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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der Löcher durch Gezeiten- und andere Effekte verletzt werden, und vielleicht konnten sie einen guten Treffer plazieren und eine lebenswichtige Komponente erwischen… vielleicht aber auch nicht; der Spline hatte eine Größe von anderthalb Kilometern, und die von den durchgehenden Löchern verursachten Wunden würden kaum schlimmer sein als die von Laserschüssen.
    Ein Geschoßfächer, ein Sperrfeuer?
    »Was, wenn wir zwei Singularitäten direkt im Schwerpunkt des Spline plazierten. Ginge das?«
    »Natürlich.« Michael runzelte die Stirn; Berg konnte die sich durch seinen Kopf erstreckenden Flugbahnen fast sehen. »Wir müßten die Singularitäten nur mit einer niedrigen Geschwindigkeit abfeuern – noch unterhalb der Fluchtgeschwindigkeit des Erd-Schiffes.«
    »Ja.« Berg führte das plastisch aus. Wie in die Luft geworfene Steine würden die Singularitäten zur Ruhe kommen und sich im Körper des Spline einrichten… doch nur für einen Moment, um dann wieder zurückzufallen. Welchen Nutzen sollte das haben? Es würde Tage dauern, bis die Schwarzen Löcher die Masse des Spline aufgezehrt hätten – und vielleicht Stunden, bis so viel Materie absorbiert worden wäre, um ernsthaften Schaden anzurichten – und nicht die paar Sekunden, die sie sich im Innern des Spline aufhielten.
    Wie dem auch sei, sie hatten nicht stundenlang Zeit.
    Also was dann?
    »Warum schicken sie die Singularitäten überhaupt auf derart komplexen Flugbahnen in den Jupiter?« fragte Harry. »Warum können sie sich nicht schon vor dem Eindringen in das Zentrum vereinigen?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Du hast die kleinen Details dieser Konstruktion nicht begriffen«, kommentierte er nüchtern.
    »Offensichtlich nicht«, erkannte Harry trocken.
    »Ist dir denn klar, was geschieht, wenn zwei Singularitäten konvergieren und verschmelzen?« Mit beiden Fäusten markierte er die sich annähernden Singularitäten, wie sie umeinander herumwirbelten und schließlich miteinander verschmolzen. »Die Ereignishorizonte fusionieren zu einem einzigen Horizont einer größeren Singularität… die Entropie wächst proportional mit der Größe der Singularität. Und die Singularitäten selbst, Raumverwerfungen im Zentrum der Schwarzen Löcher, stürzen ineinander; durch die Strahlung im Spektrum der Blauverschiebung erhöhen sich die effektiven Massen, bis die finale Fusion im Bereich des Planck’schen Zeitspektrums eintritt – die solcherart erzeugten gigantischen Gravitationsfelder ›blasen‹ quasi die Zeit auf. Und der gemeinsame Ereignishorizont zittert wie eine Seifenblase, während er aufgrund quadropolarer Effekte Strahlung generiert.«
    Berg nickte langsam. »Und welche Form nimmt diese – Strahlung – an?«
    Die Frage schien ihn zu überraschen. »Gravitationale, natürlich. Gravitationswellen.«
    Sie atmete tief durch und spürte, wie ihr Blutdruck leicht über normal stieg. Gravitationswellen.
    Michael dozierte weiter.
    Hierbei handelte es sich aber nicht um die seit Jahrhunderten von terranischen Astronomen beobachteten niedlichen, kleinen Wellen in der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiteten… Wenn zwei massive Singularitäten miteinander verschmolzen, schlugen sie monströse Schwerkraftwellen. Nichtlineare Verwerfungen der Raumzeit selbst.
    »Und die Strahlung ist gerichtet«, sagte Michael. »Sie ist entlang der Achse des paarigen Schwarzen Loches gepulst. Indem man die Position und Ausrichtung der Löcher bei der Fusion im Planeteninneren präzise definiert, kann man die Gravitationswellenfronten nach Belieben vektorieren. Man kann die Implosion von Jupiter richtig formen, indem seine Substanz großmaßstäblich manipuliert wird; ich glaube, daß die Freunde sogar die Absicht hatten, vor dem endgültigen Kollaps einen Teil der Planetenmasse abzutrennen. Die richtige Größe, das Winkelmoment und die Ladung des finalen Schwarzen Loches sind offensichtlich wichtige Parameter für den Erfolg des…«
    Aber Berg hörte schon gar nicht mehr zu. Dann war das Erd-Schiff also nicht nur – nur – ein Singularitätenkanonen-Träger. Es war ein Gravitationswellen-Geschütz.
    Ein von Menschenhand erschaffener Sternenhammer.
    Sie konnten zurückschlagen.
    Michael schaute auf und schnappte nach Luft. Die Farbe des Himmels hatte sich verändert und warf graue Schatten auf sein Gesicht.
    Berg sah ebenfalls nach oben. Ein großer fleischiger Mond glitt behäbig auf den Zenit zu; seine schlachtschiffgraue Oberfläche war mit

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