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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und war drauf und dran, Pallis hinauszuwerfen… Aber Rees wartete mit einem intelligent fragenden Blick auf eine Antwort.
    »Hmm. Das kann man nicht in einem Satz erklären, Junge.« Wieder trommelte er mit den Fingern. »Nun, es kann nichts schaden… und es ist vielleicht ganz amüsant…«
    »Sir?« meinte Pallis fragend.
    »Kannst du mit einem Besen umgehen, Junge? Wir könnten nun wirklich jemanden gebrauchen, der dieses nutzlose Stück von Gover unterstützt. Ja, warum eigentlich nicht? Pallis, nehmen Sie ihn mit zu Grye. Lassen Sie ihn ein paar Gelegenheitsarbeiten verrichten; und richten Sie Grye von mir aus, daß er ihm ein bißchen Grundlagenwissen beibringen soll. Vielleicht kann er sich ja nützlich machen, wenn er schon unseren Fraß ißt.
    Aber nur bis der Baum abgeht, denken Sie daran.«
    »Danke, Hollerbach…«
    »Oh, machen Sie, daß Sie rauskommen, Pallis. Sie haben gewonnen. Nun lassen Sie mich weiterarbeiten. Und in Zukunft behalten Sie ihre verdammten lahmen Skitters selbst.«

4

    EINE HANDGLOCKE, die irgendwo geläutet wurde, sagte ihm, daß die Schicht vorüber war. Rees zog seine Arbeitshandschuhe aus und überflog das Labor mit routiniertem Blick; nach seinen Bemühungen glänzten Boden und Wände nun im Licht der an ihnen befestigten Lampen.
    Er verließ zögernd das Labor. Das Licht des Sterns über ihm verursachte ein stechendes Gefühl auf seiner nackten Haut, und er blieb ein paar Sekunden lang stehen, um den Smog einzuatmen. Rücken und Beine schmerzten, und die Haut der Oberarme juckte an den Dutzenden von Stellen, wo die Spritzer ätzender Reinigungsmittel ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Die wenigen Dutzend Schichten vor dem Abflug des nächsten Baumes schienen wie im Flug vorüberzugehen. Er nahm die exotischen Sehenswürdigkeiten und Gerüche des Floßes in sich auf, in der bangen Erwartung, den Rest seines Lebens wieder in einer einsamen Kabine auf dem Gürtel verbringen zu müssen; die Erinnerungen an das Floß würden ihm ebenso teuer sein wie Pallis die Fotografie von Sheen.
    Dennoch mußte er sich eingestehen, daß das, was er gesehen und was man ihm beigebracht hatte, herzlich wenig war – trotz der vagen Versprechungen von Hollerbach. Die Wissenschaftler waren wenig erfreuliche Exemplare – meistens in mittlerem Alter, übergewichtig und überempfindlich. Stolz wie Oskar auf die paar Litzen, die ihren Rang auswiesen, gaben sie sich ihren merkwürdigen Beschäftigungen hin und ignorierten ihn. Grye, der Assistent, der mit der Aufgabe betraut worden war, ihm Bildung beizubringen, hatte nicht viel mehr getan, als Rees ein Bilderbuch und einen Stapel reichlich komplizierter Laborberichte in die Hand zu drücken, um ihm das Lesen beizubringen.
    Trotzdem hatte er mit Sicherheit gut putzen gelernt, dachte er traurig.
    Aber gelegentlich, nur ganz selten, wurde seine lebhafte Phantasie von irgend etwas erregt. Zum Beispiel durch diese Batterie von Flaschen, die wie in einer Bar in einem der Labors aufgereiht war und in denen sich Baumsaft in verschiedenen Stadien des Verharzens befand…
    »Du! Wie heißt du? Oh, verdammt, du, Junge! Ja, du!«
    Rees wandte sich um und sah einen Stapel staubiger Bücher, die auf ihn zugestapft kamen. »Du, der Junge aus dem Bergwerk. Komm, hilf mir mit diesem Kram…« Über den Büchern erschien ein rundes, von einer Glatze gekröntes Gesicht, und Rees identifizierte Cipse, den Chefnavigator. Er vergaß seine Schmerzen, eilte auf den keuchenden Mann zu und nahm ihm einigermaßen vorsichtig die obere Hälfte der Bücher ab.
    Cipse schnappte erleichtert nach Luft. »Hast dir ordentlich Zeit gelassen, was?«
    »Tut mir leid…«
    »Ja, komm schon. Wenn wir diese Drucke nicht schleunigst zur Brücke schaffen, dann kannst du sicher sein, daß sich meine Leute, diese Penner, wieder in die Bars verziehen, und dann haben wir wieder eine Schicht verloren.« Rees zögerte, und nach ein paar Schritten wandte Cipse sich um.
    »Bei den Boneys, Junge, bist du etwa auch so taub, wie du dumm bist?«
    Rees spürte, daß sein Mund zuckte. »Ich… Sie möchten, daß ich dieses Zeug auf die Brücke bringe?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Cipse sarkastisch. »Ich möchte, daß du zum Rand rennst und es über Bord wirfst, was sonst…? Oh, um alles in der Welt – mach hin, mach hin!«
    Und er wandte sich wieder zum Gehen.
    Rees stand eine geschlagene halbe Minute wie angewurzelt da.
    Die Brücke…!
    Dann rannte er hinter Cipse her zum Zentrum des

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