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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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weiterzugeben, allen mitzuteilen, was sie über die Photino-Vögel herausgefunden hatte –, falls überhaupt noch jemand zuhörte.
    Es war unlogisch. Und dennoch lag ihr etwas daran; es war ein nagendes Gefühl der Verantwortung – sogar der Pflicht –, das sie einfach nicht aus ihrem Bewußtsein verdrängen konnte.
    Nach einer gewissen Zeit begann sie aber, diese Hartnäckigkeit mit Mißtrauen zu betrachten. Schließlich hatte sie für das Suprahet ihrer Zeit eine beträchtliche Investition bedeutet. Ihr Auftrag hatte darin bestanden herauszufinden, was mit der Sonne vor sich ging, und sie konnte diese Mission wohl nur erfüllen, wenn sie irgend jemandem Meldung machte. So war das Kommunikationsbedürfnis, sogar gegenüber stummen Zuhörern, vielleicht eine integrale Komponente der Programmierung der Systeme, die ihrem Bewußtsein zugrundelagen. Möglicherweise war es sogar eine Hardware-Komponente der physikalischen Systeme.
    Nach all dieser Zeit manipulieren sie mich noch immer, dachte sie bitter.
    Doch selbst wenn das stimmen sollte, gab es nicht viel, was sie dagegen hätte unternehmen können; im Endergebnis spürte sie ein nervendes Jucken und den Wunsch, sich zu kratzen – ohne über eine entsprechende Möglichkeit zu verfügen.

    Morrow schaute nur. Er spürte weder Angst noch Neugier. Die obere Luke hatte sich noch nie zuvor geöffnet. Und – obwohl seine Augen ihm etwas anderes sagten – es konnte auch jetzt nicht geschehen.
    Hinter der Luke befand sich ein nach oben führender Tunnel – er sah, daß der Tunnel das Innere der zylindrischen Schleuse darstellte. Das von oben durch die Luke fallende Licht war düster und grünlich. Die aus dem Zylinder strömende Luft war warm, feucht und mit exotischen, fruchtigen Gerüchen geschwängert.
    Er versuchte, angemessen zu reagieren und einen Plan zu formulieren; aber dieser neue Vorgang zuckte in seinem in Routine erstarrten Geist wie Quecksilber auf Glas herum und wollte sich nicht einordnen lassen. Er konnte nur zusehen, wie sich die Ereignisse in ihrer unausweichlichen Abfolge entwickelten, als ob er in einen kindlichen Zustand regrediert und nicht mehr in der Lage wäre, die Vorgänge in einen Kausalzusammenhang zu stellen.
    Pragmatikerin schien gleichfalls Schwierigkeiten mit der Rezeption des Geschehens zu haben. Sie stand mit zurückgelegtem Kopf in der Schleuse und starrte mit offenem Mund nach oben…
    Dann ertönte ein zischendes Geräusch, ein weicher, feuchter Aufprall.
    Pragmatikerin packte ihren Arm.
    Sie schaute Morrow mit blankem Unverständnis an – und dann war es ihr, als ob ihre arthritischen Beine schließlich den Dienst versagen würden, denn sie krümmten sich langsam, und Pragmatikerin ging zu Boden. Einige Sekunden lang saß sie mit unbeholfen untergeschlagenen Beinen da. Sie wirkte überrascht und verwirrt. Dann kippte der große Torso zur Seite, und die Beine spreizten sich.
    Endlich war Morrow imstande, sich zu bewegen. Er eilte in die Schleuse und richtete Pragmatikerin mit etlicher Mühe wieder auf. Pragmatikerin hatte die Augen geöffnet, aber nur das Weiße war zu sehen; Speichel rann aus ihrem Mund. Ihre Haut fühlte sich feucht und kalt an. Hektisch suchte Morrow am Handgelenk von Pragmatikerin nach einem Puls, dann zwischen den starken Sehnen ihres Halses.
    Ein Seil wickelte sich aus der Luke über ihnen ab, ausgefranst und braun. Jemand – etwas – seilte sich ab und kam mit einem leichten Plumps auf dem Boden auf.
    Morrow versuchte den Eindringling zu studieren, aber es war, als ob er ihn – oder sie – nicht einmal sehen könnte. Es war ganz einfach zu fremdartig, zu schockierend; seine Augen schienen von dem Eindringling abzugleiten, als ob sie sich weigern wollten, seine Realität zu akzeptieren.
    Er wiegte Pragmatikerin in den Armen und zwang sich dazu, wenigstens diesen einen Schritt zu tun. Zunächst: Mit Sicherheit menschlich. Er starrte auf vier Gliedmaßen, leuchtend helle Augen hinter einer Brille, weiße Zähne. Sehr klein, nicht größer als einen Meter zwanzig. Etwa ein Kind? Vielleicht – aber dann mit den Formen, den Brüsten und Hüften einer Frau. Und gehüllt in einen braunen Anzug, mit bunten Applikationen; eine Latzhose vielleicht, mit…
    Nein. Er zwang sich, hinzusehen. Außer einem Hüftgürtel mit ausgebeulten Taschen war diese Person nackt. Ihre Haut war dunkelbraun. Ihr Kopf war mit einem Ring aus dickem, schwarzem und öligem Haar bewachsen. Nase und Augen stachen aus einer Maske aus

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