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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die an der Decke hingen. Und vielleicht befand sich unter diesem ganzen Szenario noch ein Labyrinth aus Tunneln und Kanälen, durch das die Gewässer und Götter geschleust wurden, bevor sie ihre alltäglichen Reisen wieder aufnahmen. Der Himmel konnte sich zwar ändern, war aber berechenbar; für das menschliche Bewußtsein – erst halb erwacht – war das ein sicheres, überschaubares, behagliches und schützendes Universum. Mark Wu, unterscheidet sich unsere heutige Northern wirklich so sehr von der Erde, wie sie sich – sagen wir mal – ein Babylonier oder Ägypter vorgestellt hatte?«
    Mark rieb sich das Kinn. Uvarovs affektiertes Gehabe ärgerte ihn zwar, aber seine Ausführungen deckten sich ziemlich genau mit seinem eigenen Anflug von Unbehagen. »Vielleicht nicht«, erwiderte er heftig. »Aber dann müßten Sie, ich und die anderen die Verantwortung dafür übernehmen, daß die Besatzung der Northern nicht in einen prärationalen Zustand zurückfällt. Daß sie nicht vergißt.«
    »Aha, aber wird das denn so einfach sein, über einen Zeitraum von eintausend Jahren?«
    Mit Unbehagen musterte Mark die halbfertigen Bibliotheken und Parks.
    »Ich habe von den Programmen gehört«, meinte Uvarov, »die Sie und Ihre Teams aus Sozio-Ingenieuren entwickeln. Forschungsinitiativen und so weiter – offensichtlich nur Beschäftigungstherapie.«
    »Überhaupt nicht.« Mark spürte wieder Zorn in sich aufwallen. »Ich will auch gar nicht bestreiten, daß wir für die Leute eine Beschäftigung finden müssen. Wie Sie ja ständig betonen, sind wir Primitive; wir können eine Reise über tausend Jahre nicht einfach aussitzen.
    Ein Teil der Arbeit ergibt sich von selbst, wie zum Beispiel die Wartung und Instandhaltung des Schiffes. Aber es werden auch Forschungsprogramme aufgelegt. Bedenken Sie, daß wir für den größten Teil der Reise vom übrigen menschlichen Universum abgeschnitten sind. Einige unsere Projekte fallen daher in diese Kategorie, Uvarov – wie Ihr AS-Optimierungs-Programm.« Er überlegte kurz und sagte dann provokativ: »Vielleicht fällt Ihnen ja auch noch ein, wie man Milpitas’ Konzept der dreifachen Redundanz auf den menschlichen Körper übertragen kann.«
    Uvarov lachte ungerührt. »Vielleicht. Aber ich würde es doch vorziehen, auf eine etwas kreativere Art zu arbeiten, Mark Wu. Schließlich stellt die AS-Behandlung einen enormen Fortschritt in unserer Evolutionsgeschichte dar – einen der bedeutendsten Schritte weg von der Tyrannei der Gene, die unser Potential seit dem Beginn der Menschheitsgeschichte schimpflich eingeengt haben. Aber müssen wir uns wirklich Nanobots injizieren lassen, um dieses Ziel zu erreichen? Wieviel besser wäre es doch, wenn wir gleich die fundamentale Basis unsere Existenz als Spezies verändern könnten…«
    Mark schauderte vor Uvarov. Seine kalte, analytische Betrachtungsweise der Menschheit, verbunden mit der außergewöhnlich langfristigen Perspektive seines Denkens, war zutiefst beunruhigend. Der Beitritt zu Suprahet schien diese Trends in Uvarovs Persönlichkeit nur noch verstärkt zu haben.
    Und, verdammt, dabei war Uvarov eigentlich Arzt.
    »Wir sollten uns nicht durch den Primitiven in uns fesseln lassen, Mark Wu«, sagte Uvarov. »Wir sollten an das Mögliche denken. Und dann entscheiden, was zu seiner Umsetzung getan werden muß… ungeachtet der Kosten.
    Ich befürchte, daß Ihre Vorschläge für die soziale Struktur dieses Schiffes nur ein weiteres Beispiel für limitiertes Denken sind.«
    Mark runzelte die Stirn, wobei sein Zorn weiter wuchs. »Sie mißbilligen also meine Vorschläge?«
    In Uvarovs Stimme mit ihrem starken lunaren Akzent klang ein spöttischer Unterton an. »Sie haben eine Verfassung für eine einheitliche demokratische Struktur entworfen…«
    »Mit einer fundierten Gewaltenteilung und einem ausgeprägten Subsidiaritätsprinzip. Ja. Haben Sie Probleme damit? Uvarov, meine Vorschläge basieren auf den erfolgreichsten Beispielen für uns bekannte geschlossene Gesellschaften – zum Beispiel die frühen Kolonien auf dem Mars. Wir müssen auch von der Vergangenheit lernen…«
    Louise war wohl die nominelle Leiterin der Expedition. Aber dennoch würde sie keine Anführerin sein; keine hierarchische Befehlsstruktur konnte eintausend Jahre überdauern. Und es gab auch keine Garantie dafür, daß ein Mensch mit AS-Behandlung eine so hohe Lebenserwartung hatte. Die AS-Therapie hatte sich noch nicht in diesem Maße etabliert; der älteste

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