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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Darstellungen. Es mußte einen Grund für diese Aktivität geben, sagte sie sich.
    Ein Teil der Bewegung, an der Peripherie des sphärischen Schwarms, war einfacher strukturiert und leichter zu interpretieren.
    Einzelne Photino-Vögel kamen aus dem Bereich jenseits des Schwarms herein, jagten auf hyperbolischen Bahnen durch die äußeren Schichten der Sonne und schlossen sich der Masse ihrer umlaufenden Artgenossen an. Gelegentlich löste sich ein Vogel von der Hauptgruppe und nahm rasend schnell auf einer offenen Flugbahn Kurs auf…
    Wohin? Zurück zu einem diffusen Ozean aus Dunkelmaterie jenseits der Sonne? Oder zu einem anderen Stern?
    Und wenn ja, warum?
    Geduldig schaute sie zu, wie die Vögel sich dem Schwarm anschlossen und ihn verließen und speicherte die Muster im Kopf ab.

10

    DIE LUKE AM OBEREN Schleusenende stand offen und enthüllte einen Ausschnitt üppigen Grüns. Es war ein Fenster zu einer anderen Welt. Das Heulen eines Rudels unvorstellbarer Tiere hallte herab in die Metallkavernen von Deck Eins.
    Morrow stand an der Basis des Schleusenschachts und versuchte den Drang zu unterdrücken, wegzulaufen und sich wieder in der Routine seines Alltagsdaseins zu vergraben.
    Vier oder fünf der Waldmenschen hockten am Rand der oberen Luke und schauten zu Morrow herunter. Sie alle waren nackt, die haarlosen, glatthäutigen Körper mit Tupfern aus Obstfarben verziert, und sie schienen unglaublich jung. Zwischen ihnen hing ein Netz aus Seilen, und in diesem Netz – das sich langsam und schaukelnd senkte, während die Waldmenschen das Seil abwickelten – war Garry Uvarov.
    Der Kopf des uralten Mannes lugte aus einer Masse dicker Decken hervor. Unter den Decken konnte Morrow die klobige, mechanische Kastenform des Rollstuhls ausmachen, in dem Uvarov saß; er wirkte dadurch fast unmenschlich – als ob er mit seinem Stuhl verwachsen wäre, ein bizarrer, verfallener Cyborg.
    Das Mädchen mit der Brille – Seilspinnerin – postierte sich neben Morrow am Boden des Schachts. Sie trug ein weites Halsband aus Orchideenblüten, und sonst fast nichts. Sie ging Morrow bis zum Ellbogen, und nun, da er sich an sie gewöhnte, wirkte ihr wildes, rotbemaltes Gesicht fast komisch. Sie berührte seinen Arm; ihre Hand war feingliedrig, klein und unglaublich leicht. »Hab keine Angst«, sagte sie.
    Er war peinlich berührt. »Ich habe keine Angst. Wovor sollte ich mich auch fürchten? Weshalb glaubst du, daß ich Angst hätte? Wenn ich Angst hätte, würde ich dann hier sein und dir helfen?«
    »Dein Blick. Deine Körperhaltung.« Sie zuckte die nackten Achseln. »Einfach alles. Uvarov sieht aus wie… – ich weiß nicht… eine große Larve – aber er ist nur ein Mensch. Ein sehr alter Mensch.«
    »Ich hatte sogar mal gedacht, daß er wie eine Art Gott aussieht. Ein halb menschlicher und halb mechanischer Gott. Mit Leuten wie dir als seine Diener.«
    Sie rümpfte die kleine Nase und schob die Brille die Nase hoch, wobei sie die Farbe auf den Wangen verschmierte; als sie zu ihm aufsah, wirkte sie gereizt. »Wirklich. Wir sind eben keine abergläubischen Wilden. Wofür ihr Unterleute uns wohl haltet. Richtig?«
    »Nein, ich…«
    »Wir wissen, daß Uvarov kein Gott ist. Er ist nur ein Mensch – wenn auch ein sehr alter, seltsamer und besonderer Mensch; ein Mensch, der sich anscheinend daran erinnert, wofür dieses Schiff wirklich gebaut wurde.
    Morrow, ich lebe auf einem Baum und stelle Dinge aus Holz und Ranken her. Du lebst…« – sie fuchtelte mit einer Hand herum – »…irgendwo in einem kastenförmigen Haus und fertigst Dinge aus Metall und Glas. Aber das ist auch schon der einzige Unterschied zwischen uns. Meine Leute sind keine Primitiven, und wir sind auch keine Ignoranten. Wir wissen, daß wir alle in einem großen Sternenschiff leben. Vielleicht ist uns das sogar noch bewußter als euch, weil wir nämlich den Himmel sehen können.«
    Aber das ist überhaupt nicht der Punkt. Du und ich, wir sind verschieden, überlegte er erregt. Verschiedener, als du dir nur vorstellen kannst.
    Seilspinnerin war ein fünfzehnjähriges Mädchen – lebhaft, neugierig, furchtlos, respektlos. Morrow war vor fünf Jahrhunderten fünfzehn gewesen. Selbst damals hätte er Seilspinnerin nur als halbe Portion betrachtet. Seilspinnerin war ihm wohl noch fremder als Garry Uvarov, ahnte Morrow sehnsüchtig.
    Einer der Waldmenschen näherte sich ihnen. Mit dezent bemaltem Gesicht lächelte der Mann Morrow an. »Setzt sie dir arg

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