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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vom GUT-Antrieb abgestrahlten Flammen versengten große Flächen des zuckenden Spline-Fleisches; Michael schreckte vor der blutigen Fleischmasse über seinem Kopf zurück. Aber noch immer schien der Spline zu einer wirkungsvollen Reaktion nicht in der Lage; er schickte zwar weiterhin diese bizarren kirschroten Strahlen aus, lichtschnelle Risse in der Raumzeit – aber die Salven kamen ungezielt und verfehlten allesamt die Crab.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte Harry atemlos. »Er hätte uns schon längst aufschlitzen müssen. Warum tut er es nicht?«
    Und jetzt kollidierte die Crab direkt mit dem Spline, wobei sein feuernder GUT-Antrieb die Hülle aus ›Elefantenhaut‹ aufbrach. Sonnenheißes Licht ließ Blut und Fleisch in einer riesigen, obszönen und lautlosen Explosion verdampfen; der große Körper des Spline schien zurückzuprallen. Schließlich drang das noch immer glühende, aus Kometeneis bestehende Heck der Crab in den Rumpf des Spline ein.
    Jetzt kam Bewegung um die große Wunde herum auf; Michael kniff die Augen zusammen, um etwas zu sehen.
    »Kleine Roboter«, stellte Harry erstaunt fest.
    »Antikörper-Drohnen«, präzisierte Shira kaum hörbar; sie betrachtete die Szenerie mit dumpfer Faszination.
    »Die Roboter beschädigen unsere Außenwand«, meldete Harry. »Wir liegen unter Beschuß. Zum erstenmal.«
    »Kann sein«, meinte Poole. »Aber ich glaube nicht, daß das jetzt wirklich wichtig ist.«
    Das an einen Sternenkern erinnernde Glühen des GUT-Antriebes erlosch durch den Einsatz der Antikörper-Drohnen. Aber trotzdem schoben sich die Masse des Kometeneises und der lange, deformierte Rumpf der Crab stetig weiter in das Fleisch des Spline.
    Es war fast wie Sex, dachte Michael.

    Die abgefeuerte Singularität schien aufgrund der reduzierten Abschußgeschwindigkeit das transparente Geschützrohr hinaufzukriechen. Berg hatte absurde Visionen von Singularitäten, die aus der Geschützmündung herauskullerten und mit einem schwächlichen ›Plop‹ wieder auf den kristallinen Boden fielen…
    Die Singularitäten erreichten die Mündung der Kanone und rasten aus dem Blickfeld, das durch die aus Xeelee-Werkstoff bestehende Kuppel der Kammer begrenzt wurde.
    Jetzt, da die Sache erledigt war – zum Besseren oder Schlechteren – flossen alle Energien aus Berg ab. Sie klammerte sich an die Konsole und fühlte, wie die Beine unter ihr nachgaben.
    Purpurrotes Licht drang lautlos durch die Risse in der beschädigten Kuppel. Die Todesstrahlen des Spline-Sternenhammers flackerten noch einmal auf und erstarben dann.
    Überall auf dem verwüsteten Erd-Schiff wandten die Freunde die Gesichter dem unsteten Glühen zu; es sah irgendwie so aus, als ob sich Blumen zur Sonne hin öffneten.
    Die Hälfte der Kuppel war verschwunden. Der über ihr stehende Spline verdeckte die Sterne.
    Mit seinem zum Schweigen gebrachten Sternenhammer rollte das riesige Kriegsschiff im unbewegten Himmel. Berg sah, daß ein großer blutiger Krater – der ein ganzes Achtel der Oberfläche des Spline bedeckte – seine Hülle entstellte; und konnte nicht anders, als vor Mitleid zusammenzuzucken. Und als der Spline weiterrollte, erkannte sie, daß dieser Krater ein – wenn nicht noch tieferes – Pendant auf der entgegengesetzten Seite des Schiffes hatte. Mit Blut gefüllte Waffenstände, blutende Geschützpforten. Das Rollen des Spline war erratisch, als ob irgendein internes Balancesystem ausgefallen wäre.
    »Implosionswunden durch die gerichteten Gravitationswellen«, erklärte Jaar mit ruhiger und analytischer Stimme. Er nickte nachdenklich. »Es hat funktioniert.«
    Berg schloß die Augen. Sie wartete auf ein Gefühl des Triumphes. Sogar der Erleichterung. Aber sie saß nach wie vor auf einer verdammten Eierschale fest, die jeden Moment zerbrechen konnte, auch ohne daß der Spline nachhalf. Und, nicht zu vergessen, da gab es noch ein fusioniertes Schwarzes Miniloch, das nach der Vernichtung des Spline aus dem Himmel auf sie herabstürzen würde…
    »Mach schon, Jaar, du gutaussehender Bastard«, meinte sie. »Wenn wir das hier überleben wollen, müssen wir uns wieder an die Arbeit machen…«

    Der Spline implodierte.
    Das GUT-Antriebsmodul drang wie ein Stilett in sein Herz ein. Die Muskeln verkrampften sich in Druckwellen, die wie ein Erdbeben durch den Körper des Spline rasten. Auf der gesamten Oberfläche des Schiffes platzten Gefäße und verspritzten augenblicklich gefrierende Flüssigkeit ins All.
    Das Qax schwieg.
    Jasoft

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