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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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großen Konturen einer Versorgungsmaschine zu erkennen, vor der die Passagiere eine kurze Schlange bildeten.
    Rees blieb gehorsam auf seinem Platz. Er hätte die Maschine am Rand gerne näher in Augenschein genommen. Aber diesen Plan würde er in einer späteren Schicht, wenn er Zeit hatte und wieder bei Kräften war, realisieren.
    Es wäre trotzdem schön gewesen, zum Rand zu gehen und in die Tiefen des Nebels zu schauen… Vielleicht hätte er sogar den Gürtel sehen können.
    Nacheinander kamen die Passagiere zum Bus zurück; sie trugen Proviantpakete wie die, die Pallis zum Gürtel gebracht hatte. Der letzte Passagier schlug gegen den Bug des Busses, worauf die verschlissene alte Maschine sich in Bewegung setzte und den imaginären Abhang hinunterfuhr.

    Pallis Kabine war ein simpler, in drei Räume unterteilter Würfel: Es gab einen Eßbereich, einen Wohnraum mit Sitzen und Hängematten sowie eine Naßzelle mit einem Abfluß, einer Toilette und einer Dusche.
    Pallis hatte ein langes, schweres Gewand angezogen. An dem Kleidungsstück waren grüne Kragenspiegel mit der stilisierten Darstellung eines Baumes angebracht, die, wie Rees erkannt hatte, Pallis’ Rang unter den Waldläufern auswiesen. Pallis wies Rees und Gover an, sich zu waschen. Als Rees an der Reihe war, näherte er sich den glänzenden Wasserhähnen mit einiger Ehrfurcht; er konnte kaum glauben, daß der reine, glitzernde Stoff, der aus diesen Armaturen kam, Wasser war.
    Pallis bereitete ein Essen vor, eine kräftige Fleischbrühe. Rees hatte sich mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden der Kabine niedergelassen und aß mit gutem Appetit. Gover saß auf einem Stuhl und hatte sich in sein übliches Schweigen gehüllt.
    Es gab in Pallis’ Wohnung keinerlei Schmuck, mit Ausnahme von zwei Exponaten im Wohnbereich. Eines dieser Objekte war ein von der Decke herabhängender Käfig aus Korbgeflecht; er beherbergte fünf oder sechs junge Bäume, deren noch nicht ausgewachsene Zweige herumwirbelten. Sie füllten den Raum mit Bewegung und einem angenehmen Holzgeruch. Rees sah, wie die Skitters, von denen ein oder zwei mit hellen Blumen verziert waren, auf die Kabinenbeleuchtung zuschossen und in leiser Enttäuschung gegen die Wände ihres Käfigs prallten. »Wenn sie zu groß werden, lasse ich sie frei«, sagte Pallis zu Rees. »Sie sind nur – Gesellschaft für mich, glaube ich. Ich weiß, daß es Leute gibt, die die frisch geschlüpften Skitters mit Draht anbinden, damit sie nicht wachsen, und sie auf diese Weise entstellen. Ich könnte so etwas nie tun. Ganz gleich, wie dekorativ das Ergebnis wäre.«
    Der andere Schmuckgegenstand war ein Foto, das Bild einer Frau. Solche Dinge waren auf dem Gürtel unbekannt – die alten, verblassenden Bilder wurden in den Familien weitergereicht wie schäbige Erbstücke – aber dieses Portrait wirkte frisch und lebendig. Mit Pallis’ Erlaubnis nahm Rees es in die Hand…
    …und zuckte zusammen, als er das lächelnde Gesicht erkannte.
    Er wandte sich zu Pallis. »Das ist Sheen.«
    Pallis rutschte unangenehm berührt auf seinem Stuhl hin und her, und seine Narben wurden glutrot. »Ich hätte mir denken können, daß du sie kennst. Wir – waren mal Freunde.«
    Rees stellte sich den Piloten und seine Schichtführerin zusammen vor. Das Bild bedrückte ihn zwar ein wenig, schmerzte aber nicht direkt wie die Konterfeis einiger anderer Paare, die er in der Vergangenheit schon gesehen hatte. Pallis und Sheen, ein Paar; das war eine Vorstellung, mit der er sich zur Not noch anfreunden konnte.
    Er steckte das Foto in den Rahmen zurück und machte sich nachdenklich kauend wieder an sein Essen.
    Beim Schichtwechsel legten sie sich schlafen.
    Rees fühlte sich in der elastischen Hängematte irgendwie zu Hause. Die nächste Schicht würde neue Veränderungen, Überraschungen und verwirrende Situationen bringen; aber er war darauf gefaßt. Für die nächsten Stunden jedenfalls war er in der schützenden Schale des Floßes in Sicherheit.

    Ein respektvolles Klopfen ließ Hollerbach aus seiner tranceähnlichen Konzentration aufschrecken. »He? Wer, zum Teufel, ist das?« Seine Augen benötigten ein paar Sekunden, um sich zu akkomodieren – und seine Gedanken brauchten noch länger, um sich von der Hektik der Lebensmitteltests zu lösen. Er tastete nach seiner Brille. Natürlich war das alte Modell nicht das Optimale für seine Augen, aber die Linsen halfen ihm ein wenig.
    Ein großer, narbenbedeckter Mann kam unscharf ins Bild

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