Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
haben mir Bilder von ihrer Erde gezeigt. Die Städte plattgemacht. Die Kontinente von dickem, grünem Chlorophyll gesäumt: Meeresfarmen. Die sonstigen, auf den restlichen Anbauflächen geernteten Erzeugnisse werden zu anderen Planeten exportiert. Die komplexen Moleküle sind offensichtlich heißbegehrt und erzielen einen guten Preis. Für die Qax. Michael, sie haben den ganzen Planeten in eine Fabrik verwandelt.«
    Pooles Kopf füllte sich mit düsteren Spekulationen.
    Die schlechte körperliche Verfassung von Shira, die Konfiszierung der AS-Technologie, die Besetzung der Erde durch eine außerirdische Macht… in seinen Vorstellungen von der Zukunft, zu der er eine Brücke geschlagen hatte, war sicher auch Fremdartiges vorgekommen, aber zumindest Fortschritt… und Würde.
    Statt dessen war hier dieses desolate Mädchen mit ihrem drögen Essen.
    »Von wem bekommen die Qax einen guten Preis?« fragte er Berg.
    Sie drehte sich mit einem schmalen, gezwungenen Lächeln zu ihm um. »Du mußt noch eine Menge lernen, Michael. Es ist eine große Galaxis dort draußen. Ein Dschungel. Dutzende, ja Hunderte von Rassen, die miteinander im Konkurrenzkampf um die Ressourcen stehen.«
    Poole stellte den Teller neben sich auf den Teppich und sah Shira direkt an. »Ich habe einen ganzen Fragenkatalog«, sagte er. »Und die Fragmente, die Miriam in Erfahrung gebracht hat, erweitern ihn nur. Ich weiß zwar, daß Sie Ihr Wissen nur ungern weitergeben, aber…«
    »Das will ich auch gar nicht bestreiten«, gab Shira in immerhin noch höflichem Ton zu. Ihr Blick verriet Sympathie. »Aber Sie sind Wissenschaftler, Michael Poole; und das Talent eines Wissenschaftlers besteht darin, die richtigen Fragen zu stellen.« Sie zeigte auf das Zelt, das ihr Fragment der Welt war. »Was glauben Sie, welche richtige Frage ergibt sich aus all den Eindrücken, die Sie heute wahrgenommen haben? Formulieren Sie sie, und ich werde versuchen, sie Ihnen zu beantworten.«
    Harry, ein Schleier aus Bildpunkten, murmelte: »Die richtige Frage? Aber wie…«
    Poole blendete Harrys Stimme aus und versuchte, sich zu konzentrieren, den Schlüssel zu dieser ganzen komplexen Fremdheit zu finden, einen Zugang zu dieser bizarren Welt des Mädchens. »Gut«, meinte er dann. »Shira – woraus bestehen die Wände dieses Zeltes?«
    Shira nickte, mit einem feinen Lächeln um die schmalen Lippen. »Aus einem Werkstoff der Xeelee«, entgegnete sie.
    »Und wer«, hakte Poole behutsam nach, »sind die Xeelee?«
    Shira nahm einen Schluck Wein und begann mit ihrem Bericht.

    Den Xeelee gehörte das Universum.
    Als die Menschen sich mit ihren ersten unterlichtschnellen, mit GUT-Antrieb ausgerüsteten Schiffen aus dem Sonnensystem heraustasteten, tauchten sie in ein komplexes, von vielen intelligenten Völkern besiedeltes Universum ein. Jede dieser Rassen verfolgte dabei ihre ureigensten Imperative und Ziele.
    In der Zeit vor dem Beginn der interstellaren Raumfahrt hatte die Interaktion zwischen den Menschen ständig auf einem übergeordneten Paradigma basiert: trotz aller Differenzen gehörten sie noch immer ein- und derselben Rasse an. Es hatte immer die Aussicht bestanden, eines Tages über globale Kommunikation und gerechte Ressourcenaufteilung ein allgemein akzeptiertes Regierungssystem zu implementieren.
    Zwischen den Völkern, denen die Menschheit beim ehrfürchtigen Blick über ihren galaktischen Tellerrand begegnete, bestand keine Bindung; es gab kein Gesetz, außer der unerbittlichen Logik der Ökonomie.
    Keine zwei Jahrhunderte nach Pooles Zeit war die Erde von der kollektivistisch organisierten, amphibischen Spezies der Squeem erobert und dienstbar gemacht worden.
    Harry gab ein Pfeifen von sich. »Muß ein rauher Ort sein dort draußen.«
    »Ja«, bestätigte Shira ernst. »Aber wir müssen jüngere Rassen wie die Squeem – und sogar die Qax – als unsere ›Verwandten‹ betrachten. Der entscheidende Vorteil, den die Squeem uns voraus hatten, war der Besitz der Hyperdrive-Technologie.« Doch der Hyperantrieb war, wie so viele andere schlüsseltechnologische Komponenten der arbeitsteiligen Zivilisation der Lokalen Gruppe – wenn man sie denn so bezeichnen wollte –, eigentlich eine Errungenschaft der Xeelee.
    Wo auch immer die Menschheit oder eines der anderen Völker Geschäfte machten oder sich einfach nur umsahen; die Xeelee waren schon da, wie Shira erzählte. Wie den Niederungen der Normalsterblichen entrückte Götter: allmächtig, egozentrisch, nur auf

Weitere Kostenlose Bücher