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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie, angesichts ihrer simplen Fortpflanzungsstrategie im Grunde Klone ihrer Eltern –, so daß es ihr unmöglich war, zwischen ihnen zu differenzieren. Außerdem rasten sie auf ihren kurzen Orbits um die Sonne so schnell an ihr vorbei. Sie konnte sie sicherlich nicht so genau identifizieren, um einzelne Individuen über mehrere Orbits zu verfolgen.
    Also blieb Lieserl – obwohl sie von den Vögeln umgeben und von ihrer fremden, leuchtenden Generosität eingehüllt wurde – im Prinzip nach wie vor allein.
    Sie spürte deswegen eine intensive Enttäuschung. Anfangs sagte sie sich, daß das nur ein Symptom ihres begrenzten Verständnisses der Vögel war: Lieserl, die frustrierte Wissenschaftlerin.
    Aber sie wußte auch, daß das lediglich eine Rationalisierung war.
    Sie zwang sich dazu, aufrichtig zu sein. Was ein Teil von ihr, tief im Innern, wirklich wollte, war, daß die Photino-Vögel sie akzeptierten – wenn schon nicht als eine der ihren, dann wenigstens als eine tolerable Fremde in ihrer Mitte.
    Als sie diese Selbstdiagnose erstellte, fühlte sie sich erniedrigt. Zum erstenmal war sie froh, daß niemand sie beobachtete, kein zeitgenössisches Äquivalent von Kevan Scholes ihre Telemetrie studierte und daraus ihren geistigen Zustand ableitete. War sie wirklich so pathetisch, innerlich so schwach, daß sie es nötig hatte, sich an Brosamen der Freundschaft zu klammern – selbst von diesen Wesen aus Dunkelmaterie, deren Fremdheit so fundamental war, daß im Vergleich hierzu die Differenzen zwischen Menschen und Qax den Charakter einer engen Verwandtschaft besaßen?
    War sie wirklich so einsam?
    Es dauerte lange, bis die darauf folgende Verlegenheit und ein Anfall von Selbsthaß sich gelegt hatten.
    Individueller Kontakt mit den Vögeln wäre ohnehin irrelevant gewesen. Weil sie so identisch waren, ihr Verhalten als Individuen so undifferenziert, schienen Kollektivziele für die Vögel ohnehin weitaus wichtiger zu sein als Einzelinteressen. Die Individualität wurde dem Interesse der Spezies in einem weitaus größeren Maße untergeordnet, als es bei den Menschen jemals der Fall gewesen war – selbst zur Zeit der Assimilation, dachte sie, als sich die Opposition zu den Xeelee als ein klares kollektives Ziel für die Menschheit herauskristallisiert hatte.
    Sie sah zu, wie die Vögel endlos brüteten, wie die Schwärme der unbeholfenen Jungen in unkontrollierten elliptischen Orbits um den Sonnenkern jagten, den Eltern hinterher.
    Die auf dem Prinzip des Klonens basierende Reproduktion der Vögel schien den Verlauf ihres ganzen Lebens zu bestimmen.
    Zunächst schien das Klonen restriktiv – sogar klaustrophobisch. Kollektivziele, die direkt aus dem Bewußtsein der Mutter in das Junge geladen wurden, unterdrückten jegliche individuellen Ambitionen. Die Jungen waren Roboter, von Geburt an darauf programmiert, die Ziele der Rasse zu verfolgen.
    Aber dann war auch sie von ihrer Spezies programmiert worden – und das galt bis zu einem gewissen Grad auch für jeden Menschen, der jemals gelebt hatte, überlegte sie. Es war alles nur eine Frage der Nuancierung.
    Und überhaupt, wäre es wirklich so schlimm, ein Photino-Vögel zu sein?
    Die Kollektivziel-Programmierung mußte einen immensen Fundus an Wissen vermitteln. Noch der jüngste Photino-Vögel würde mit einem Bestand an Erinnerungen und Wissen geboren werden, der das Fassungsvermögen eines Menschen sicher weit überstieg.
    Phillida hatte sich gerühmt, daß sie – Lieserl – mit der direkten und präzisen Kontrolle ihrer Erinnerungen und mentalen Funktionen der Mensch mit dem am weitesten entwickelten Bewußtsein werden würde, der jemals existiert hatte. Vielleicht hatte das auch einmal gestimmt. Aber selbst im Zenit ihrer Fähigkeiten war Lieserls Bewußtsein wohl nur ein bloßes Kerzenlicht gewesen, verglichen mit der immensen Kapazität des Bewußtseins, über die selbst der jüngste Photino-Vögel verfügte.
    Und vielleicht, so überlegte sie sehnsüchtig, waren all diese Vögel nur Komponenten eines erweiterten Kollektivbewußtseins – vielleicht wäre die Analyse des Bewußtseins eines einzelnen Vogels so irrelevant wie das Studium einer einzelnen Komponente ihrer eigenen Prozessorbänke oder eines Neurons im Gehirn eines konventionellen Menschen.
    Vielleicht.
    Aber das war auch unwichtig für Lieserl, angesichts des Gefühls von Reichtum, das die Vögel teilen mußten.
    Lieserl, die ewige Außenseiterin, beobachtete, wie die Vögel auf ihren

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