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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Heerzüge aus verschiedenen Jahrtausenden.
    Das erschwerte eine Untersuchung der Dunkelmaterie. Doch nach jahrhundertelangen Forschungen war es der Menschheit schließlich gelungen, einige der flüchtigen Teilchen zu isolieren.
    Die Dunkelmaterie bestand aus Spartikeln – geisterhaften Spiegelbildern der gewöhnlichen Partikel baryonischer Materie.
    Bilder in welchem Spiegel? fragte sich Lieserl vage. Als sie die Frage formulierte, ergab sich die Antwort wie von selbst, aber – in der Drift, in der sie sich befand – konnte sie kaum sagen, ob es die Stimme von Kevan Scholes war, die Crash-Lehrgänge, denen sie sich als Kind unterzogen hatte oder die Datenspeicher, die in ihrem Wurmloch enthalten waren.
    Schwer zu sagen, und von noch geringerer Relevanz.
    Der Teilchen-Spiegel war die Supersymmetrie, die Einheitliche Feldtheorie, die schließlich gezeigt hatte, wie die verschiedenen Kräfte der Physik – Gravitation, Elektromagnetismus, starke und schwache Kernkraft – alles Aspekte einer einzigen, einheitlichen Superkraft waren. Diese Superkraft manifestierte sich bei extremen Temperatur- und Druckverhältnissen und schimmerte wie eine Klinge aus vergütetem Metall in den Herzen von Supernovae oder in den ersten Augenblicken des Urknalls. Beim Fehlen dieser Raumzeit-Extreme zerfiel die Superkraft in ihre einzelnen Komponenten, und die Supersymmetrie wurde aufgehoben.
    Die Supersymmetrie postulierte, daß jedem baryonischen Teilchen ein supersymmetrischer Zwilling zugeordnet war. Das Elektron paarte sich mit einem Selektron, das Photon mit dem Photino – und so weiter.
    Die Spin (10) genannte Variante der Einheitlichen Feldtheorie hatte sich mit der Zeit als Standard durchgesetzt. Lieserl ließ sich das ein paarmal auf der Zunge zergehen. Spin (10). Eine angemessen absurde Bezeichnung für das Geheimnis des Universums.

    Die Abweichung der Theorie von der Beobachtung war immens – und nahm in Richtung auf den Mittelpunkt der Sonne noch zu.
    »Kevan, es ist deutlich zu heiß hier unten.«
    Das sehen wir, Lieserl, sagte er ironisch. Die Daten gehen gerade bei uns ein. Einen Wintermantel brauchtest du wirklich nicht.
    Sie schaute nach innen und überprüfte einen ihrer Hilfssinne. »Und ich registriere schon einen schwachen Photinofluß.«
    Schon? So weit außerhalb des Mittelpunkts? Scholes klang irritiert. Bist du sicher?
    Während ein Stern wie die Sonne seiner Bahn um das Zentrum der Galaxis folgte – durch ein riesiges, unsichtbares Meer aus Dunkelmaterie –, stürzten Photinos in seine ›Nadelstich‹-Gravitationsquelle und lagerten sich am Kern an.
    Die Photinos umkreisten das Zentrum der Sonne und schwärmten durch den Kern um den geometrischen Mittelpunkt wie winzige, kreisende Aasfresser, subatomare Planeten mit Orbital-›Jahren‹, die gerade ein paar Minuten dauerten. Die Photinos durchstießen den verschmelzenden Wasserstoff wie Nebelschwaden…
    Fast.
    Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Photino mit Plasmapartikeln in Wechselwirkung trat, war zwar sehr gering, aber nicht ausgeschlosssen. Auf jedem Umlauf kollidierte ein Photino mit einem baryonischen Partikel, zum Beispiel einem Proton. Dabei entzog das Photino dem Proton einen Teil seiner Energie. Dieser Energiezuwachs erhöhte die Umlaufgeschwindigkeit des Photinos und vergrößerte seinen Radius um den Kern der Sonne.
    Indem sie auf diese Art den verschmelzenden Wasserstoff mit seiner geballten Masse eingeschlossener Photonen durchdrangen, erwiesen sich die Photinos als äußerst effizient bei der Wärmeabfuhr aus dem Zentrum der Sonne.
    Das Standardmodell postulierte, daß die Temperatur im Mittelpunkt um zehn Prozent abnehmen und die Fusionswärmeenergie auf die angrenzenden, kälteren Bereiche ausstrahlen mußte, so daß die inneren Regionen fast isotherm wurden – bei gleicher Temperatur. Der Kern wäre somit kälter, als er es eigentlich hätte sein sollen, und die ihn umgebende Materie dafür etwas wärmer.
    … Nach dem Standardmodell.
    Nun studierte Lieserl die sie umgebenden Temperaturkurven und stellte fest, in welchem Umfang die Realität von der alten, gehegten Theorie abwich. Der isotherme Bereich erstreckte sich deutlich über den Fusionskern hinaus – und übertraf bei weitem die Prognosen des Standardmodells mit seinem bescheidenen, kleinen Knoten aus kreisenden Photinos.
    »Kevan, hier wird viel mehr Wärme aus dem Kern abgezogen, als das Standardmodell angenommen hat. Du wirst sicher sehen, daß es keine Möglichkeit gibt, das

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