Xander, auf Liebe und Tod
Begriff
»Vierzehntage-Kulturaustausch« hätte wählen können, sahen die drei Teenager ihn
solange komisch an, bis er einen anderen Raum aufsuchte.
Xander liebte das Ereignis, da es bedeutete, dass der Unterricht
mehr oder minder ausfiel, während der große Schmelztiegel sich selbst zu der
zwei Wochen andauernden kulturellen Vielfalt gratulierte.
Die schlechte Nachricht war, dass die Veranstaltung in diesem Jahr
auch eine Exkursion in das Museum für Naturkunde von Sunnydale und dessen
aktueller Ausstellung der »Schätze Südamerikas« mit
einschloss - eine Wanderausstellung, die absichtlich genau zur Zeit des
Kulturaustauschs in ebendiesem Museum gezeigt wurde.
Xander hatte derartige Ausflüge früher sehr gemocht, doch der
letzte, an dem er teilgenommen und der in den hiesigen Zoo geführt hatte,
endete damit, dass er selbst und vier weitere Schüler vom Geist einer Hyäne
heimgesucht worden waren. Die fünf hatten daraufhin mit Haut und Haaren ein
Schwein vertilgt und dasselbe mit Direktor Flutie getan. Xander war daraufhin
zu der Überzeugung gelangt, dass Exkursionen eigentlich keine so gute Idee
waren, wenn man am Rande des Höllenschlunds lebte.
Fluties etwas strenger Nachfolger, Direktor Snyder, hielt nichts
von Exkursionen. Das war eine der wenigen Seiten Snyders, die Xander gefielen.
Der bevorstehende Ausflug stellte anscheinend die große Ausnahme dar.
»Das ist so unfair«, sagte Buffy, als sie auf die große Freitreppe
zuhielten, die sie in das Museum führen würde. Bereits während der gesamten
Busfahrt hierher hatte sie sich darüber beklagt, dass ihre Mutter eingewilligt
hatte, einen der Austauschschüler zu beherbergen. Xander selbst war von dieser
Möglichkeit verschont geblieben. Seine Eltern hatten ihr vollkommenes
Desinteresse daran bekundet, wie sein Vater es nannte, »für lau Hotel für
jemand zu spielen, der nichma die Sprache kann«.
»So übel finde ich das gar nicht«, meinte Willow.
»Es ist oberätzend. Mom hätte mich wenigstens vorwarnen können.«
Xander sagte: »Na ja, eine Menge Eltern machen das dieses Jahr.
Das gehört eben zu dem ganzen Kulturaustausch-Brimborium: die Ausstellung, der
Tanzabend…«
»Ich habe ein echt tolles Kostüm für den Tanzabend«, verkündete
Willow in dem offenkundigen Versuch, das Thema zu wechseln.
Buffy schluckte den Köder jedoch nicht. »Zwei Wochen lang jemand
vollkommen Fremdes bei mir zu Hause. Ich drehe noch durch. Ich werde innerhalb
von drei Tagen eine Gefahr für mich selbst und andere sein, ich schwöre es.«
»Ich finde das Austauschprogramm cool«, sagte Xander mit der
ganzen Zuversicht desjenigen, der sein Zuhause mit niemandem teilen musste.«
Als beide Mädchen zweifelnde Blicke auf ihn abschossen, fügte er hinzu:
»Wirklich. Es ist eine wunderbare Verschmelzung von zwei Kulturen.«
»Hast du jemals an einem Austauschprogramm teilgenommen?«, wollte
Buffy wissen.
Xander tat so, als würde er ernsthaft über die Frage nachdenken.
»Mein Dad wollte mich mal an irgendwelche Armenier verkaufen.
Zählt das auch?«
Damit entlockte er Buffy wenigstens ein Lächeln.
Die drei betraten die Haupthalle. Dort gab es eine Dinosaurierausstellung.
Wie kommt es eigentlich, dachte Xander, dass in jedem naturkundlichen Museum
Dinosaurier in der Lobby herumstehen?
Cordelia war unter einem ganz besonders bedrohlich aussehenden
Skelett stehengeblieben und betrachtete gemeinsam mit einer Hand voll ihrer
Vasallen eine Reihe von Fotos. Sie deutete auf einen Schnappschuss und rief:
»Das ist meiner. Sven aus Schweden. Ist er nicht zum Anbeißen. Meiner ist
absolut der Beste.«
Aber klar, dachte Xander, Durchlaucht müssen natürlich von allem
das Beste haben.
Buffy ging auf Cordelia zu und sagte: »Was siehst du dir da an?«
Das war an und für sich schon erstaunlich. Noch vor ein paar
Monaten hätte Cordy ihr nicht einmal die Uhrzeit verraten, und Buffy hätte sie
auch niemals danach gefragt. Doch die Jägerin hatte seither zweimal Cordelias
Leben gerettet: das erste Mal vor einem Mädchen, das unsichtbar geworden war
und Cordy und ihre Freunde terrorisierte; das zweite Mal vor einer Bande
durchgeknallter Schüler, die ihren Kopf Frankensteins Braut aufsetzen wollten.
Das vermochte, so nahm Xander an, auch die frostigste Beziehung aufzutauen.
Niemand würde den beiden jemals vorwerfen, dass sie die besten Freundinnen
geworden waren, aber wenigsten gingen sie einigermaßen höflich miteinander um.
Wenn jemand Xander gefragt hätte, so
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