Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
ihrer Inkompetenz vor. Sie fühlte die Schuld für diesen gespenstischen Unfall auf ihren Schultern lasten, wie ein spürbares Gewicht. Ich bin für diese falschen Entfernungsmessungs-Routinen verantwortlich. Ich bin für die unzureichende Redundanz verantwortlich – und für den Abbruch der Verbindung mit Seilspinnerin, gerade als wir sie am dringendsten brauchten. Wenn ich Seilspinnerin nur erreichen könnte, vielleicht könnte sie uns hier herausbringen. Wenn nur…
    »Die Geometrie des Strings entspricht genau den theoretischen Vorhersagen«, erklärte Mark. »Ich bekomme Messungen von Pi in den Randzonen des Strings… 3,1402, verglichen mit dem Normalraum-Wert von 3,1.415.926… Der konische Raum weist ein Winkeldefizit von vier Bogenminuten auf.
    In diesem Augenblick befinden sich vierhundert Meter String im Innern der Lebenskuppel, Louise. Das entspricht einer Gesamtmasse von vierhundert Trillionen Tonnen.« Mark wirkte konsterniert. »Um Himmels willen, Louise, stell dir das mal vor; das ist die Masse eines großen Mondes…«
    Ihre Innenansicht war sinnlos. Die Vernichtung der Lebenskuppel war eine Sache von – vielleicht – nur noch wenigen Sekunden. Und letztendlich war sie hilflos. Alles, was ich in diesen letzten, wahnsinnigen Sekunden noch tun könnte, wäre das Einschalten der verdammten Sirene…

    Ein ätherisches Gespinst aus Licht erschien über Seilspinnerin. Sie konnte beobachten, wie der String die Sterne am Himmel verschob, dicht oberhalb der Lebenskuppel. Der näherkommende String legte sich wie der Vorbote eines heftigen, übernatürlichen Sturms um die Northern.
    Fürchte dich nicht…
    Sie drehte sich auf ihrem Sitz um und zog die Gurte stramm. »Was, zum Teufel, erwartest du denn von mir?« schrie sie Poole an. »Wir sind von einem Stück kosmischen Strings getroffen worden, verdammt. Das könnte uns erledigen. Ich muß uns von hier wegbringen.« Sie legte die Hände auf die Waldos. »Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Louise? Louise, hörst du mich?«
    Du weißt, daß sie dich nicht hören kann.
    »Vielleicht sind wir schon getroffen worden«, mutmaßte Seilspinnerin hektisch, »vielleicht ist das der Grund für die zusammengebrochene Verbindung. Aber was, wenn sie es geschafft hatte, eine Routine in die Waldos zu programmieren, bevor die Verbindung abbrach? Vielleicht…«
    Komm schon, Seilspinnerin. Du weißt, daß das nicht stimmt.
    »Aber ich muß doch das Schiff bewegen!« jammerte sie. Das Pochen ihres Herzens klang unglaublich laut in dem engen Raum des Helms. »Siehst du das denn nicht ein?«
    Doch. Doch, das sehe ich ein.
    »Aber ich weiß nicht wie – oder wohin – ohne Louise…«
    Eine Hand legte sich auf die ihre. Trotz des dicken Gewebes ihres Handschuhs konnte sie die Wärme von Michael Pooles rauher Handfläche spüren.
    Ich werde dir helfen. Ich werde dir zeigen, was du tun mußt.
    Die unsichtbaren Finger spannten sich und drückten ihre Hände auf die Waldos. Hinter ihr entfaltete der Nightfighter seine Schwingen.

    Morrow, der neben dem zerschmetterten Körper des Planers Milpitas auf dem Deck lag, starrte hinauf zu der Spur des kosmischen Strings.
    Die Struktur der mittleren Decks war fragil; sie implodierte einfach im Sog des Strings. Morrow sah, wie Häuser, die seit tausend Jahren gestanden hatten, von der Oberfläche der Decks gerissen wurden, als ob sie sich im Griff eines riesigen Tornados befänden; die Gebäude explodierten, und Metallplatten wirbelten durch die Luft. Die neueren, in der Null-Gravo-Zone aufgehängten Strukturen wurden von dem Sog einfach mitgerissen. Der größte Teil von Deck Zwei war abrasiert worden und taumelte über ihm durch die Luft, wobei Metallplatten gegeneinander krachten. Morrow sah Muster aus Linien und Kurven auf diesen Decksfragmenten: Trümmer der seelenlosen kreisförmigen Geometrie, welche die Gestaltung der Decks seit Jahrhunderten dominiert hatte.
    Menschen, die wie Puppen durch die Luft trieben, stießen durch den Sog zusammen und klammerten sich aneinander fest. Der String schnitt sich durch einen Tempel. Der goldene Tetraeder – das stolzeste Symbol menschlicher Kultur – zerbarst wie ein geplatzter Ballon, und Scherben aus goldbraunem Glas, lang und tödlich, schossen durch die Luft.
    Und nun durchdrang der String einen weiteren menschlichen Körper, den einer Frau. Morrow hörte ihren Schrei, der abrupt abbrach, einen schmatzenden, reißenden Laut, und das Krachen von Knochen, das sich wie der Biß in einen

Weitere Kostenlose Bücher