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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zu Seilspinnerin heran; ziemlich ungelenk kletterte sie von dem Gerät und erklomm den Ast neben Seilspinnerin. »Genau das hatte ich auch vor«, erwiderte sie sanft. Sie atmete die feuchte Waldluft tief ein und betrachtete den Himmel. »Ich habe gesehen, wie du diesen Vogel beobachtet hast.«
    Seilspinnerin schob sich die Brille auf die Nase. »Na und?«
    Louise stocherte an der Baumrinde herum. »Nun, der Vogel gibt offenbar sein Bestes, um mit der Schwerelosigkeit zurechtzukommen.«
    »Vielleicht. Aber nicht jedem hier gelingt das«, kommentierte Seilspinnerin schwer. Der Verlust der Gravitation vernichtete langsam, aber sicher die Waldbiotope. »Die höher entwickelten Vögel und Säugetiere scheinen sich gut anpassen zu können… Die Affen zum Beispiel haben schnell gelernt, sich beim Klettern und Springen umzustellen. Aber sonst fallen die Dinge auf hundert verschiedene, winzige Arten auseinander.« Sie dachte an die Spinnen, die keine Netze mehr weben konnten, an die Baumfrösche, deren winzige Blätter-Teiche in der Luft davontrieben. »Wir tun unser Bestes, die Dinge aufrechtzuerhalten – wir retten, was zu retten ist«, meinte sie. »Aber, verdammt, selbst der Regen fällt nicht mehr richtig.«
    Louise streckte eine Hand aus und ergriff die von Seilspinnerin; die Haut der alten Ingenieurin war kalt und ledrig. »Seilspinnerin, wir müssen das alles wieder rekonstruieren. Und zwar dauerhaft.« Louise hob den Kopf; das diffuse Licht der Kuppel milderte die tief eingegrabenen Altersfalten. »Erinnere dich, daß ich dieses Walddeck konstruiert habe. Und es ist das einzige Fragment der Erde, das im Universum überlebt hat – nach allem, was wir bisher wissen.«
    Seilspinnerin zog ihre Hand weg. »Ich weiß, was du mit deiner kleinen Parabel von dem Vogel ausdrücken wolltest, Louise. Ich soll mich anpassen, genau wie dieser kleine gefiederte Freund. Nicht wahr? Du willst, daß ich zum Nightfighter zurückkomme.«
    Louise nickte und musterte sie.
    »Gut, es war eine dumme Parabel. Der Vogel ist die Ausnahme, nicht die Regel. Und…
    Seilspinnerin, ich weiß, daß du eine Pause brauchtest. Aber du bist jetzt schon ziemlich lange in diesen Bäumen herumgeklettert. Ich brauche dich beim Schiff – wir alle brauchen dich. Ich weiß, daß es schwierig für dich ist, aber du bist die einzige von meinen Leuten, die diesen Auftrag ausführen kann.«
    Seilspinnerin musterte sie skeptisch. »Aber wir sprechen hier nicht nur von bloßen Rundflügen im Sonnensystem mit dem Diskontinuitätenantrieb. Stimmt’s, Louise?«
    »Ja.« Louise vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
    Seilspinnerin spürte ein beklommenes Gefühl in der Brust – als ob sie sich ausgedehnt hätte und ihr Herz wie einen Vogel in einer großen Höhle umherflattern ließe. Hyperantrieb…
    »Seilspinnerin, wir benötigen den Hyperantrieb. Das verstehst du doch, oder? Die Sonne stirbt. Vielleicht könnten wir versuchen, hier im Sonnensystem eine Art Kolonie zu gründen. Aber dazu müssen wir wissen, wie die Lage außerhalb des Sonnensystems aussieht. Gibt es irgendwo noch überlebende Menschen? Vielleicht können wir uns ihnen anschließen – und einen besseren Ort finden als den, zu dem das Sonnensystem geworden ist.
    Aber ohne den Hyperantrieb würden solche Flüge Jahrtausende dauern oder noch länger – sogar mit dem Diskontinuitätentriebwerk. Und ich glaube nicht, daß wir noch so viel Zeit haben…«
    Seilspinnerin atmete tief durch. »Ja, aber… Louise, was wird geschehen, wenn ich den Schalter umlege? Was für ein Gefühl wird das sein?«
    Louise zögerte. »Seilspinnerin, ich weiß es nicht. Es ist die Wahrheit; das wollen wir ja gerade auf dem ersten Flug herausfinden. Wir werden es nie erfahren, wenn wir es nicht endlich mal versuchen. Mark und ich haben gerade erst damit begonnen, Theorien zur Funktion des verdammten Hyperantriebs zu entwickeln… Seilspinnerin, wir wissen bisher nur, daß es mit Dimensionalität zu tun hat.«

    Ein konventionelles Raumschiff (sagte Louise) operierte in einer ›drei plus eins‹-dimensionalen Raumzeit – drei räumliche Dimensionen plus einer zeitlichen. Und innerhalb dieser Dimensionen wurde die Natur durch eine Reihe fundamentaler Konstanten definiert – der Ladung des Elektrons, der Geschwindigkeit des Lichts, der Gravitationskonstante, der Planckschen Konstante und anderen.
    Aber – so glaubten die Menschen – die Physik wurde von der Spin (10)-Theorie dominiert, die Symmetrien zwischen den

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