Xander, auf Liebe und Tod
dem Arschgesicht wurde
unvermittelt durch eine Stimme unterbrochen, die sich vom Eingang der
Ausstellung südamerikanischer Schätze an die Menge wandte: »Willkommen. Wir
gehen jetzt weiter zur Begräbniskammer der Inkas. Das Menschenopfer«, ergänzte der
Führer Unheil verkündend, »beginnt… jetzt.«
Die Schüler betraten nach und nach die Kammer. Willow schloss sich
wieder Xander und Buffy an; Rodney ging seiner Wege. Sie kamen in einen
abgedunkelten Saal, wo Scheinwerfer verschiedene Artefakte beleuchteten. Das
zentrale Exponat war ein riesiger steinerner Sarkophag auf einem Sockel. Das
Trio reihte sich in die Schlange der Schüler ein, die davor anstanden.
»Typischer Museumstrick«, maulte Xander. »Sie versprechen dir
Menschenopfer und zeigen dir alte Töpfe und Pfannen.«
Der Führer setzte seinen Vortrag fort: »Vor fünfhundert Jahren
wählte das Volk der Inkas ein schönes junges Mädchen, das ihre Prinzessin
werden sollte.«
Willow tuschelte: »Ich hoffe, diese Geschichte endet mit den
Worten: Und sie lebte glücklich bis ans Ende ihrer Tage.«
Als sie endlich vor dem Sarkophag standen, entdeckte Xander darin einen mumifizierten Leichnam, der aussah, als wäre er
aus Leder. Die Augenhöhlen waren schwarz, der Kiefer eingesunken und die
verschrumpelten Arme umschlossen etwas, das wie ein besonders kunstvoller
Teller anmutete.
»Nein«, flüsterte Xander zurück, »ich schätze, sie endet mit: Und
sie endete als furchterregende, ausgebleichte, verschrumpelte Mumie.«
»Die Inkas jedoch«, fuhr der Museumsführer fort, »opferten ihre
Prinzessin dem Berggott Sebancaya. Eine Gabe, die sodann für alle Zeiten
lebendig in einer finsteren Gruft begraben wurde.«
»Sie hätten sie wenigstens in hübsche weiße Bandagen wickeln
können. Wie in diesen Filmen über das alte Ägypten«, meinte Willow.
Der Führer sprach weiter: »Die Prinzessin verblieb dort. Ihr
einziger Schutz war ein verfluchtes Siegel, das dort zur Warnung für jedermann
zurückgelassen wurde, der versuchen sollte, sie aufzuwecken.«
Ein Teil von Xander fand diese ganze Angelegenheit ziemlich
widerwärtig; der weit größere Teil jedoch blieb davon vollkommen unbeeindruckt.
Er hatte im vergangenen Jahr weitaus bizarrere Dinge gesehen als eine längst
verstorbene Inka-Prinzessin.
Abgesehen davon hatte er im Moment weiß Gott andere Sorgen.
»Und wann kreuzt dein Austauschknabe bei dir auf, Buffy?«
»Sein Name ist Ampata. Ich hole ihn morgen Abend vom Busbahnhof
ab.«
»Oh, am Busbahnhof von Sunnydale. Wie romantisch. Gibt es einen
schöneren Weg, jemanden mit unserem Land bekannt zu machen, als mit dem Gestank
von Urin und Abgasen?«
»Wenn ihr mir jetzt bitte hier entlang folgen wollt«, bat der
Museumsführer und wies ihnen den Weg zu einem weiteren Schatz der Inkas.
Rodney konnte kaum glauben, wie nachlässig die
Sicherheitsmaßnahmen im Naturkundemuseum waren. Es war, als würden sie geradezu
darum betteln, ausgeraubt zu werden.
Es gab in der Südamerika-Ausstellung lediglich Punktstrahler, und
die Ausstellungsstücke befanden sich auf Podien, so dass es Unmengen dunkler
Ecken und Nischen gab, in denen sich Rodney verstecken konnte.
Er wartete geduldig, bis seine Mitschüler verschwunden waren, und
anschließend, bis das Museum geschlossen wurde. Das einzige Problem während der
langen Warterei war, dass er sich nach einer Zigarette sehnte. Zumindest das
hatte er beim letzten Mal gelernt. Irgendjemand würde den Rauch bemerken.
Da fiel ihm ein, dass jemandem auffallen könnte, dass er nicht im
Bus war. Aber andererseits wichen ihm die meisten Menschen aus. Willow würde
ihn vielleicht vermissen, aber darüber hinaus würde sein Fehlen
höchstwahrscheinlich von niemandem bemerkt.
Und wenn doch, wer würde schon was darum geben? Falls dieser
kleine Hohlkopf Snyder ihn - mal wieder - in sein Büro zitierte, würde er
einfach behaupten, er hätte sich verlaufen.
Als sämtliche Türen verriegelt waren, schlich sich Rodney aus
seinem Versteck. Das meiste Zeug war hinter Glas und wahrscheinlich mit
Alarmdraht verkabelt. Doch die Trottel hatten absolut nichts unternommen, um
die Mumie zu schützen.
Und ihren Teller.
Der Schwachkopf im Anzug hatte das Ding ein verfluchtes Siegel genannt,
was immer das bedeuten mochte. Rodney wusste nur, dass es irgendwie hübsch
aussah. Wahrscheinlich konnte er es für gutes Geld verkaufen.
»Cool«, sagte er, als er in den Sarg langte und nach dem Teller
griff.
Unglücklicherweise
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