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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Nuklearphysikern… oder vielleicht hat sie auch Angst vor einem Zeitparadoxon.«
    Berg schüttelte den Kopf, wobei sie das Mädchen mit düsterem Gesichtsausdruck fixierte. »Möglicherweise. Aber ich habe eine andere Theorie.«
    »Als da wäre?« fragte Poole.
    »Daß wir sie aufhalten würden, wenn wir erfahren, was sie wirklich vorhaben.«
    Shiras Lachen war gekünstelt spontan. »Das ist aber ein lustiges Spiel.«
    Poole runzelte die Stirn. »Gut, zumindest habe ich genug gehört, um einige Dinge, die mich vorher verwirrt haben, jetzt auf die Reihe zu bekommen«, sagte er.
    Shira schaute konsterniert drein.
    »Euer Schiff wurde quasi unter den Augen einer Besatzungsmacht konstruiert«, rekapitulierte er. »Ihr mußtet es also unter Tarnung montieren.«
    »Ja.« Shira lächelte. »Wir sind stolz auf dieses Täuschungsmanöver. Bis zur Startphase, als wir das Kraftfeld des Hyperantriebs aktivierten, war das Erd-Schiff nicht von einem beliebigen Landschaftssektor zu unterscheiden, geschweige denn von den antiken Steinen, die als weitere falsche Fährte für die Qax dienten.«
    »Deswegen auch keine Hülle«, stellte Poole fest. »Aber dennoch war die Gefahr der Enttarnung hinreichend gegeben. Immerhin hat es die Masse eines kleinen Asteroiden; es müssen also Schwankungen im Gravitationsfeld aufgetreten sein, die vor dem Start des Schiffes von den Qax im Orbit hätten angemessen werden können.«
    Shira zuckte die Schultern und schaute irritierend amüsiert drein. »Ich kann natürlich nicht für die Qax sprechen. Vielleicht sind sie einfach zu selbstgefällig geworden.«
    Poole, der mit untergeschlagenen Beinen auf dem dünnen Kissen hockte, setzte sich wieder auf seine vier Buchstaben. Dann musterte er das unbewegte Gesicht des Mädchens. Shira hatte etwas an sich, das ihn beunruhigte. Er konnte sich nur schwer vorstellen, daß angesichts der nicht mehr zur Verfügung stehenden AS-Technologie ihr chronologisches und biologisches Alter übereinstimmten; und Jugend, realisierte Poole mit einem Anflug von Melancholie, hatte in seiner Welt mittlerweile Seltenheitswert. Aber für eine junge Frau von fünfundzwanzig Jahren war sie innerlich so tot, daß es direkt beängstigend war. Sie hatte die blutige Geschichte der Menschheit, die deprimierende Historie des endlosen, ruhmlosen Kriegs der Sterne, sogar die Besatzung durch die Qax – die sie aus erster Hand referieren konnte – mit absoluter Teilnahmslosigkeit geschildert.
    Es schien so, dämmerte es Poole mit Unbehagen, ab ob das Leben keine Bedeutung für dieses Mädchen hätte.
    Er beugte sich vor. »Gut, Shira, wir sollten kein Theater spielen. Ich weiß, was Sie hier machen; was ich aber noch nicht weiß, ist, warum Sie hier sind.«
    Shira ließ den Blick auf das leere Tablett und das kalt werdende Essen sinken. »Und wie sehen unsere Pläne Ihrer Ansicht nach aus?« fragte sie ruhig.
    Poole hämmerte mit einer Faust auf den aus Xeelee-Werkstoff bestehenden Boden. »Euer Schiff ist eine Wabe aus Singularitäten. Und das scheint, vom Hyperantrieb abgesehen, alles zu sein, was ihr aus der Zukunft mitgebracht habt. Und ihr seid in der Jupiterumlaufbahn geblieben. Obwohl ihr mit eurem Hyperantrieb jeden Ort im Sonnensystem hättet anfliegen können, und sogar darüber hinaus…
    Ich glaube, daß ihr eine Implosion des Jupiter plant; ihr wollt eure Singularitäten einsetzen, um ihn in ein Schwarzes Loch zu überführen.«
    Er hörte Harry nach Luft schnappen. Berg berührte seine Schulter. »Mein Gott, Michael; jetzt weißt du, warum ich dich hier haben wollte. Glaubst du, daß sie es schaffen können?«
    »Ich bin sicher, daß sie es können.« Poole hielt den Blick auf Shiras gesenkten Kopf gerichtet. »Und es ist ganz klar, daß das Projekt etwas mit dem Sturz oder der Beseitigung der zukünftigen Besatzung der Qax zu tun hat. Aber ich kann jetzt noch nicht sagen, ob es funktionieren wird. Ebensowenig habe ich mich schon entschieden, ob wir sie gewähren lassen sollen.«
    Jetzt erwiderte Shira seinen Blick, wobei ihre blauen Augen in plötzlichem Zorn aufflackerten. »Wie können Sie es wagen, sich uns entgegenzustellen? Sie wissen nicht im geringsten, was wir vorhaben; wie können Sie so vermessen sein…«
    »Wie können Sie so vermessen sein, die Geschichte ändern zu wollen?« konterte Poole.
    Shira schloß die Augen und saß für einige Sekunden im Lotussitz, wobei sich ihre schmale Brust unter tiefen Atemzügen hob. Als sie die Augen wieder öffnete, wirkte

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