Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
wie der Mann sich vom Wal löste. Er würde den rotierenden Körper tangential verlassen und sich mehr oder weniger linear auf den Baum zubewegen. Es dürfte wirklich kein Problem geben – es sei denn, der Wal käme im letzten Moment noch auf die Idee, wieder loszufliegen…
    »Jetzt! Laß los!«
    Der Mann hob den Kopf – und zog quälend langsam die Beine an.
    »Das ist zu langsam!« schrie Pallis. »Halte dich fest, oder du wirst…«
    Der Mann stieß sich ab und schlug eine Flugbahn ein, die alles andere als tangential zur Drehrichtung des Wals verlief.
    »…Oder du wirst uns verfehlen«, flüsterte Pallis.
    »Bei den Boneys, Pallis. Das wird knapp.«
    »Sei still und halte dich bereit.«
    Die Sekunden vergingen unmerklich langsam. Der Mann schien kein Gefühl im Körper zu haben, seine Extremitäten baumelten wie Tauenden herab. Dadurch, daß der Mann losgelassen hatte, war er durch die Drehrichtung des Wals auf Pallis’ rechte Seite befördert worden – andererseits jedoch hatte er sich nach links abgestoßen – und durch die Kombination beider Effekte schien er direkt in Pallis einzuschlagen. Plötzlich verwandelte der Mann sich in eine aus dem Himmel stürzende Explosion aus Armen und Beinen. Der Körper des Mannes knallte gegen Pallis’ Brust und schleuderte ihn rückwärts in die Blätter.
    Ein heftiges Zittern der Erleichterung lief durch den Wal, und er hob sich in den Himmel.
    Nead trennte den Mann von Pallis und legte ihn auf den Rücken. Unter einem struppigen und schmutzigen Bart spannte sich die Haut des Mannes straff über die Wangenknochen. Seine Augen waren geschlossen, und die zerschlissenen Überreste einer Kombination hingen um seine Gestalt.
    Nead kratzte sich am Kopf. »Ich kenne diesen Burschen… glaube ich.«
    Pallis lachte und rieb seine gequetschte Brust. »Rees. Ich hätte es, verdammt, wissen müssen.«
    Rees öffnete halb die Augen und sagte mit staubtrockener Stimme: »Hallo, Baum-Pilot. Ich habe eine höllische Reise hinter mir.«
    Zu seiner Verärgerung wurden Pallis’ Augen feucht. »Darauf wette ich. Du hättest uns fast verfehlt, du Idiot. Es wäre ganz leicht gewesen, wenn du nicht unterwegs hättest Purzelbäume schlagen müssen.«
    »Ich habe dir voll und ganz… vertraut, mein Freund.« Mit Mühe setzte Rees sich auf. »Hör zu, Pallis«, meinte er dann.
    Pallis runzelte die Stirn. »Was?«
    Ein Lächeln kräuselte Rees’ geschundene Lippen.
    »Es ist nicht ganz einfach zu erklären. Du mußt mich zu Hollerbach bringen. Ich glaube, ich weiß, wie die Welt gerettet werden kann…«
    »Du weißt was?«
    Rees schaute besorgt drein. »Er lebt doch noch, oder?«
    Pallis lachte. »Wer? Hollerbach? Sie konnten diesen Arsch bisher genausowenig loswerden wie dich, wie es scheint. Jetzt leg dich wieder hin. Ich bring’ dich nach Hause.«
    Mit einem Seufzer bettete sich Rees zwischen den Blättern.

    Als der Baum anlegte, schien Rees sich wieder etwas erholt zu haben. Er leerte eine von Pallis’ Feldflaschen mit Wasser und labte sich kräftig an einem Brocken Fleisch. »Kurzfristig hat mich das Walfleisch am Leben erhalten, aber wer weiß, welcher Vitamin- und Eiweißmangel in dieser Zeit eingetreten ist…«
    Kritisch überflog Pallis seine restlichen Lebensmittelvorräte. »Sieh nur zu, daß du deinen Proteinverlust ausgleichst, bevor du die Reise auf meinem Baum antrittst.«
    Mit Pallis’ Unterstützung ließ sich Rees an der Ankertrosse auf das Deck hinab. Unten angelangt, meinte Pallis: »Komm jetzt mit zu meiner Kabine und ruh dich aus, bevor…«
    »Dafür habe ich keine Zeit«, erwiderte Rees. »Ich muß zu Hollerbach. Es gibt so viel zu tun… wir müssen aufbrechen, bevor wir zu schwach geworden sind…« Seine besorgten Blicke wanderten unstet über das Kabelgewirr. »Es ist dunkel«, sagte er langsam.
    »Damit hast du es gut getroffen«, bestätigte Pallis düster. »Schau, Rees, die Dinge haben sich hier nicht im geringsten verbessert. Decker hat das Kommando, und er ist weder ein Depp noch ein Ungeheuer; aber es ist eine Tatsache, daß die Dinge hier immer mehr aus dem Lot geraten. Vielleicht ist es bereits zu spät…«
    Rees blickte ihm mit dem Ausdruck einer klaren Entschlossenheit in die Augen. »Pilot, bring mich zu Hollerbach«, sagte er höflich.
    Diese Antwort bewirkte bei dem überraschten Pallis einen Motivationsschub. Angesichts seiner physischen Schwäche hatte Rees sich verändert und war zuversichtlicher geworden – beinahe inspirierend. Bei all

Weitere Kostenlose Bücher