Xeelee 3: Ring
Bedrohung durch die Dunkelmaterie zu retten.«
»Und die Kriege der Menschen gegen die Xeelee…?«
»…waren nicht mehr als eine Irritation für die Xeelee, würde ich meinen. Aber ein fürchterlicher strategischer Irrtum der Menschheit.«
Die Gruppe fiel in Schweigen; Lieserl bemerkte, daß die Augen von Froschfängerin sich wie bei einem Kind angesichts eines Wunders geweitet hatten. Sie starrte in die Kerzenflammen, als ob dort die Wahrheit von Uvarovs Worten verborgen läge.
»In Ordnung«, sagte Louise scharf. »Uvarov, ich muß wissen, welche Schlüsse wir daraus zu ziehen haben. Was sollen wir also tun?«
Aus den Uvarov umhüllenden Decken drang ein gurgelnder Laut; Lieserl realisierte mit Unbehagen, daß dieser Stuhl ihn während des Redens mit Nahrung versorgte.
»Was wir tun müssen«, meinte er, »liegt auf der Hand. Wir können uns unmöglich gegen die Photino-Vögel zur Wehr setzen. Deshalb müssen wir auf die Gnade unserer älteren Verwandten hoffen – wir müssen den Schutz der baryonischen Lords suchen, der Xeelee.«
Mark lachte. »Und wie sollen wir das anfangen?«
»Wir verfügen über Hinweise, wonach die Xeelee eine finale Auffangposition errichten«, erläuterte Uvarov. »Eine letzte Verteidigungsstellung, auf die sie sich wohl zurückziehen wollen. Dorthin müssen wir auch.«
Louise blickte ihn verwirrt an. »Welche Hinweise? Wovon sprechen Sie überhaupt?«
Mark dachte einen Moment lang nach. »Er meint den Großen Attraktor…«
Louise runzelte die Stirn. »Woher wollen Sie wissen, daß der etwas mit den Xeelee zu tun hat?«
»Nun, es könnte einen Sinn ergeben, Louise; anhand der von uns registrierten Gravitationswellen wissen wir, daß irgend etwas an der Position des Attraktors vor sich geht. Gewisse Aktivitäten… Etwas Großes. Und nirgendwo sonst gibt es noch Anzeichen von Leben…«
Uvarov nickte mit ruckendem Kopf. »Beim Attraktor handelt es sich wahrscheinlich um eine gigantische Baustelle: Das letzte große baryonische Projekt. Wir können sogar Vermutungen bezüglich seiner Natur anstellen.«
»Ja?« fragte Louise knapp.
»Wir wissen, daß ihre Technologie auf der Manipulation der Raumzeit basiert«, erklärte Uvarov. »Wir haben Beweise für den Sternenhammer – Gravitationswellen-Waffen – und den Weltflächen-Antrieb des Nightfighters. Ich glaube, daß es sich bei dem Objekt im Sternbild des Schützen, was auch immer es darstellen mag, um ein Konstrukt handelt.«
»Welches Konstrukt?«
»Manipulierte Raumzeit«, sagte Uvarov.
»Es ist logisch, Louise«, pflichtete Mark ihm bei. »Überleg doch mal. Nur über Raumzeiteffekte, einschließlich der Gravitation, können die Xeelee mit den Photino-Vögeln interagieren. Also haben sie Waffen und Artefakte entwickelt, die auf der Manipulation der Raumzeit basieren: Den Weltflächen-Antrieb des Nightfighters, den Sternenhammer…«
»Der Ring«, keuchte Lieserl. »Vielleicht ist er – der Große Attraktor – der Ring. Das größte und letzte Projekt der Xeelee…« Wäre es möglich? »Doktor Uvarov, haben Sie den Ring gefunden?«
Garry Uvarov wandte sich ihr zu. »Vielleicht.«
Mark nickte. »Vielleicht haben Sie recht… Wir haben Beweise dafür, daß die Dunkelmaterie-Wesen ebenfalls von den Aktivitäten im Sagittarius wissen.« An Lieserl gewandt sagte er: »Wir haben gesehen, wie Ströme von ihnen die Sonne anflogen und sie dann in Richtung des Attraktors wieder verließen… als ob auch er der Fokus ihrer Aktivitäten sei.«
Uvarov lächelte. »Er ist das finale Schlachtfeld.«
»Wie weit?« fragte Lieserl.
Louise verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Bis zum Großen Attraktor? Dreihundert Millionen Lichtjahre… es ist also kein Spaziergang um den Block.«
»Aber wir könnten dorthin gelangen«, meinte Mark. Lieserl registrierte, daß seine Stimme monotoner und entrückter klang als zuvor. »Wir besitzen den Hyperantrieb des Nightfighters. Wir müssen auch nicht davon ausgehen, daß die Reichweite des Hyperantriebs limitiert ist. Durch die Testflüge von Seilspinnerin wissen wir auch, daß der Nightfighter von Menschen geflogen werden kann…«
Lieserl sah, wie Seilspinnerin fast unmerklich vom Tisch abrückte und die kleinen Hände in den Schoß legte, wobei ihr rundes Gesicht ausdruckslos blieb.
Louise Ye Armonk runzelte die Stirn. »Wir müßten natürlich eine Möglichkeit finden, unsere Leute zu transportieren.«
Mark spreizte die Hände. »Sicher wäre das möglich. Wir brauchen nur die
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