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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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warten, bis sie nichts mehr zu essen haben. So leicht geht das.«
    Pragmatikerin grinste maliziös. »Wir könnten die Kanalisation blockieren. Ich kenne ihren Verlauf; es wäre einfach. Außerdem wäre es spaßig. Und es würde die Sache deutlich beschleunigen.«
    Mark schwebte vor ihr, wobei sein Gesicht strenge Mißbilligung ausdrückte. »Und in einem großen Umfang Seuchen, Krankheiten und Tod verursachen. Willst du das wirklich?«
    Pragmatikerin schaute zweifelnd drein; sie fuhr sich mit einer großen Hand über den kahlen Kopf.
    »Hört mir zu«, sagte Mark langsam. »Das ist mein Bereich – ich bin schließlich Sozio-Ingenieur. Oder war es zumindest mal. Das letzte, was wir hier wollen, ist eine Belagerung. Versteht ihr? Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir über die Mittel verfügen, eine Blockade zu durchbrechen. Wenn wir es versuchten, würden die Verluste – Krankheit und Tod – eine immense Belastung für die Infrastruktur der Northern bedeuten. Außerdem…« Er zögerte.
    »Ja?« sagte Morrow.
    »Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob das Durchbrechen einer Blockade überhaupt möglich wäre.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Schaut: Die Planer sind mit einem Sendungsbewußtsein ausgestattet. Sie, und nur sie, können ›ihr‹ Volk retten. Wenn wir sie jetzt belagerten, würden die Planer mitnichten auf rationale Art und Weise reagieren – durch die Bestandsaufnahme ihrer Ressourcen, die Abwägung der Chancen eines erfolgreichen Ausfalls und so fort. Vielmehr würden wir – die Belagerer -Teil ihrer Wahnstruktur werden, eine Manifestation der äußeren Bedrohungen, mit denen ihre Leute konfrontiert sind.«
    Morrow runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
    Mark, der offensichtlich ganz vergaß, daß keine durch den Antrieb induzierte Schwerkraft existierte, nahm einen Spaziergang über das Deck auf, wobei die virtuellen Füße lautlos einige Zentimeter über dem Boden schwebten. »Ihr müßt die Dinge aus der Perspektive der Leute betrachten, die da drin das Kommando haben: Die Planer.« Er sah Morrow offen an. »Ich habe Sie studiert, Morrow. Ich weiß, daß Sie noch immer eingeschüchtert sind – von diesem Ort, durch die Nähe zu den Planern. Stimmt’s? – trotz all Ihrer Erfahrung außerhalb dieser Wände.«
    Morrow blieb ihm die Antwort schuldig.
    »Diese Kultur hat eine Menge Macht«, dozierte Mark. »Sie ist fast ausschließlich in den Händen der Planer konzentriert, wobei die Masse der Menschen sich dumpf in ihr Los fügt. Morrow, die Planer haben die Logik für das Überleben der Spezies verinnerlicht – die Logik, die schließlich auch der ganzen Mission der Northern zugrundelag – und sie darüber hinaus extrapoliert – zu etwas fast Religiösem.
    Wir haben es mit einem machtvollen Konzept zu tun; einem, das Saiten zum Klingen bringt, die tief in unserer menschlichen Psyche verankert sind. Die Menschen auf diesen Decks sind den Planern seit fast einem Jahrtausend überallhin nachgefolgt – auch Sie, Morrow.
    Als Louise und ich die Entwicklung dieses Trends erkannten, schon zu Beginn des Fluges, realisierten wir, daß wir nichts dagegen unternehmen konnten – und daß ein solcher Versuch zudem auch hochgradig destruktiv gewesen wäre.
    Also zogen wir uns in die Great Britain zurück und sicherten uns ausreichende physikalische Kontrollmechanismen, um einen reibungslosen Flug des Schiffes zu gewährleisten.
    Nun, vielleicht war das falsch von uns; denn jetzt führt uns der Messias-Komplex der Planer in eine Krise…«
    Morrow behagte es überhaupt nicht, von einem virtuellen Konstrukt auf diese Weise analysiert zu werden. »Aber was sollen wir tun!« nörgelte er. »Wie sollen wir Ihre phänomenalen Einsichten für uns nutzen?«
    »Die Lage ist unberechenbar«, erwiderte Mark. »Aber es wäre möglich, daß die Planer ihr Volk – und sich selbst – eher vernichten würden, als daß sie uns siegen ließen.«
    Die kleine Gruppe wechselte schockierte Blicke.
    »Aber das ist ja Wahnsinn«, sagte Froschfängerin. »Das widerspricht doch ihrem erklärten Ziel – dem Schutz ihrer Leute.«
    Mark lächelte dünn. »Niemand hat gesagt, daß es einen Sinn ergeben muß. Die Menschheitsgeschichte hält leider genug Präzedenzfälle bereit.«
    »Mit so fest in unseren Köpfen verankerten Schwachstellen ist es schier ein Wunder, daß uns überhaupt die Raumfahrt geglückt ist«, stellte Pragmatikerin fest. Sie ließ sich ein Stück über das Deck treiben, wobei die Beine unter ihr

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