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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Naturkräften beschrieb. Diese Symmetrien mußten in höheren Dimensionen als vier ausgedrückt werden.
    »Also gibt es mehr als drei räumliche Dimensionen, Seilspinnerin«, sagte Louise. »Aber die ›Extra‹-Dimensionen sind verdichtet…«
    »Sie sind was?«
    »Bis auf den kleinstmöglichen Maßstab komprimiert – auf die Plancksche Wellenlänge, unterhalb der Quantenphysik und Gravitation ineinander übergehen.«
    Früher – direkt nach der ursprünglichen Singularität – waren die Kräfte der Physik eins, und das Universum war multidimensional gewesen. Dann begann die große Expansion.
    »Drei der räumlichen Dimensionen dehnten sich schnell zu der Größe aus, die wir heute kennen. Die anderen Dimensionen blieben jedoch komprimiert.«
    »Warum expandierten gerade drei Dimensionen? Weshalb nicht vier, oder zwei, oder eine, oder gar keine?«
    Louise lachte. »Das ist eine gute Frage, Seilspinnerin. Ich wünschte, ich hätte auch eine gute Antwort darauf.
    Geometrisch verfügen dreidimensionale Räume über einige spezifische Eigenschaften. So können zum Beispiel Planeten nur in drei Dimensionen stabile Orbits entwickeln, die durch die von Sternen ausgeübten Zentralkräfte definiert werden. Hast du das gewußt? Planeten in einem überdimensionalen Kosmos würden in den Raum abdriften oder spiralförmig in ihre Sonnen stürzen. Wenn Leben zu seiner Entscheidung Milliarden Jahre einer stabilen planetarischen Umwelt benötigt, sind drei Dimensionen die einzige Möglichkeit. Auch die Materie ist in höheren Dimensionen nicht stabil: Die Schrödingersche Wellengleichung würde keine Grenzlösungen aufweisen… Und Wellen können sich störungsfrei nur in drei Dimensionen ausbreiten. Wenn wir also die Welt mittels hochwertiger akustischer oder elektromagnetischer Signale wahrnehmen wollen, sind wiederum drei Dimensionen die einzige Möglichkeit.
    Seilspinnerin, vielleicht existieren irgendwo dort draußen noch andere Universen, in denen sich nach der ursprünglichen Singularität mehr als drei Dimensionen entfaltet haben. Aber soviel wir wissen, kann sich dort kein Leben – unsere Lebensform – entwickelt haben; die fundamentale Geometrie der Raumzeit würde es nicht zugelassen haben…
    Bedenke aber, daß die zusätzlichen Dimensionen trotzdem vorhanden sind, auch wenn sie zu dichten, extrem gekrümmten Röhren mit dem Durchmesser einer Planckschen Wellenlänge zusammengerollt sind.«
    »Wir können sie also nicht sehen.«
    »Nein. Aber – und hier liegt der Trick, den die Xeelee vermutlich angewandt haben, Seilspinnerin – die zusätzlichen Dimensionen haben sehr wohl Auswirkungen auf unser Universum. Die Krümmung dieser Planckschen Röhren definiert den Wert der fundamentalen Konstanten der Physik. Mithin bestimmt also die Art, wie die Röhren gewickelt sind, Dinge wie die Ladung eines Elektrons oder die Stärke der Gravitation.«
    Seilspinnerin nickte bedächtig. »Gut. Aber was hat das jetzt mit dem Hyperantrieb zu tun?«
    »Seilspinnerin, wir glauben, daß die Xeelee eine Möglichkeit gefunden haben, einige dieser universalen Werte zu modifizieren. Indem sie die physikalischen Konstanten – in einem kleinen Bereich des Raums – verändern, kann der Hyperantrieb die Raumzeit minimal aufrollen.
    Stell dir ein Blatt Papier vor, Seilspinnerin. Wenn du auf zwei Dimensionen beschränkt bist – über das Papier kriechst –, dann wird es lange dauern, bis du von einem Rand zum anderen gelangst. Aber wenn du dich durch die dritte Dimension bewegen könntest – durch das Papier –, dann könntest du dich mit hoher Relativgeschwindigkeit von einem Ort zum anderen bewegen…«
    Seilspinnerin runzelte die Stirn. »Das habe ich wohl verstanden. Ist das so etwas wie eine Passage durch ein Wurmloch?«
    Louise zögerte. »Nicht ganz. Wurmlöcher sind Defekte in unserer drei-plus-ein-dimensionalen Raumzeit, Seilspinnerin; sie interferieren nicht mit den höheren, komprimierten Dimensionen. Und außerdem sind Wurmlöcher statisch. Durch ein Wurmloch kann man nur von einem bestimmten Ort zum anderen reisen, es sei denn, man schleppt die Terminals immer mit sich. Mit dem Xeelee-Triebwerk kann man – das vermuten wir jedenfalls – überall hinfliegen, ganz nach Belieben. Es ist wie der Unterschied zwischen einer Eisenbahnverbindung und einem Auto.«
    Seilspinnerin dachte darüber nach. »Es klingt einfach.«
    Louise lachte. »Glaube mir, das ist es nicht.« Plötzlich wurde sie von etwas abgelenkt und drehte sich

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