X-Wing 06 - Operation Eiserne Faust
Ich wäre einfach verschwunden.« Sie schauderte. »Und das habe ich nicht fertiggebracht.«
Donos stieß Rossik mit dem Fuß an. Die Leiche rollte auf den Rücken, so daß man jetzt die glasig blickenden, starren Augen sehen konnte. Er beugte sich über ihn, um dem Mann den Blaster wegzunehmen. »Warum hat Ihr Bruder gegen Sie gezogen?«
»Weil ich nein gesagt habe. Ich habe gesagt, daß ich nicht mit diesem Mann hier, Rossik, zur Eisernen Faust gehen würde. Offensichtlich hätte mein Bruder sein Geld nur bekommen, wenn ich mit Rossik gegangen wäre. Und da er kein Geld bekommen würde, wollte er mich töten.«
»Nicht gerade ein Zeichen von Geschwisterliebe.« Donos sah zu Tavins Leiche hinüber und nahm auch dessen Waffe an sich. Dann sah er sich über die Schulter nach Lara um. »Tut mir leid. Das hätte ich jetzt nicht sagen sollen.«
»Schon gut. Der Tavin, der mir einmal etwas bedeutet hat, hat schon aufgehört zu existieren, als ich noch ein kleines Mädchen war; und das hier ist aus ihm geworden. Der Tavin von früher wird mir fehlen… aber den haben nicht Sie getötet.«
»Wir können uns nicht darauf verlassen, daß Rossik nicht noch mehr Leute in seinem Team gehabt hat. Nehmen wir uns ihre Papiere, schauen uns schnell im Haus um und sehen dann zu, daß wir wieder zu unseren X-Flüglern kommen. Ich möchte diese Welt so schnell wie irgend möglich verlassen.«
Während Castin von seinem Terminal aus die Sicherheitssysteme der Eisernen Faust attackierte, mußte er immer wieder auf den Flur hinter sich achten. Bis jetzt waren von den Wissenschaftlern oder Technikern in den Räumen hinter den Sichtfenstern keine in den Flur gekommen, aber das konnte sich schnell ändern.
Und die Computersicherheit hier war hervorragend. Jemand, der fast ebenso geschickt war wie er, hatte ein mehrschichtiges Verteidigungssystem aufgebaut, das ihn bis jetzt mit Erfolg davon abgehalten hatte, sein Programm in das Kommunikationssystem einzuschmuggeln. Castin war zwar überzeugt davon, seinem unbekannten Kollegen überlegen zu sein, aber jener hatte Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre Zeit gehabt, seinen Code aufzubauen; Castin andererseits war jetzt darauf angewiesen, ihn binnen Minuten auszutricksen. Und trotz seiner überlegenen Geschicklichkeit und der Werkzeuge, die er mitgebracht hatte, machte ihm das erhebliche Schwierigkeiten.
Das ärgerte ihn, ärgerte ihn so sehr, daß er Mühe hatte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Nein, das ergab keinen Sinn. Schwer zu knackende Systeme waren eine Herausforderung für ihn, nicht eine Quelle des Ärgers, und sie schärften seine Konzentration, anstatt sie zu beeinträchtigen. Wie kam es also, daß er verstimmt war? Er lehnte sich zurück, wandte seine Aufmerksamkeit kurz von dem Bildschirm ab, der bis jetzt all seine Wünsche abgelehnt hatte, um darüber nachzudenken.
Selbst im Magen spürte er ein Rumoren, und das war es, was ihm endlich einen Hinweis darauf gab, worauf seine Verstimmung zurückzuführen war. Es war das, was er Augenblicke zuvor gesehen hatte. Die Lebewesen in den Käfigen. Das Talz auf dem Operationstisch, ein an und für sich friedliches Lebewesen, das von Chemikalien so aufgeputscht war, daß es Zorn und Wut ausstrahlte.
Das war lächerlich. Solche Dinge interessierten ihn doch gar nicht. Ein Talz war kein Mensch, war nicht einmal besonders wichtig, und wenn die Wissenschaftler ihre Experimente an ihm machen wollten, so war ihm das gleichgültig.
Aber das beunruhigende Gefühl hielt an.
Das Leben dieses Geschöpfes war zu Ende. Selbst wenn es ihm durch ein Wunder gelingen sollte, aus der Gefangenschaft zu entfliehen, würde ihn doch das, was ihm widerfahren war, für alle Zeit verändern. Konnte es denn auf seine Welt zurückkehren, zu seiner Familie, von dem Wissen erfüllt, wie man ihm Gewalt angetan hatte, wie man sein ganzes Wesen verändert hatte und dennoch zu dem Leben zurückkehren, das es früher einmal gekannt hatte? Castin bezweifelte das.
Er stieß eine halblaute Verwünschung aus. Für solche Überlegungen hatte er jetzt keine Zeit. Was interessierten ihn ein paar Käfige voll nichtmenschlicher Lebewesen, an denen Zsinj Experimente vornehmen ließ?
Aber die Bilder wollten einfach nicht veschwinden, verdrängten die Techniken und Vorgehensweisen, die er für seinen Einsatz brauchte, erfüllten ihn mit Gefühlen, die er jetzt überhaupt nicht brauchen konnte.
Mitgefühl.
Mitgefühl mit jenen haarigen, übelriechenden und
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