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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Augenhöhlen und Geschützpforten übersät. Hunderte von Metern lange blutige Narben entstellten die Hülle aus Haut. Berg suchte nach dem Interface-Portal und sah statt dessen ein weiteres dieser Elefantenschiffe aus der Zukunft auftauchen. Eines seiner Extremitäten schabte an dem himmelblauen Gitterrohrrahmen des Portals entlang, und eine Schicht Fleisch verdampfte, als die immense Masse der exotischen Materie Gezeiteneffekte in dem lebenden Gewebe induzierte.
    Die Spline…

    Es war soweit.
    Der in entoptischer Flüssigkeit eingelegte Jasoft Parz klammerte sich an die gummiartige Hornhaut des Spline und schaute nach draußen in die Vergangenheit.
    Parz’ Schiff verließ jetzt die Gravitationsquelle des Jupiter und nahm Fahrt zu seinem Eintrittspunkt in den Hyperraum auf, um die Distanz zu den inneren Planeten zu überbrücken. Das Interface-Portal des Wurmlochs fiel hinter ihnen zurück; jetzt sah es aus wie eine bläuliche Narbe auf der geschwollenen Wange des Jupiter. Parz sah, daß ein zweites Spline-Schiff, das Schwesterschiff seiner Einheit, schon über dem irdisch-grünen Brocken hing, der das Schiff der Rebellen war.
    Parz seufzte. »Das Rebellenschiff ist elegant.«
    »Es ist ein von hyperaktiven Affen in den Weltraum geschleuderter Lehmbrocken«, erwiderte das Qax.
    »Nein. Sieh es dir mal genauer an. Eine tarnende Schicht Erdreich überzieht eine Hülle aus Xeelee-Werkstoff… sie müssen eine Xeelee-Blume gestohlen und dieses Ding in einer tiefen unterirdischen Anlage konstruiert haben.« Er lachte. »Und das alles unter eurem aufmerksamen Blick.«
    »Unter dem aufmerksamen Blick meines Vorgängers«, korrigierte das Qax. »Die Sensoren des Schiffes weisen aus, daß das Ding um eine Schicht aus Singularitäten herumgebaut worden ist. Tausend an der Zahl, wobei die gesamte Masse der eines Asteroiden entspricht…«
    Parz stieß einen Pfiff aus. »Das klingt unwahrscheinlich. Wie…«
    »Offensichtlich konnte eine solche Masse nicht durch den Weltraum transportiert werden«, erkannte das Qax. »Die Rebellen müssen eine Technologie entwickelt haben, solche Materialien aus der Substanz eines Planeten zu extrahieren.«
    Einst hatten die Menschen die Fähigkeit besessen, Artefakte aus exotischer Materie zu produzieren. Allem Anschein nach war diese Technologie nicht völlig verlorengegangen beziehungsweise von den Qax konfisziert worden. Vor Parz’ geistigem Auge erschienen Magmaströme, die kanalisiert und komprimiert wurden und in einen Strom aus Singularitäten von ungeheurer Energie implodierten… Er konnte sich gar nicht sattsehen an dem Erd-Schiff. »Es ist eine kühne und geniale Konstruktion.«
    »Du scheinst Stolz zu empfinden.«
    Parz hob die Schultern. »Warum sollte ich den auch nicht empfinden? Gerade unter den widrigsten Umständen haben die Menschen immer ihre besten Leistungen erbracht. Und dann haben diese Rebellen sogar etwas Derartiges geschaffen…«
    »Laß die Kirche im Dorf«, erwiderte das Qax. »Dieses Schiff kann kaum eine ernsthafte Bedrohung für die Besatzungsmacht darstellen. Trotz aller Genialität seiner Konstruktion haben wir es hier mit einem einzigen, klapprigen Raumer zu tun, der kaum seine strukturelle Integrität aufrechterhalten kann. Und er wurde heimlich erbaut, wie im Bau eines gejagten Tieres. Welchen Grund könnte es da geben, stolz zu sein?«
    »Vielleicht betrachten die Rebellen sich ja auch als gejagte Tiere«, merkte Parz an.
    Das Qax zögerte. »Deine Bewunderung für diese Kriminellen ist interessant«, meinte es dann milde.
    »Oh, du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, wiegelte Parz mit unterschwelligem Ekel vor sich selbst ab. »Rhetorisch bin ich ein engagierter Rebell. Immer gewesen. Aber wenn es an die Ausführung geht, sieht es wieder ganz anders aus.«
    »Ich weiß. Ich verstehe dieses Merkmal deiner Persönlichkeit. Genauso wie mein Vorgänger.«
    »Bin ich wirklich so berechenbar?«
    »Es ist ein Faktor, der deinen Nutzwert in unseren Augen erhöht«, sagte das Qax.
    Hinter der gekrümmten Flanke des Spline erschien ein anderes Schiff. Dieses, so erkannte Parz durch die Linse des Spline, war ein Raumer aus der Jetztzeit: ein gedrungenes, schwerfälliges und knallig buntes Gerät, das wie ein Insekt vor dem Auge des Spline hing. Die Sensoren wiesen auf das Vorhandensein einer ganzen Reihe dieser Shuttles hin, die sich um das Interface-Portal versammelt hatten. Bisher hatte sich keines dieser Schiffe dem Spline in den Weg gestellt – oder

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