Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Kern aus Helium und die brennende Hülle um ihn herum. Was jetzt?«
    »Jetzt gehen unsere Spekulationen dahin, Uvarov, daß in einem konventionellen Riesen bei ausreichend hoher Kernmasse – etwa einer halben Sonnenmasse – die Temperatur derart ansteigt, auf hundert Millionen Grad oder mehr, daß eine neue Fusions-Kettenreaktion einsetzt: Die Triple-Alpha-Reaktion, welche…«
    »Die Heliumasche fusioniert zu Kohlenstoff.«
    »Ja. Plötzlich wird der ›tote‹ Kern mit Heliumfusionsenergie überflutet. Nun erinnern Sie sich daran, was ich Ihnen gesagt habe, Uvarov: Der Kern kann sich nicht wie ein Gas verhalten, weil er degeneriert ist. Also expandiert er auch nicht, um diese ganze Wärme zu kompensieren…«
    »Sie verwandeln Herablassung geradezu in eine Kunstform«, grummelte Uvarov ungeduldig.
    »Weil der Kern nicht expandieren kann, kann er auch nicht abkühlen. Es findet eine spontane Fusionsreaktion statt – ein Heliumblitz – mit einer Dauer von wenigen Sekunden. Danach fängt der Kern wieder an zu expandieren, und schließlich wird ein neuer Gleichgewichtszustand erreicht…«
    »Gut. Das ist die Standardtheorie; lassen Sie uns jetzt wieder auf die Sonne zurückkommen. Die Sonne ist alles mögliche, nur kein konventioneller Riese.«
    »Nein. Aber sie nähert sich dem Helium-Zündpunkt.«
    »Aber wird die Aktivität der Vögel denn nicht diese spontane Heliumzündung – den Heliumblitz – unterdrücken, genauso wie sie bisher die Wasserstoffusion unterdrückt haben?«
    »Nein, Uvarov. Sie leiten nicht genug Energie ab, um den Blitz zu unterdrücken… Vielleicht beabsichtigen sie das auch gar nicht. Und natürlich wird auch die Tatsache, daß der Kern von Sol einen so außergewöhnlich hohen Wasserstoffgehalt aufweist, das Resultat wesentlich beeinflussen. Vielleicht wird dort auch noch eine Wasserstoffusion stattfinden, eine komplexe, multiple Reaktion.«
    »Mark. Sie haben gesagt, daß nach dem Heliumblitz ein neues Gleichgewicht erreicht werden wird.« Uvarov mißfielen die Implikationen dieser Aussage. Er fragte sich nämlich, ob es sinnvoll wäre, sich hier aufzuhalten, während ein künstlich induzierter Roter Riese danach strebte, nach der Explosion seines Kerns ein neues Gleichgewicht zu erlangen… »Was wird nach dem Heliumblitz geschehen?«
    »Nun, die Front der vom Blitz freigesetzten Wärmeenergie wird Zeit brauchen – einige Jahrhunderte –, um sich einen Weg durch die Hülle zu bahnen. Die Hülle wird expandieren und eine neue Balance zwischen Gravitation und Strahlungsdruck anstreben. Und die durch den Blitz freigesetzte Energie wird gigantisch sein, Uvarov.«
    »Gigantisch?«
    »Uvarov, es wird einen Supersonnenwind geben.«

    Supersonnenwind…
    Der Heliumblitz würde die halbe Sonnenmasse wegblasen und eine expandierende Kugel erzeugen, die sich mit mehreren hundert Kilometern pro Sekunde ausdehnte.
    Der Kern – eine exponierte, geschrumpfte Entität aus kohlenstoffbedecktem Helium – würde sich in einen Weißen Zwerg verwandeln: Er würde schnell abkühlen, mit der halben Sonnenmasse, aber einem Durchmesser von nur wenigen tausend Kilometern, nicht größer als die alte Erde. Die Schwärme der Photino-Vögel, diese immateriellen Sternentöter, würden auch weiterhin um das Herz der reduzierten Gravitationsquelle von Sol kreisen.
    Jetzt – vor dem Blitz – war die Sonne ein zwei Astronomische Einheiten durchmessender Roter Riese. Nach dem Supersturm würde sich die Hülle zu einem Ballon mit dem zwanzigtausendfachen Durchmesser aufblähen, eine gigantische, sich abkühlende Wolke mit einem Durchmesser von dreihundert Lichttagen.
    Der äußerste Planet des Sonnensystems war nur vierzig Astronomische Einheiten entfernt – sechs Lichtstunden. So würde die anschwellende Hülle der Sonne schließlich alle ihre Kinder ersticken.
    Dann, wenn der Sturm sich gelegt hatte, würde der zwergenhafte Rest einen neuen, eigenen Sonnenwind emittieren: Einen Sturm heißer, schneller Partikel, die gegen die expandierende Kugel drücken und die inneren Schichten hinausschieben würden. Die Kugel würde sich in einen planetarischen Nebel verwandeln – eine riesige, sich abkühlende, hohle Kugel aus Gas, die im Licht des sterbenden Zwerges in ihrem Innern fluoreszierte.

    »Irgendwann«, referierte Mark, »wird das Helium des Fusionskerns natürlich erschöpft sein. Dann wird der Kern weiterschrumpfen, bis die Temperatur der den Kern umgebenden Regionen so hoch wird, daß eine Heliumfusion

Weitere Kostenlose Bücher