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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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klammerte sich an die Stuhllehne; er mußte sich etwas verrenken, bis er in Fahrtrichtung sah, und schließlich bemerkte er, daß er sanft über die Köpfe der Menge glitt.
    Die Jungen rannten dem Maulwurf rufend und winkend hinterher; Rees ignorierte sie nach besten Kräften, und nach ein paar Metern ging ihnen die Puste aus, und sie gaben auf.
    Rees starrte den neben ihm sitzenden Mann unverhohlen an; es war eine dünne Person mittleren Alters mit einem breiten Goldbesatz an seinen Ärmelaufschlägen. Der Mann musterte ihn geringschätzig und rutschte dann fast unmerklich auf die andere Kante seines Sitzes.
    Rees wandte sich an Gover. »Du nennst mich immer ›Minenratte‹. Was ist eine ›Ratte‹?«
    Gover grinste spöttisch. »Ein Wesen von der alten Erde. Ungeziefer, das Niedrigste vom Niedrigsten. Hast du schon von der Erde gehört? Das ist der Ort, wo wir…« – er betonte das letzte Wort – »herkommen.«
    Rees dachte darüber nach; dann studierte er das Fahrzeug, in dem er fuhr. »Wie nennt ihr dieses Ding?«
    Gover sah ihn mit spöttischem Mitleid an. »Das ist ein Bus, Minenratte. Nur eine der Kleinigkeiten, die wir hier in der zivilisierten Welt haben.«
    Rees musterte die Konturen des mit Sitzbänken und Menschen beladenen Zylinders. Es war auf jeden Fall ein Maulwurf; da waren die verschmorten Stellen, wo – was auch immer – abmontiert worden war. Spontan beugte er sich vor und schlug mit der Faust auf die Oberfläche des ›Busses‹. »Status!«
    Gover ignorierte ihn geflissentlich. Rees bemerkte, daß sein dünner Nachbar ihn mit einer Mischung aus Neugier und Abscheu ansah…
    …und dann meldete der Bus mit lauter Stimme: »Schwere Sensorstörung.«
    Die Stimme war von irgendwoher unter dem dünnen Mann gekommen; er sprang auf und starrte mit offenem Mund auf den Sitz unter sich.
    Gover blickte Rees mit mißmutigem Interesse an. »Wie hast du das gemacht?«
    Rees lächelte und kostete den Moment aus. »Oh, das war gar nichts. Weißt du, da, wo ich herkomme, haben wir auch… äh… Busse. Ich werd’ dir später davon erzählen.«
    Mit süffisanter Gelassenheit setzte er sich wieder hin und genoß die Fahrt.

    Die Reise dauerte nur ein paar Minuten. Der Bus hielt oft an, und an jeder Haltestelle stiegen Fahrgäste aus und zu.
    Von einem Moment zum anderen verließen sie das Kabelgewirr und glitten über ein Stück freier Fläche des Decks. Ungefiltertes Licht des Nebels blendete Rees. Als er zurückblickte, sahen die Kabel aus wie eine mehrere hundert Meter hohe Wand aus geflochtenem Metall mit einem Dach aus Blättern darüber.
    Die Schnauze des Busses begann sich zu heben.
    Zuerst dachte Rees, es sei nur Einbildung. Dann bemerkte er, daß die Passagiere sich auf ihren Sitzen hin- und herbewegten; und noch immer nahm der Steigungswinkel des Fahrzeugs zu, bis Rees schließlich den Eindruck hatte, daß er über eine Metallrutsche zu den Kabeln hinunterglitt.
    Er schüttelte müde den Kopf. Für diese Schicht hatte er von Wundern genug. Wenn Gover ihm doch nur kurz erklärt hätte, was sich hier abspielte…
    Er schloß die Augen. Komm schon, du mußt von selbst darauf kommen, sagte er sich. Er dachte an das Floß, wie es von oben ausgesehen hatte. Hatte es denn wie eine Schale gewirkt? Nein, während der ganzen Fahrt zum Rand war es flach gewesen; da war er sich ganz sicher. Also was war es dann?
    Furcht packte ihn. Angenommen, das Floß war dabei, abzustürzen. Vielleicht waren die Kabel an tausend Bäumen abgerissen; vielleicht kippte das Floß um und warf seine menschliche Fracht in die abgrundtiefe Luft…
    Er schnaufte, als er nach einigem Nachdenken auf die Lösung des Problems kam. Der Bus überwand die Anziehungskraft des Floßes, die in seinem Schwerpunkt am stärksten war. Wenn die Bremsen des Busses jetzt versagten, würde er über die Ebene, die vom Rand ins Zentrum des Floßes führte, zurückrollen… gerade so, als ob er bergab rollte. In Wirklichkeit war das Floß natürlich eine flache, im Raum schwebende Platte; aber sein zentrales Schwerefeld bewirkte, daß jeder, der nahe am Rand stand, den Eindruck hatte, daß dieser sich aufwölbte.
    Als sich das Gefälle normalisiert hatte, kam der Bus ruckelnd zum Stehen. Auf dem Deck waren entlang der Busroute einige Stufen angebracht, die zum äußeren Rand führten. Die Passagiere sprangen herunter. »Du bleibst hier«, befahl Gover Rees, und folgte den anderen auf die flachen Stufen.
    In unmittelbarer Nähe des Randes waren die

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