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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Soweit ich weiß, stehen die Verbindungen zu den Hauptprozessoren auf der Northern noch – obwohl ich im Moment nur eine ROM-Verbindung habe.«
    Sie schloß die Augen und schaute nach innen. »Ja. Mir geht es genauso.« ROM bedeutete, daß sie ihre Eindrücke – die neuen Impressionen, die sie nun abspeicherte – nicht an die Prozessoren der Northern weiterleiten konnte, die jetzt den Kern ihres Bewußtseins darstellten. Sie schaute zu dem gelben Licht der Northern hoch. »Meinst du, daß wir umkehren sollen?«
    Mark zögerte und blickte zu dem Beiboot zurück.
    Uvarov regte sich. Wie ein Insekt in einem gläsernen Kokon, dachte Lieserl. »Ich bin der einzige von uns, der sich hier in wirklicher Gefahr befindet«, raspelte er. »Ihr beide seid ja nur Projektionen. Virtuelle Phantasmen. Ihr tragt diese Raumanzüge nur als Krücken für eure Psyche, in Teufels Namen. Selbst wenn dieser Planet jetzt explodieren sollte, würde sich euer gesamter Verlust nur auf ein paar Stunden Dateneingabe belaufen.« Er schnarrte die letzten Worte wie eine Beschimpfung.
    »Was wollen Sie, Uvarov?« fragte Mark.
    »Macht mit eurer Suche weiter«, schnauzte Uvarov. »Hört auf, Zeit zu verschwenden. Es gibt nichts, was ihr wegen der wie auch immer gearteten Probleme tun könnt, die auf der Northern aufgetreten sind. Um Himmels willen, betrachtet die größeren Zusammenhänge. Das baryonische Universum nähert sich seinem Ende. Was könnte die Lage also noch weiter verschlechtern?«
    Marks Lachen war etwas grimmig. »In Ordnung, Doktor. Komm, Lieserl.«
    Sie trotteten über die Oberfläche auf die Struktur zu.

    Das Blöken der Sirene erstarb. Die plötzliche Stille war schockierend.
    Morrow klopfte gegen das Ohr – als ob das die Virtuellprojektion von Louises Stimme wiederherstellen würde, dachte er ironisch.
    Milpitas war von seiner Seite verschwunden. Mit überraschender Agilität war der Planer abwärts durch die Luft geschwommen, weg von Morrow und wieder zurück zum Teich.
    Hoch über ihm kreischte Metall auf Metall.
    Er hörte einen einzelnen Schrei – einen unirdischen Laut, der von den Wänden hallte und die Stille der Decks durchschnitt. Und nun ertönte noch ein Schrei – aber diesmal, so realisierte Morrow, war er nicht das Produkt einer menschlichen Stimme; das Geräusch kam vielmehr von der Luft, die durch ein Leck in der Hülle entwich.
    Dort. An einer Wand bildete sich Nebel über einem geraden Riß, der sich durch ein Feld mit Zwergweizen zog. Ein Re-Alphabetisierungs-Kurs hatte dort gearbeitet; jetzt taumelten Menschen schreiend durch die Luft und entfernten sich von dem wabernden Nebel.
    Er hörte Milpitas keuchen. Morrow schaute nach unten.
    Milpitas starrte auf seine Taillengegend und preßte die Hände auf den Bauch. Sein narbiges Gesicht hatte einen Ausdruck mißbilligender Überraschung angenommen, und – in diesem letzten Augenblick – wurde Morrow an den früheren Planer Milpitas erinnert: Wie er starrsinnig Kontrolle ausübte und der Welt seinen Willen aufzwang.
    Dann faltete sich Milpitas um eine dicht unterhalb des Solarplexus verlaufende Linie. Im ersten Sekundenbruchteil hatte es den Anschein, als ob er sich vor Schmerzen krümmte – aber, wie Morrow mit zunehmendem Horror feststellte, faltete sich Milpitas weiter und krümmte sich, bis Morrow das Knacken gebrochener Rippen und das dumpfe Abreißen von Wirbeln hörte.
    Es war nichts Sichtbares, keine Entität in Milpitas’ Nähe; es war, als ob er sich diesen unvorstellbaren Schrecken selbst zufügte oder als ob der Körper des Planers von einer riesigen unsichtbaren Faust zermalmt würde.
    Dann schien es, als ob diese Faust Morrow kraftvoll und unwiderstehlich packte und ihn auf das Deck hinunterschleuderte.
    Er schrie auf und schlang die Arme um den Kopf.
    Er krachte in den sphärischen Teich, den er und Milpitas so liebevoll angelegt hatten. Schilf und Seerosen klatschten gegen Gesicht und Arme, und Wasser drang in Augen und Mund.
    Dann hatte er den Teich durchstoßen, und die Oberfläche des Decks wirbelte auf ihn zu.
    Der Tetraeder war dick mit Staub überzogen. Mark ließ den ’bot langsam vorwärts rollen und die Oberfläche des Gebäudes reinigen. Unter der einen Zentimeter dicken Staubschicht kam das Material der Tetraeder-Konstruktion milchigweiß und fugenlos zum Vorschein. Die dreieckigen Flanken ließen die Struktur irgendwie instabil oder provisorisch erscheinen, dachte Lieserl – wie ein Zelt.
    Mark hatte den Vorschlag gemacht,

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