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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich auf die Couch und hoffte, daß der Schlaf ihn überkommen würde. Nach ein paar Sekunden drückte ihn das Drehmoment des internen Spline-Antriebs tiefer in die Kissen.

13

    IM BLAU STATISCHER ELEKTRIZITÄT hing das Interface-Portal als winzige, sich entfaltende Blume im Zenit. Das Spline-Schiff stand schon innerhalb der Tausendmeilenzone aus exotischem Raum mit seinem komprimierten Vakuum, welche die Mündung des Wurmlochs umgab.
    Wie ein Vogel ließ sich Jasoft Parz in der neuen künstlichen Gravitation des Spline-Antriebs auf dem Deck nieder; er suchte sich eine Sitzgelegenheit und beobachtete Michael intensiv, mit einem scharfen und faszinierten Blick seiner grünen Augen.
    Shira erhob sich von ihrem Stuhl und spazierte ziellos über das Deck. Ihre großen Augen waren rotgerändert, und die Konturen ihres Schädels zeichneten sich durch das dünne Fleisch ab. »Du darfst das nicht tun«, sagte sie dann.
    »Mein Liebes…«, begann Michael.
    »Michael, wir befinden uns mitten in einem Sturm aus Nachrichten«, fiel Harry ihm ins Wort. »Ich wundere mich sowieso, daß die Kuppel durch das Laser-Feuer nicht zerstört worden ist… Ich schätze, daß du dich darum kümmern mußt. Alle Schiffe in einem Umkreis von tausend Meilen wissen, daß wir Fahrt aufgenommen haben, und ein Dutzend Regionalregierungen will wissen, was wir vorhaben.«
    »Kann uns irgend jemand aufhalten, bevor wir das Interface erreichen?«
    Harry überlegte. »Wahrscheinlich nicht. Der Spline, angeschlagen wie er ist, ist so verdammt groß, daß er aus dem Himmel gepustet werden müßte, um ihn zu stoppen. Und dazu stehen keine ausreichend schweren Waffen bereit.«
    »Gut. Ignoriere sie.«
    »Und wir erhalten Nachrichten vom Erd-Schiff«, berichtete Harry. »Sie fragen auch höflich nach, was wir zu tun gedenken.«
    Shira verschränkte die Hände. »Du mußt sie anhören, Michael.«
    »Gib mir eine ehrliche Antwort, Shira. Können die Freunde uns irgendwie aufhalten?«
    Ihr Mund bewegte sich und die Augen schienen schwer, als ob sie kaum einen Weinkrampf unterdrücken könnte; und Michael verspürte den absurden, irrationalen Drang, sie zu trösten. »Nein«, sagte sie dann leise. »Nicht physisch, das nicht. Aber…«
    »Dann ignorieren wir sie auch.« Michael dachte nach. »Harry, ich möchte, daß du die ganze verdammte Kommunikationseinrichtung zerstörst… Und auch sonst jede Ausrüstung des Spline. Ich will, daß du Kleinholz daraus machst. Schaffst du das?«
    Wieder ein kurzes Zögern. »Sicher, Michael«, bestätigte Harry unsicher. »Aber – bist du sicher, daß das eine so gute Idee ist?«
    »Dort, wo wir hingehen, brauchen wir das Zeug nicht«, meinte Michael. »Es wäre nur eine verdammte Ablenkung. In«, er studierte den Zenit, »sagen wir, vierzig Minuten?…«
    »Achtunddreißig«, korrigierte Harry düster.
    »…werden wir in das Interface eintreten. Und dann machen wir es dicht. Und es gibt nichts, womit man mich jetzt noch umstimmen könnte.«
    »Ich will nicht mit dir streiten«, drängte Harry, »aber – Michael – was ist mit Miriam?«
    »Miriam wäre nur eine Ablenkung«, antwortete Michael fest. »Komm schon, Harry, tu es. Ich brauche deine Unterstützung.«
    Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Dann: »Ausgeführt«, meldete Harry. »Wir sind jetzt von allem abgeschnitten, Michael.«
    »Du bist ein Narr«, attestierte Shira Michael kalt.
    Michael seufzte und versuchte, auf seiner Couch wieder eine bequeme Stellung einzunehmen. »Es ist nicht das erste Mal, daß man mich so genannt hat.«
    »Aber vielleicht das letztemal«, sagte Parz trocken.
    »Du glaubst, das Problem mit einem einzigen kühnen und gewagten Streich lösen zu können«, sagte Shira, wobei ihre wasserblauen Augen auf Michael gerichtet waren. »Du hältst dich für furchtlos angesichts unbekannter Gefahren – einem Rendezvous mit der Zukunft oder sogar mit dem Tod. Aber du bist nicht furchtlos. Du hast Angst. Du fürchtest dich sogar vor Worten. Du fürchtest dich vor den Worten deiner Mitmenschen – wie viele Vorträge habe ich mir darüber anhören müssen, daß wir dir unser Vertrauen schenken sollen… daß wir die immensen Probleme teilen sollten, mit denen wir uns herumschlugen? Und jetzt wendest du dich – so arrogant und dumm wie du bist – sogar von deinen eigenen Leuten ab. Du fürchtest die Worte der Freunde – sogar meine – du fürchtest die Logik, die Wahrheit in unseren Überzeugungen.«
    Michael massierte die Nasenwurzel

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