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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seinen phantastischen Erlebnissen wäre es allerdings vielleicht noch seltsamer gewesen, wenn er sich nicht verändert hätte…
    »Wir wollen keinen Ärger, Pilot.«
    Eine Stimme drang aus dem Gewirr der Takelage. Mit in die Hüften gestemmten Armen machte Pallis einige Schritte vorwärts. »Wer ist da?«
    Zwei Männer kamen zum Vorschein. Der eine war groß, beide jedoch so breit wie Versorgungsmaschinen. Sie trugen die absichtlich zerrissenen Kutten, die als Uniform der Komitee-Funktionäre dienten.
    »Seel und Plath«, stöhnte Pallis. »Erinnerst du dich an diese beiden Kasper, Rees? Deckers Riesenbabies. Was wollt ihr Affen?«
    Seel, untersetzt, vierschrötig und glatzköpfig, trat vor und piekste Pallis’ Brust mit einem Finger. »Schau, Pallis, wir sind wegen des Bergmanns hier, nicht wegen dir. Wir haben uns doch schon mal gekloppt…«
    Pallis hob die Arme und ließ die Muskeln unter seinem Hemd spielen. »Stimmt, haben wir«, bestätigte er leichthin. »Ich sag dir was. Warum bringen wir es nicht zu Ende? Hm?«
    Seel machte noch einen Schritt nach vorne.
    Rees trat zwischen die beiden. »Vergiß es, Baum-Pilot«, sagte er traurig. »Irgendwann wäre ich ohnehin mit diesem Abschaum konfrontiert worden; bringen wir es also hinter uns…«
    Plath packte Rees ruppig am Arm, und sie machten sich auf den Weg durch das Kabelgewirr. Rees’ Schritte wirkten federnd und unsicher.
    Ärgerlich schüttelte Pallis den Kopf. »Der arme Hund hat gerade einen Ritt auf einem Wal hinter sich, um Gottes willen. Könnt ihr ihn nicht in Ruhe lassen, he? Hat er nicht schon genug durchgemacht?«
    Doch die kleine Gruppe verließ den Ort, wobei Seel einen letzten, langen Blick zurückwarf.
    Pallis grummelte frustriert. »Sieh zu, daß du mit deiner Arbeit fertig wirst«, schnauzte er Nead an.
    Nead richtete sich von seiner Beschäftigung an der Ankertrosse auf. »Wohin willst du?«
    »Ihnen nach, natürlich. Wohin sonst?« Der Baum-Pilot schlich sich durch die Taue davon.

    Als sie die Plattform erreicht hatten, spürte Rees, wie seine Schritte schwer und taumelnd wurden; seine zwei Bewacher zogen ihn eher mit, als daß sie ihn vor sich herschoben, registrierte er benebelt. Nachdem sie die flache Treppe zum Deck der Plattform hinaufgestiegen waren, murmelte er ein »Danke…«.
    Dann hob er mühsam den Kopf, und sein Blick fiel auf ein Schlachtfeld. »Bei den Boneys.«
    »Willkommen am Regierungssitz des Floßes, Rees«, begrüßte Pallis ihn grimmig.
    Etwas knackte unter Rees’ Schritten; er bückte sich und hob eine ramponierte Flasche auf, deren Glas verkohlt und halb geschmolzen war. »Noch mehr Brandbomben? Was ist hier los gewesen, Pilot? Wieder eine Rebellion?«
    Pallis schüttelte den Kopf. »Die Mineure, Rees. Wir befinden uns in diesem sinnlosen Krieg, seit wir die Versorgungsmaschine verloren haben, die wir zum Gürtel geschickt hatten. Es ist eine dumme und blutige Sache… Tut mir leid, daß du das mitbekommen mußtest, Kumpel.«
    »Na, wen haben wir denn da?« Ein massiger Bauch schwabbelte so dicht vor Rees, daß er sein beachtliches Schwerefeld spüren konnte und sich schwach und hilflos fühlte. Er schaute nach oben, in ein breites, vernarbtes Gesicht.
    »Decker…«
    »Aber du bist doch über die Planke gegangen, nicht wahr?« Decker schien leicht verwirrt, als ob er ein Kinderrätsel lösen sollte. »Oder bist du einer von denen, die ich zur Mine geschickt habe?«
    Rees antwortete nicht, sondern musterte den Anführer des Floßes. Deckers Gesicht wurde von tiefen Falten durchzogen, und seine unsteten Augen lagen tief in ihren Höhlen. »Du hast dich verändert«, konstatierte Rees.
    Deckers Augen verengten sich. »Wir haben uns alle verdammt verändert, Kumpel.«
    »Minenratte. Dann warst du es also doch, der da am Wal gehangen hatte.« Die Worte kamen fast als ein Zischen. Govers hageres, auf Rees fixiertes Gesicht war eine Maske aus purem Haß.
    Plötzlich verspürte Rees eine tiefe Müdigkeit. »Gover. Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal wiederzusehen.« Er sah in Govers Augen und erinnerte sich daran, als er den Wissenschaftler-Anwärter zum letztenmal gesehen hatte. Es war wohl während der Rebellion gewesen, als Rees sich schweigend der Gruppe der Wissenschaftler unterhalb der Brücke angeschlossen hatte. Rees rief sich seine Verachtung für diesen Mann ins Gedächtnis – und erinnerte sich, wie Gover diese Verachtung gespürt und wie knallrot seine schmalen Wangen deswegen geworden

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