aber die Vratix waren alles andere als das. Ein Vratixdorf bestand aus mehreren Türmen, die sich etwa bis zur Mitte der Bäume erhoben. Konzentrische runde Terrassen mit kleinen Mauern am Rand ließen jeden dieser Türme wie eine Stufenpyramide aussehen, obwohl sie durch die abgerundeten Formen eleganter wirkten. Riesige Bogenbrücken verbanden einen Turm mit dem anderen und verschwanden beinahe ganz im Laub der Bäume.
Aber die Kunst der Vratix beschränkte sich nicht auf Architektur. Das grüne Oberlicht war von einem Vratix-Handwerker hergestellt worden, der bestimmte Blätter des Regenwaldes zerkaute und sie dann zu einer extrem dünnen, lichtdurchlässigen Schicht ausbreitete. Das Material wirkte außerordentlich zart, war aber fest genug, um Regen abzuhalten und gegen die Hitze zu bestehen.
Die Adern und Stiele der Blätter bildeten ein kompliziertes, chaotisches Netz, das sehr reizvoll aussah, aber Iella wußte, daß es sich dabei nur um einen Nebeneffekt handelte. Da sowohl Licht als auch Töne Zeit brauchten, um Auge und Ohr zu erreichen, betrachteten die Vratix Gehör und Sicht als sekundäre und trügerische Sinne. Was man sah oder hörte, war immer etwas, das in der Vergangenheit geschehen war, aber was man mit dem Tastsinn erfassen konnte, war direkt und gegenwärtig.
Iella streckte die Hand aus und strich über die Innenseite des runden Oberlichts. Mit dieser sanften Berührung ertastete sie eine Unzahl verschiedener Strukturen, einige weich, andere glatt, wieder andere rauh oder scharf. Sie verglich diese Abfolge mit der der Musik in einer Symphonie, nur daß sie hier selbst entscheiden konnte, wie sie die Oberfläche berührte, und demnach auch, was sie in welcher Reihenfolge verspürte. Wenn ich traurig wäre, würde mich das Weiche und Glatte trösten, und wenn ich besonders nervös wäre, könnte mich das Scharfe zur Vorsicht veranlassen.
Ähnlich waren in das gesamte Zimmer viele unterschiedliche Strukturen verwoben worden. Die Wände hatten sanfte Kämme, die wie Wogen auf einem Ozean aussahen. Sie bildeten Spiralen und öffneten sich zu glatteren Flächen, die beruhigend wirkten. Die Plattform, auf der Iella schlief, war wie ein Krater geformt, aber die Seiten und Ränder waren glatt und beinahe glitschig, wenn man sie berührte. Nahe dem Türloch warnten höhere Wölbungen vor möglicher Gefahr.
»Sie haben an alles gedacht.«
»Nicht ganz.« Eine Hand tauchte am unteren Rand des Türlochs auf, dann spannten sich die Sehnen und Muskeln des zugehörigen Arms, und Elscol zog sich herein. »Die Vratix waren so nett, ein paar Fußleisten mit einzubauen, an denen wir uns hochhangeln können, aber mir wäre eine Strickleiter immer noch lieber.«
Iella lachte und half der anderen Frau, sich ins Zimmer zu ziehen. Da die hinteren Beine der Vratix so stark waren, stellte es kein Problem für sie dar, durch ein Türloch eines über ihren Köpfen liegenden Raums zu springen. Nie war es notwendig gewesen, Stufen anzubringen,
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