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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seiner Stimme heraus.
    Nach einer gewissen Zeit entmaterialisierte es. Ich war allein. Und, Seilspinnerin, ich merkte, daß ich nicht sterben konnte.
    Zuerst war ich zornig. Ich war verzweifelt. Er hielt seine glühende Hand hoch und inspizierte sie nachdenklich, wobei er sie vor dem Gesicht drehte. Ich konnte nicht begreifen, warum mir das zugefügt worden war – warum ich auf diese groteske Art konserviert worden war.
    Aber – mit der Zeit – legte sich das. Und ich hatte Zeit: Mehr als genug…
    Er verstummte, und sie betrachtete sein Gesicht. Es war leer und ausdruckslos; sie spürte einen Anflug von Furcht und fragte sich, was er wohl alles durchgemacht hatte, allein zwischen den sterbenden Sternen.
    »Michael«, sagte sie sanft. »Warum hast du mich angesprochen?«
    Ein Lächeln erschien auf seinem ausdruckslosen Gesicht. Ich habe ein menschliches Wesen gesehen, sagte er. Einen Mann, in Felle gekleidet, von der Kälte angefressen, in einem fragilen kleinen Schiff… Er stürzte durch ein Wurmloch-Interface unkontrolliert in diese lebensfeindliche Zukunft.
    Das war ein außergewöhnlicher Vorgang… Also bin ich – zurückgekehrt. Ich war neugierig. Ich suchte die Wurmloch-Verbindungen ab – und fand dich, Seilspinnerin.
    Seilspinnerin nickte. »Das war Pfeilmacher. Er war mein Vater«, sagte sie.
    Michael Poole schloß die Augen.
    »…Seilspinnerin«, meldete sich Louise Ye Armonk. Sie klang dringlich und besorgt.
    »Ja, Louise.«
    »Ich weiß nicht, was in deinem Kopf vorgeht, aber du solltest schnell wieder zu Verstand kommen.« Seilspinnerin hörte, wie Louise über ihre Schulter Instruktionen erteilte. »…Wir sind in Schwierigkeiten.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    »Hör mir zu, Seilspinnerin. Du mußt folgendes…«
    Louises Stimme brach abrupt ab.
    »Louise? Louise?«
    Alles war still.
    Seilspinnerin drehte sich in ihrem Sitz um. Hinter ihr ragte die Masse der Lebenskuppel über die klaren Konturen des Nightfighters, eine Wand aus Glas und stetigem Licht.
    Aber jetzt legte sich ein ätherisches Gewebe, ein Netz aus kaum sichtbaren Fäden, über die oberen Sektionen der Lebenskuppel.
    »Teufel«, zischte Seilspinnerin. »Das ist ein String.«

    Zum erstenmal seit einem Dutzend Jahren brachen sich die Echos der heulenden Sirene wieder auf den Decks.
    Morrow, der in der grünstichigen Luft in der Nähe von Deck Zwei schwebte, richtete sich von seiner Arbeit auf. Sein Rücken schmerzte, und die Hände waren mit warmem Schmutz und Wasser überzogen; er spürte einen feinen Schweißfilm auf der Stirn.
    Er schaute sich suchend um und spähte nach dem Auslöser des Alarms.
    Milpitas, der die Ärmel hochgekrempelt hatte und über dessen tiefe Gesichtsnarben der Schweiß floß, musterte ihn. Der Planer befingerte eine Handvoll Schilf, das aus dem kugeligen Teich wuchs. »Morrow? Stimmt etwas nicht? Warum der Alarm?«
    »Ich weiß es nicht, Planer.«
    Das Gejaule der Sirene war ohrenbetäubend – das vertraute und gleichzeitig enervierende Wimmern machte es fast unmöglich zu denken. Morrow überflog die Decks, die beschauliche, dreidimensionale Bewegung der Menschen und ’bots, die ihren Tätigkeiten nachgingen; in der Entfernung erhoben sich die Flanken der Tempel über die grasbedeckten Flächen. Alles wirkte normal und ruhig; er fühlte sich entspannt und sicher.
    Morrow arbeitete mit Milpitas in dem Bereich, der früher als Poole Park bekannt war. Sie versuchten noch immer, ihr Null-Gravo-Wasserspiel zu installieren. Milpitas und Morrow hatten eine Erdkugel auf einem dünnen Stab befestigt, diesen an der Oberfläche des Decks montiert und die Kugel mit einer anderthalb Meter durchmessenden Wasserkugel umgeben, die von einer dünnen Haut aus porösem Kunststoff fixiert wurde. Schilf und Seerosen wurden in der Erdkugel angepflanzt und wuchsen bereits über die Wasseroberfläche hinaus. Ihnen schwebte vor, daß das Schilf und die Seerosen – vielleicht auf irgendeine Art miteinander verflochten – zusammen mit der natürlichen Oberflächenspannung des Wassers einmal ausreichen würden, den Teich auch so zusammenzuhalten, so daß sie auf die Kunststoffmembranen verzichten konnten.
    Dann würden sie den Teich schließlich mit Fischen und Fröschen bevölkern können.
    Es war ein kleines, fast triviales Projekt. Aber es war Milpitas’ Idee gewesen, und Morrow hatte sich über das Angebot für eine Zusammenarbeit gefreut, das er von Milpitas’ Seite als Teilrehabilitation in der Null-Gravo-Zone

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