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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zu?«
    Seilspinnerin schnaubte verärgert.
    Morrow schaute auf den Ankömmling hinab und versuchte ihn einzuschätzen. Verdammt, diese kleinen Menschen sehen alle gleich aus – er erinnerte sich; das war Pfeilmacher, Seilspinnerins Vater. Er bemühte sich, zurückzulächeln. »Nein, nein. Ich glaube, daß sie mich nur beruhigen wollte. Sie hat gesagt, daß ich vor dem alten Uvarov keine Angst haben sollte.«
    Uvarovs Rollstuhl prallte auf die Oberfläche von Deck Eins auf. Drei Leute umstanden Uvarov und lösten die Stricke an dem Stuhl; dann wurden sie durch die Luke über ihnen eingeholt und wanden sich dabei wie Schlangen. Uvarovs blinde Augenhöhlen öffneten sich, und grummelnd erteilte er seinen Adjutanten Anweisungen.
    Pfeilmacher beobachtete Morrows Gesicht. »Und hast du denn Angst vor Uvarov?«
    Morrow realisierte, daß er mit angespannten, zuckenden Bewegungen an seinen Fingern zupfte; er bemühte sich, das zu unterdrücken. »Nein. Du kannst mir glauben, daß es in meiner Welt viele Fälle von AS-Versagen gibt, die genauso… äh… gravierend – wie bei Uvarov sind. Obwohl vielleicht niemand ganz so alt ist.«
    Seilspinnerin kam zu ihnen. »Uvarov ist fertig. Wenn ihr also nicht den ganzen Tag hier herumstehen und quatschen wollt, schlage ich vor, daß wir weitermachen…«

    Die kleine Gruppe formierte sich auf Deck Eins. Morrow führte sie in einem geruhsamen Tempo an. Uvarov folgte ihm mit seinem Rollstuhl, wobei der verborgene Motor geräuschvoll surrte. Pfeilmacher und Seilspinnerin flankierten den Stuhl und dirigierten Uvarov mit leichten, stummen Berührungen auf die Schulter.
    Als die Waldmenschen über das Deck gingen, patschten ihre Füße leise auf dem abgenutzten Metall; sie hinterließen eine Spur aus Markierungen, Abdrücke aus dem Schmutz des Waldes und Schweiß. Pfeilmacher hatte sich seinen Bogen und den Köcher umgehängt, und Seidenspinnerins Blasrohr baumelte an ihrer Hüfte, obskur und tödlich. Ihre nackten, bemalten Körper hoben sich als exotische Farbtupfer gegen die schmutzige, graubraune Tönung des Decks ab. Die durch die grelle Gesichtsbemalung stechenden Augen waren vor wachem Mißtrauen und Vorsicht geweitet, ein Effekt, der durch Seilspinnerins Brille kaum gemildert wurde.
    Morrow war es gelungen, ein Gespräch mit Planer Milpitas anzuberaumen. Er hatte beschlossen, diese Exkursion in das Innere der Decks – dieses erste Aufeinandertreffen zweier Kulturen nach Jahrhunderten der Isolation auf dem Schiff – auf diese drei zu begrenzen. Er wollte die Gesellschaft auf den Decks keinem größeren Kulturschock aussetzen als dem, den er selbst erlebt hatte.
    Sie entfernten sich von der offenen Schleuse, erhaschten einen letzten Blick auf den Wald und betraten die für die Decks typische Umwelt aus Metallwänden. Seilspinnerins anfangs noch fester Gang wurde stockend; sie schien einen Teil ihrer Beherztheit zu verlieren und wurde blaß unter der Schminke.
    Morrow nahm das mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis. »Was ist los mit dir? Nervös?«
    Sie schaute ihn trotzig an und schluckte schwer. »Sollte ich denn? Bist du’s?«
    »Seilspinnerin…«, hob Pfeilmacher an.
    »Aber das ist es nicht.« Sie legte ihr rundes Gesicht in Falten, wodurch die Brille auf der Nase verrutschte. »Es ist der Gestank. Er ist überall. Drückend, abgestanden… Riechst du es denn nicht?«
    »Ich verstehe nicht …«, entgegnete Morrow.
    »Seilspinnerin.« Pfeilmachers Stimme war geduldig. »Ich glaube, daß alles in Ordnung ist. Das sind nur - Menschen. Menschen und Metall und Maschinen. Das ist eine andere Welt hier unten; und wir werden lernen müssen, das zu akzeptieren.«
    Für einen Augenblick wirkte Seilspinnerin erschrocken. »Nun, es ist aber trotzdem ekelhaft. Sie sollten etwas dagegen tun.«
    Morrow war gleichermaßen indigniert und amüsiert. »Etwas dagegen tun? Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel ein paar Bäume pflanzen.« Trotzig hob sie ihr Orchideenhalsband an und drückte es gegen das Gesicht, wobei sie ostentativ den Blütenduft einsog.
    Pfeilmacher trat an Morrows Seite. »Sie wollte euch nicht beleidigen«, wiegelte er ernst ab.
    Morrow seufzte. »Mach dir deswegen keine Gedanken. Aber… Ich bin ein alter Mann, Pfeilmacher. Älter vielleicht, als du dir vorstellen kannst.« Er schaute den kleinen Waldläufer von der Seite an. Pfeilmacher vermittelte einen kompetenten und pragmatischen Eindruck, und sein ein Meter zwanzig kleiner Körper, die bloßen Füße und das

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