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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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roter Farbe hervor. Sie trug einen langen, sauber gearbeiteten Stab aus Holz. Ihr Gesicht war rund – nicht schön, aber…
    Aber jung. Sie konnte nicht älter als fünfzehn oder sechzehn Jahre sein.
    Aber es war unmöglich, schon in diesem Alter eine AS-Konservierung vorzunehmen. Dann war das also ein Kind – und zwar ein echtes Kind; das erste, das er nach fünf Jahrhunderten zu sehen bekam.
    Mißtrauisch erhob sie den Speer, als ob sie ihn angreifen oder abwehren wollte.
    »Mein Name ist Seilspinnerin«, stellte sie sich vor. »Ich will dir nichts tun.«

    Der alte Untermann war grotesk. Fast so schlimm wie Uvarov: glatzköpfig, hager, verschrumpelte Haut, gehüllt in spießige, schmutzige Kleidung – und so groß wie Uvarov, wenn man sich diesen in der Vertikalen vorstellte.
    Der bewußtlose Kamerad des Untermannes, die Frau, war noch schlechter dran, mit diesem mächtigen Oberkörper und den spindeldürren Beinen. Die beiden wirkten so alt, so unnatürlich.
    Sie verspürte Abscheu. Diese Leute atmeten Verfall: Faulige Verwesung. Sie wollte sie zerstören und verschwinden, zurück in die saubere Luft des Waldes…
    »Was ist los?« Pfeilmachers Stimme dröhnte durch den Schleusenschacht. »Seilspinnerin? Ist alles in Ordnung?«
    Sie zwang sich, ihre Emotionen zu verdrängen und zu denken. Dieser große alte Mann war wohl ekelhaft. Aber er war eindeutig keine Bedrohung.
    »Ja«, rief sie den Schacht hinauf. »Alles in Ordnung, Pfeilmacher. Komm runter.«
    Sie wartete stumm die paar Minuten, die ihr Vater benötigte, sich – grunzend und unbeholfen –, am Seil vom Waldboden herunterzuhangeln. Schließlich sprang er den letzten Meter auf das Deck; er landete geduckt, mit dem Messer in der Hand.
    Mit Verblüffung registrierte er die Anwesenheit der zwei Unterleute, schien sich aber schnell auf die Situation einzustellen. »Ist sie tot? Bist du in Ordnung?«
    »Ja und nein.« Mit einem Ausdruck des Bedauerns hielt sie ihr Blasrohr hoch. »Ich wollte das schon benutzen. Jetzt glaube ich aber, daß es gar nicht nötig gewesen wäre. Ich…«
    »Ist auch egal.«
    Die Augen des alten Untermanns waren blau und wäßrig; er schien sie nur schwer fokussieren zu können. Er deutete auf das Blasrohr. »Du hast Pragmatikerin… damit getötet?« Sein Akzent war fremdartig, singend, aber gut verständlich.
    Seilspinnerin zögerte. »Nein…« Sie hielt ihm das Rohr hin, aber der Untermann ergriff es nicht; er saß nur da und wiegte seine Freundin. »Das Rohr ist aus Bambus. Die Pfeile werden im Rohr mit einem luftdichten Stopfen versehen. Das Gift kommt von Fröschen, die auf einem Spieß geröstet wurden, und…«
    »Es tut uns leid wegen deiner Freundin«, erklärte Pfeilmacher. »Sie wird sich wieder erholen. Und es war – unnötig.«
    Der Untermann schaute trotzig drein. »Ja«, bestätigte er. »Ja, verdammt, das war es.« Er blickte von einem zum anderen. »Was wollt ihr überhaupt?«
    Seilspinnerin und ihr Vater sahen sich unbehaglich an. »Bei uns ist ein alter Mann«, erwiderte Pfeilmacher schließlich. »Uvarov. Er sagt, daß er sich an die Erde erinnert. Und er behauptet, daß die Reise vorbei sei – daß das Sternenschiff seinen Zielort erreicht hätte. Und nun müßten wir zum Interface fliegen.« Pfeilmacher schaute den Untermann abwartend und irritiert an. »Werdet ihr uns helfen? Werdet ihr uns zu dem Interface führen?« Dann verhärtete sich sein Gesichtsausdruck. »Oder müssen wir uns den Weg an euch vorbei freikämpfen, wie Uvarov meint?«
    Der Untermann starrte Pfeilmacher an. Irgendwie, dachte Seilspinnerin, schien er jetzt aus seiner Lähmung und Verwirrung zu erwachen. »Uvarov – Interface – ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst…«
    »Aber ich habe von der Erde gehört«, ergänzte er dann unerwartet und sinnierte.
    Die drei standen im kalten Licht der Schleuse und musterten sich mit ängstlicher Neugier.

    Sie tauchte tiefer in die Sonne ein, durch die den Kern erstickende Schar von Photino-Vögeln. Die Vögel rauschten an ihr vorbei und umkreisten sie, winzige Planeten aus Dunkelmaterie, die ihren engen Orbits um den Sonnenkern folgten.
    Die Vögel bewegten sich in ständigem Rhythmus aufeinander zu und wieder voneinander weg, wie Satelliten bei einem Andockmanöver. Viele der vergänglichen Haufen, die sie bildeten – und die so schnell an ihr vorbeihuschten, daß sie sie nicht gründlich untersuchen konnte – wirkten außerordentlich komplex, und sie speicherte ganze Sequenzen von

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