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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wissen.
    »Irgendwohin. Darauf kommt es wirklich nicht an. Wir könnten meinetwegen auch in einem kontrollierten Orbit um die Sonne kurven. Worum es geht, ist die Reaktivierung des Triebwerks: Die Wiederherstellung der beschleunigungsinduzierten Gravitation im Schiff. Laßt uns – lassen wir die Leute dort drinnen – wieder zur Normalität zurückkehren und anfangen zu leben.«
    Für einen Moment herrschte Stille. Dann sagte Seilspinnerin: »In Anbetracht dieses Szenarios wäre es sicher besser, im Sonnensystem zu bleiben und in einen kontrollierten Orbit zu gehen. Der neue Brocken Reaktionsmasse würde ohnehin bald wieder aufgebraucht sein; wäre es dann nicht sinnvoller, mit der Gewißheit in der Nähe der Sonne zu bleiben, später wieder auftanken zu können? – Selbst wenn wir nicht noch einmal tausend Jahre vor uns haben sollten.«
    »Vielleicht.« Louise nibbelte nachdenklich die Nase. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir im Schiff überleben können. Zumindest langfristig.« Sie seufzte. »Die gute alte Northern hat ihre Aufgabe hervorragend erfüllt – sie hat alle konstruktiven Erwartungen weit übertroffen. Und vielleicht könnte sie wirklich noch einmal tausend Jahre überstehen.
    Aber irgendwann muß sie einfach versagen. Vielleicht erst in zehntausend Jahren, aber es wird eintreten. Und was dann?« Sie runzelte die Stirn. »Dann werden wir vielleicht nicht mehr den Transfer in eine andere Umwelt erleben.«
    »In diesem Zusammenhang gibt es noch einen fundamentaleren Aspekt«, warf Mark ernst ein. »Die Hardware – die Schrauben und Muttern – mögen die Reise vielleicht überstanden haben, aber das soziale Gefüge der Northern hat die Belastungen weniger gut verkraftet. Nehmen wir nur das Verhalten der Planer in der Endphase; ihr Sendungsbewußtsein, das über tausend Jahre heranreifen konnte, hat sich schließlich in einen psychotischen Wahn verwandelt.« Geflissentlich schaute er zu Uvarov hinüber. »Und außerdem mußten wir uns noch mit ein, zwei lokalen Problemen auseinandersetzen.«
    »Ja.« Louise stand die Müdigkeit im Gesicht geschrieben. »Es sieht wohl so aus, daß die Versuche, unsere Rationalität zu bewahren, bei der Durchquerung der Zeitwüste mitunter gescheitert sind…«
    Mark schaute sich am Tisch um. »Leute, wir sind keine Xeelee. Wir sind einfach nicht dafür geschaffen, für Jahrhunderte oder Jahrtausende auf engem Raum miteinander zusammenzuleben. Wir wissen nicht, wie man eine Gesellschaft etablieren könnte, die in einer überfüllten, engen Kiste wie diesem Schiff auf Dauer überleben könnte. Wir sind ja auch in dieser Hinsicht bereits gescheitert.«
    »Hättest du denn eine Alternative?« fragte Louise.
    »Sicher. Wir bleiben im System. Aber wir müssen das verdammte Schiff verlassen. Wir könnten dann versuchen, einige der noch vorhandenen Monde zu kolonisieren. Zumindest könnten sie uns Rohstoffe für Habitate liefern. Wir könnten die Northern demontieren, um die neuen Kolonien mit einer Erstausstattung zu versehen… Louise, mir geht es darum, daß wir uns Platz schaffen, bevor wir uns noch gegenseitig umbringen.«
    Uvarov wandte dem Virtuellen das Gesicht zu; sein blindes Lächeln glich dem einer Schlange, dachte Lieserl. »Eine feine, romantische Idee«, kommentierte er. »Aber leider nicht realisierbar, wie ich befürchte.«
    »Und warum nicht?«
    »Wegen des Heliumblitzes.« Uvarov drehte sich beunruhigend zielstrebig zu Lieserl um; seine Augen waren schattige Höhlen. »Der Blitz: Das avisierte Präsent von Lieserls netten Dunkelmaterie-Kumpeln in der Sonne. Unseren optimistischsten Schätzungen zufolge wird er – spätestens! – in ein paar hundert Jahren von der Sonne emittiert.« Er wedelte mit einer Hand in Louises Richtung. »Und danach dürfen wir den Kohlenstoffblitz erwarten, und den Sauerstoffblitz, und… Meine Freunde, dank der Photino-Vögel ist das Sonnensystem praktisch unbewohnbar geworden.«
    Mark starrte den alten Chirurgen an. »Dann machen Sie uns einen besseren Vorschlag.«
    Louise hielt die Hände hoch. »Moment. Laßt uns noch ein wenig über die Photino-Vögel sprechen.« Sie schaute Lieserl an. »Sie wissen mehr über die Vögel als sonst jemand von uns. Uvarovs Aussagen sind korrekt, wie ich vermute.«
    »Hinsichtlich der fortdauernden forcierten Evolution der Sonne? O ja.« Lieserl nickte, wobei sie sich unwohl fühlte im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit; sie registrierte, wie das flackernde Kerzenlicht um ihre Nase und Augen

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