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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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konvergierten in einem Punkt viereinhalb Meter über ihrem Kopf. Sie konnte Trennwände in zweien der Ecken erkennen. Schlafzimmer? Bad? Eine Küche vielleicht?
    Der ’bot wieselte um die Ecke, wobei seine vielen Arme die Kanten untersuchten. Dabei hinterließ er Spuren von Planetenstaub.
    Das dominierende Möbelstück war ein langer Tisch, der aussah, als ob er – kaum zu glauben – aus Holz bestand. Lieserl sah, daß Monitore in die Tischplatte eingelegt waren. Sie waren zwar dunkel, aber dennoch wirkten sie wie herkömmliche Sensorschirme. Lieserl streckte eine behandschuhte Hand aus und wünschte, die hölzerne Oberfläche berühren zu können.
    Vor dem Tisch waren Stühle aufgereiht – vier nebeneinander, mit steilen Lehnen, gepolsterten Sitzflächen und mit Kontrollen bestückten Armlehnen.
    »Mark, sieh dir das an«, sagte sie. »Auf einen dieser Stühle könnten wir beide sitzen.«
    Mark hatte am Kopfende des Tisches etwas gefunden – zwei Objekte -; er ließ den ’bot hinüberrollen und diese Objekte einsammeln. Mark bückte sich, um das erste Objekt zu identifizieren, das ihm der ’bot hinhielt. »Das ist eine Art Griffel«, sagte er verwundert. »Könnte vielleicht etwas so Banales wie ein Füllfederhalter sein…« Der ’bot hielt das zweite Objekt hoch. »Aber das hier ist eindeutig, Lieserl. Sieh es dir an. Es ist eine Tasse.« Er musterte sie mit auf die Knie gestützten Händen. »Die Erbauer dieses Ortes müssen schon vor einer Million Jahren verschwunden sein. Aber es hat den Anschein, als ob sie eben erst gegangen wären.«
    »Wer?« raspelte Uvarov. »Ich wünschte, ihr würdet mal mit mir sprechen, verdammt. Was habt ihr herausgefunden?«
    Mark und Lieserl schauten sich an.
    »Menschen«, sagte Lieserl. »Wir haben Menschen gefunden, Uvarov.«

    Mark saß mit Louise in ihrer eichengetäfelten Kabine in der Great Britain. Mark hatte eine virtuelle Darstellung der Lebenskuppel der Northern aufgerufen; die Präsentation hing als ein Meter hoher Zylinder über ihrem Bett. Die Projektion zeigte eine Lebenskuppel, auf deren Glas Licht funkelte, und das Grün des Walddecks glühte unter der Himmelskuppel an der Spitze.
    Louise fühlte, wie sie innerlich bewegt wurde; die Lebenskuppel war so schön – so zerbrechlich.
    Sie betrachtete die vertrauten polierten Wände ihrer Kabine – sie bestand eigentlich aus zwei Suiten des alten Schiffes, die zusammengefaßt und umgebaut worden waren. Hier befand sich der Mittelpunkt ihrer Welt, wenn es denn überhaupt einen gab; hier befanden sich ihre paar alten Möbelstücke, ihre Kleider, ihr erstes, antikes Notebook – in dem noch immer die Konstruktionspläne der Great Britain gespeichert waren, die sie bei ihrer ersten Besichtigung des Schiffes als Teenager angefertigt hatte, vor fünf Millionen Jahren und ein halbes Universum entfernt. Wenn sie nur, dachte sie, wenn sie nur diesen Raum wie eine große hölzerne Decke um sich wickeln könnte, um sich nie mehr den komplexen Schrecken der Welt aussetzen zu müssen…
    Aber da war Mark, der züchtig auf einer Ecke ihres Bettes saß und ihr Gesicht betrachtete. Und nun sagte er: »Jetzt kommt’s, Louise.«
    Sie zwang sich, die Projektion der Lebenskuppel anzusehen.
    Mark deutete auf den Mittelabschnitt der Lebenskuppel. Eine horizontale Linie aus blauweißem Licht erschien; sie schimmerte unheilvoll auf dem transparenten Material der Lebenskuppel, wie eine Schwertklinge.
    »Der String ist von dieser Seite in uns eingedrungen. Ich schätze, wir können noch froh sein, daß die Relativgeschwindigkeit ziemlich niedrig war…«
    Der String schnitt in die Substanz der Kuppel wie ein heißes Messer in Butter.
    Louise, die das in der Stille ihres Raumes betrachtete, fühlte sich, als ob der String in ihren eigenen Körper schnitte; in ihrer Vorstellung hörte sie die kreischend entweichende Luft, die Schreie der Menschen.
    Marks Gesicht war ausdruckslos, während die Prozessoren arbeiteten. »Der Sog hat ein Dutzende Meter großes Stück aus der Hülle gefräst. Teufel! Wir verlieren eine Menge Luft, Louise, aber die automatische Instandsetzung arbeitet schnell… Ein großer Teil unserer Infrastruktur ist zusammengebrochen – zu verdammt schnell; ich glaube, daß wir wieder auf unsere Redundanzsysteme zurückgreifen müssen, wenn wir da durch sind…«
    »Und die Decks? Was ist dort los?«
    Er zögerte. »Ich weiß es nicht, Louise.«
    Sie kam sich nutzlos vor; die Kontrollpulte in der Kabine führten sie in

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