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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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entsprechen, was als ›Cauchy-Bedingungen‹ bezeichnet wurde; Kausalitäten konnten sich nur auf der Grundlage stabiler Cauchy-Bedingungen ausprägen.
    Es gab drei Typen von Grenzen: am Anfang stand die ursprüngliche Singularität – der Urknall, von dem aus das Universum expandierte. Das war eine Grenze: der Beginn der Zeit.
    Dann existierten Grenzen zur Unendlichkeit: die raumgleiche Unendlichkeit umfaßte alle Orte, die unendlich weit vom Beobachter entfernt waren… und dann, weit in der Zukunft, die Grenze zur zeitgleichen Unendlichkeit. Am Ende aller Existenzlinien.
    Die ursprüngliche Singularität und die Grenzen zur raum- und zeitgleichen Unendlichkeit waren alle Cauchy-Grenzen…
    Doch es gab noch eine Grenzklasse.
    Nackte Singularitäten.

    »Das klingt phantastisch«, sagte Harry.
    »Vielleicht ist es das. Aber niemand kann einen Grund dafür nennen, warum solche Objekte nicht entstehen sollten. Es gibt einige ganz einfache Möglichkeiten, wie das geschehen könnte, wenn man nur lange genug wartet. Du weißt, daß Schwarze Löcher im Grunde überhaupt nicht ›schwarz‹ sind, sondern daß sie Wärme abstrahlen…«
    »Ja. Die Hawking-Verdampfung. Genau wie die Löcher im Erd-Schiff.«
    »Kleine Löcher wie jene in der Singularitätenebene des Erd-Schiffes implodieren einfach, wenn sie vollständig verdampft sind. Aber in der entfernten Zukunft, wenn die Singularitäten im Zentrum von Schwarzen Löchern mit der Masse ganzer Galaxien hinter ihren Ereignishorizonten hervorkommen…
    Harry, nackte Singularitäten stellen Non-Cauchy-Grenzen in der Raumzeit dar. Es gibt keine Ordnung, keine Struktur in der Raumzeit, die sich aus einer nackten Singularität entwickeln könnte; wir sind nicht in der Lage, irgendwelche Kausalvorhersagen über Ereignisse zu treffen. Einige Theoretiker behaupten, daß im Falle des Entstehens einer nackten Singularität die Raumzeit – das Universum – schlicht zerstört werden würde.«
    »Mein Gott. Dann können sie sich vielleicht doch nicht entwickeln?«
    »Du hättest Philosoph werden sollen, Harry.«
    »Hätte ich?«
    »Das ist das Prinzip der Kosmischen Zensur – daß es dort draußen etwas gibt, etwas wie das Pauli-Prinzip vielleicht, das die Entstehung nackter Singularitäten ausschließt. Das ist zumindest eine Theorie.«
    »Genau. Aber wer ist dieser Kosmische Zensor? Und können wir ihm denn trauen?«
    »Das Problem ist, daß wir uns zu viele Varianten der Genese nackter Singularitäten vorstellen können. Und niemand hat eine plausible Erklärung dafür parat, wie diese Kosmische Zensur Zustandekommen sollte…«
    Der nervös zappelnde Parz hatte sich das alles mit geschlossenen Augen angehört. »In der Tat. Und vielleicht ist genau das auch das Ziel der Freunde.«
    Michael glaubte zu spüren, wie die Puzzleteile im Kopf herumschwirrten. »Mein Gott«, meinte er leise. »Sie haben ja schon angedeutet, daß sie die Macht über die Geschichte erlangen wollen. Glauben Sie, daß sie so verrückt sein könnten?« Er sah zu der Projektion hoch. »Harry, vielleicht versuchen die Freunde die Geschichte zu verändern, indem sie eine nackte Singularität verwenden…«
    »Aber sie könnten sie niemals kontrollieren«, erwiderte Parz mit immer noch geschlossenen Augen. »Die Sache wäre ein reines Glücksspiel. Im besten Fall könnte man es damit vergleichen, eine Granate in eine politische Konferenz zu ballern. Es würde die Tagesordnung ändern, ja, aber auf eine völlig unberechenbare Art. Und schlimmstenfalls…«
    »Und schlimmstenfalls könnten sie die Raumzeit ruinieren«, schloß Michael.
    Harry schaute zu ihm hinab, ernst und ruhig. »Was sollen wir tun, Michael? Werden wir ihnen helfen?«
    »Wie die Hölle«, antwortete Michael ruhig. »Wir müssen sie stoppen.«
    Shira blickte von ihren Monitoren auf, wobei sich der lange Hals zu strecken schien. »Ihr versteht nicht«, sagte sie gelassen. »Ihr irrt euch.«
    »Dann mußt du es mir erklären«, verlangte Michael müde. »Harry, verfügst du über die Option, um die ich dich gebeten hatte?«
    Harrys Lächeln wirkte angestrengt. »Die KIs sagen, daß wir das Interface sperren können. Aber ich weiß nicht, wie. Und ich glaube auch nicht, daß dir die Lösung gefallen wird.«
    Michael glaubte, daß ein enormes, bedrückendes Gewicht versuchte, ihm die Brust zu zerquetschen. »Mir gefällt überhaupt nichts daran. Aber trotzdem werden wir es tun. Harry, fang an, wenn du soweit bist.«
    Er schloß die Augen, legte

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