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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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solchen Genüssen.
    Aber die Erde – die einzige Welt, die sie gekannt hatte – war für immer verloren.

13

    »PFEILMACHER, sag mir, was du siehst. Kannst du die Sterne sehen?«
    Pfeilmacher schaute durch die Wandung des Bootes nach unten. »Ich verstehe nicht.«
    Uvarovs körperlose Stimme wurde schwächer; Pfeilmacher stellte sich vor, wie der alte Mann schwach unter seiner Decke um sich schlug. »Kannst du die Sonne sehen? Eigentlich müßte sie jetzt schon zu sehen sein. Pfeilmacher – ist die Erde da? Ist…«
    »Nein.«
    »Pfeilmacher…«
    »Nein.«
    Pfeilmacher schrie das letzte Wort, und Uvarov verstummte.
    Die Fähre hatte sich nun vom beleuchteten Rand der Schleuse entfernt; Pfeilmacher nahm ihn als einen über seinem Kopf hängenden Lichtrahmen wahr. Jetzt umfing die äußere Dunkelheit das Boot… Nein, dachte er, er ging dieses Sache gedanklich falsch an. Die Dunkelheit war das Universum; wie bei einer obszönen, mechanischen Geburt war das Boot aus der Lebenskuppel in die Dunkelheit ausgestoßen worden.
    Die Basis der Lebenskuppel hing wie ein großer Bauch aus Glas und Metall über ihm, der langsam zurückwich und dabei seine Krümmung zeigte. Und dahinter – verzerrt und verschwommen durch das Material der Basis – machte er das lichterfüllte Innere der Kuppel aus. Er konnte Details erkennen: Die Liftschächte der oberen Decks, Steuerkonsolen wie die, bei der er Seilspinnerin, Morrow und Uvarov zurückgelassen hatte – nun, wenn seine Augen scharf genug waren, konnte er jetzt wahrscheinlich die Fußsohlen seiner Tochter sehen, wenn er nach oben blickte.
    Plötzlich traf ihn die Realität mit voller Wucht. Er befand sich außerhalb der Lebenskuppel. Er hatte ihre schützende Hülle verlassen – vielleicht der erste Mensch, der sich nach fünfhundert Jahren wieder in den Weltraum gewagt hatte – und nun hing er in der Leere, die den größten Teil des unwirtlichen, leblosen Universums ausmachte.
    »Pfeilmacher. Sprich mit uns!«
    Pfeilmacher lachte, wobei ihm seine Stimme selbst in den Ohren schrillte. »Ich hänge in einer Glasblase, umgeben von Leere. Ich sehe die Lebenskuppel vor mir. Es ist wie…«
    »Wie was?« Das war Morrows Stimme; sie klang neugierig.
    »Wie eine Kiste aus Licht. Wirklich – schön. Wirkt aber sehr zerbrechlich…«
    »Oh, gib mir Kraft«, fiel Uvarov ihm ins Wort. »Was noch, Pfeilmacher?«
    Pfeilmacher drehte den Kopf nach links und rechts.
    Zur Rechten der Fähre erstreckte sich eine riesige Säule aus Metall durch den Raum. Sie war sehr groß und ließ das Boot dagegen winzig erscheinen, wie der Stamm eines bizarren künstlichen Baums. Sie verschmolz nahtlos mit der Lebenskuppel und war mit Tassen, Rippen und Blumen aus Metall bestückt.
    Pfeilmacher beschrieb seine Eindrücke.
    »Der Träger«, präzisierte Uvarov ungeduldig. »Du bewegst dich parallel zum Ausleger des GUT-Schiffes. Ja, ja; genau wie ich dir gesagt habe. Pfeilmacher, siehst du das Interface? Das Wurmloch…«
    Pfeilmacher beugte sich nach vorne und schaute nach unten, an den Sitzen und Verstrebungen vorbei durch den Boden der Fähre. Dieser Ausleger erstreckte sich über eine große Entfernung, wobei sich die Auswüchse seiner parasitären Gebilde perspektivisch verkleinerten, bis der Träger zu einer bloßen gezackten Linie reduziert wurde. Das ganze Gebilde hatte eine Länge von nicht weniger als fünf Kilometern, wie Uvarov ihm gesagt hatte.
    Jenseits der Basis des Auslegers war eine Lichtbahn, die den halben Himmel verdeckte. Das Licht war xenonblau und leicht strukturiert; es wirkte wie eine riesige, umgestülpte Blüte, die mit kräftiger getönten Linien überzogen war. Pfeilmacher konnte eine langsame Entwicklung der Lichtmuster erkennen, wobei die helleren Linien sich leicht krümmten, miteinander verschmolzen und sich wieder trennten, wie Haare in einer Brise. Das Licht erzeugte blaue Reflexe, komplex und variierend, an der Struktur des Trägers.
    Er betrachtete das GUT-Triebwerk: Wie Uvarov ihm erzählt hatte, stammte das Licht von der urzeitlichen Energie, die das Schiff und seine ganze Fracht über eintausend Jahre durch Raum und Zeit transportiert hatte.
    Konturiert durch die Wand aus Schöpfungslicht, direkt unterhalb der Basis des Auslegers, befand sich eine dunkle, unregelmäßige Masse, die zu weit entfernt war, als daß Pfeilmacher sie hätte identifizieren können: Es war der angeflanschte Eis-Asteroid, der noch immer – nach all diesen Jahren – geduldig seine Substanz

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