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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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worden. Bolders Ring besteht aus einer einzigen kosmischen Stringschleife – aber einer gigantischen, mit einem Durchmesser von mindestens zehn Millionen Lichtjahren und einer Masse von Zehntausenden Galaxien, die ein nahtloses Ganzes ergeben. Der String ist zusammengerollt wie ein Wollknäuel; die Topographie des Rings besteht aus Stringbogen, die sich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit bewegen, und aus Scheitelpunkten, die tatsächlich die Lichtgeschwindigkeit erreichen. Ihre Bewegung ist zwar komplex, aber – soweit ich sagen kann – kohärent. Der Ring könnte im Grunde ewig existieren.
    Louise, dieses Monster kann auf keinen Fall auf natürliche Art entstanden sein. Unseren gesicherten Theorien zufolge kann ein String in der Natur höchstens tausend Lichtjahre lang werden.« Sie schaute hoch, und die blaue Falschfarbe der String-Abbildungen beleuchtete ihr Profil und konturierte die Falten um ihre Augen. »Irgendwie…« – sie lachte kurz –,»… irgendwie haben die Xeelee eine Möglichkeit gefunden, kosmische Strings durch den Weltraum zu ziehen – oder sie in einem wahrhaft heroischen Maßstab zu fabrizieren – und sie dann in diesem immensen Artefakt zu bündeln.«
    Louise sah zu dem Ring auf, verfolgte das Gewirr der Strings am Himmel und ging Lieserls statistische Angaben im Kopf durch. Und ich wäre vielleicht gestorben, ohne das gesehen zu haben. Danke. Oh, danke…
    »Die Kosmologie hier ist… spektakulär«, sagte Lieserl lächelnd. »Wir haben einen extrem massiven und sehr schnell rotierenden Torus. Und er verwüstet die Struktur der Raumzeit. Die schiere Masse des Rings hat eine derart tiefe Gravitationsquelle erzeugt, daß Materie – Galaxien – über mehrere hundert Millionen Lichtjahre zu diesem Punkt hingezogen werden. Selbst unsere Heimatgalaxis, die Galaxis der Menschheit, wurde von der Masse des Rings angezogen.
    Und auch die Rotation hat signifikante Auswirkungen. Louise, wir befinden uns am Rand eines Kerr-metrischen Objekts – der klassischen relativistischen Lösung des Schwerefeldes einer rotierenden Masse. Hierbei handelt es sich sogar um ein maximales Kerr-metrisches Objekt: Der Torus rotiert nämlich so schnell, daß die in Gravitationseinheiten umgerechnete Winkelgeschwindigkeit die Masse bei weitem übersteigt…
    Wie Mark schon sagte, übt die Rotation des Rings ein großes Drehmoment auf das Schiff aus. In diesem Zusammenhang spricht man von Inertial-Zug: Die Verzerrung der Raumzeit um den rotierenden Ring.«
    Morrow runzelte die Stirn. »Inertial-Zug?«
    »Morrow«, sagte Lieserl, »das naive Konzept der Gravitation postulierte, daß das Drehmoment eines Objektes sein Schwerefeld nicht beeinflussen würde. Unabhängig von der Rotationsgeschwindigkeit eines Sterns würde dieser immer eine Anziehungskraft in Richtung seines Mittelpunktes ausüben, so als ob er überhaupt nicht rotieren würde.
    Aber die Relativitätstheorie sagt uns, daß das falsch ist. Die Gleichungen enthalten nichtlineare Terme, welche die rotierende Masse mit dem externen Feld verknüpfen. In anderen Worten, ein rotierendes Objekt reißt den ihn umgebenden Raum mit«, erklärte sie. »Inertial-Zug. Und genau dieses Drehmoment erfährt die Northern nun.«
    »Was noch?« fragte Louise. »Mark?«
    Er nickte. »Zum einen ertrinken wir quasi in Radiostrahlungs-Photonen…«
    Das kam unerwartet. »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es sage«, erwiderte er ernst und sah sie an. »Das ist die einzige signifikante Differenz in unserer großmaßstäblichen physikalischen Umwelt im Vergleich zu unserer ursprünglichen Zeit: Wir werden nun von einem Schwall Radiowellen umspült.« Für einen Moment wirkte er abwesend. »Und ihre Intensität nimmt zu. Es findet eine Verstärkung statt, langsam zwar, aber im zeitlichen Maßstab dieses Krieges dennoch signifikant; die Verdoppelungszeit beträgt etwa tausend Jahre. Louise, dieses Phänomen tritt in der Zukunft nicht mehr auf. Die Radio-Photonen werden dann verschwunden sein.«
    Louise schüttelte den Kopf. »Das ergibt für mich keinen Sinn. Wodurch wird diese Verstärkung denn verursacht?«
    Er hob theatralisch die Schultern. »Weiß der Geier.« Er blickte zum Himmel. »Aber sieh dich doch nur mal um. Der Ring wird von einer Hülle aus galaktischer Materie umgeben, Louise. Die Frequenzen der Radiowellen liegen unterhalb der Plasmafrequenz des interstellaren Mediums. Also sind die Wellen in dieser mit Galaxien ausgekleideten Kiste eingeschlossen. Wir befinden

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