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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie alle paar Tage zu den Konvektionszellen zurückkehrte, um ihre Signalsequenz zu aktualisieren. Sie konnte Echos ihrer Signale sogar noch an der Unterseite der Zellen registrieren.
    Dann, als ihre Zuversicht wuchs, begann sie ihrer einfachen Signalstruktur spezifische Informationsinhalte aufzuprägen. Mit binären Darstellungen von zwei- und dreidimensionalen Bildern und mit Daten, die sie in allen ihr bekannten menschlichen Sprachen aufbereitete, begann sie zu senden, was sie erlebt hatte, hier im Herzen der Sonne – und was die Photino-Vögel dem Stern der Menschheit antaten.
    Fieberhaft modulierte sie die Masersignale, während der Todeskampf der Sonne in sein letztes Stadium eintrat.

    In der Heckkombüse der Great Britain saß Louise vor ihren Computern. Das kleine Boot von der Lebenskuppel wurde als ein Block von Pixeln abgebildet, der an einer schematischen Darstellung der Northern vorbeiglitt.
    Über die Funkbrücke hörte sie Schreie.
    »Oh, bei allen Teufeln der Hölle, Mark, erschrecke ihn nicht so, daß er völlig durchdreht.«
    Mark klang verletzt. »Ich tue mein Bestes.«
    Louise war zu müde, zu erschöpft, um sich dieser plötzlichen Flut von Ereignissen zu stellen.
    Manchmal versuchte sie, sich an die Zeit zu erinnern, als sie jung gewesen war. Oder zumindest nicht ganz so alt. Es hätte natürlich anders kommen können, wenn Mark überlebt hätte: Sein AS-System war nach vierhundert Jahren implodiert, nicht lange, nachdem er und Louise von der Lebenskuppel in die Britain übergewechselt waren. Vielleicht, wenn Mark noch gelebt hätte, wenn sie all diese Jahre mit einem Menschen verbracht hätte – nicht allein –, würde sie sich jetzt nicht so verdammt schal fühlen.
    Sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß, was auch immer sich heute ereignete, die lange Reise der Northern sich jetzt ihrem Ende zuneigte. Noch ein paar Jahrzehnte, wenn sie das Wurmloch-Interface und die zusammengewürfelte Besatzung der Lebenskuppel geführt hatte – diejenigen, die in diesen sich untereinander bekämpfenden, ausschwärmenden Massen überlebt hatten –, in all diesen schrecklichen Jahren, würde sie schließlich auch bereit sein, abzutreten. Vielleicht würde sie dann auch implodieren, spekulierte sie, wie eine vertrocknete Hülle.
    Sie rief eine Projektion seiner Flugbahn auf. »Das Boot nimmt jedenfalls nicht Kurs auf die Britain«, meldete sie Virtuell-Mark. »Es zieht an uns vorbei…«
    Eine neue Stimme drang jetzt unter statischen Störungen aus ihrem Rechner. »Pfeilmacher. Pfeilmacher. Hör mir zu. Du mußt das Interface erreichen. Laß dich nicht von ihnen aufhalten…«
    Für Louise war das eine Stimme aus einer längst vergangenen Zeit. Sie wurde durch das Alter verzerrt, fast zu einer Karikatur reduziert, hallte, als ob Jahrhunderte leere Räume wären.
    Sie lokalisierte den Ursprung der Sendung – eine Konsole in der Basis der Lebenskuppel, in der Nähe der Beiboothangars – und schaltete eine Gegensprechverbindung. »Uvarov? Garry Uvarov?«
    Abrupt verstummte die Stimme.
    Sie hörte, wie Mark in dem Boot sagte: »Jetzt nur keine Panik. Ich weiß ja, daß das alles fremd für dich ist, aber ich will dir nichts tun.« Pause. »Ich könnte es auch gar nicht, selbst wenn ich wollte. Ich verrate dir ein Geheimnis: Ich bin nicht real. Siehst du? Meine Hand geht direkt durch deinen Arm, und…«
    Weitere Schreie, noch schriller als zuvor.
    Oh, Mark…
    »Kommen Sie schon, Uvarov«, meinte sie. »Ich weiß, daß Sie es sind. Ich höre noch immer diesen verdammten lunaren Akzent heraus. Sprechen Sie mit mir.«
    »Oh, verdammt, Louise«, meldete Mark, »er ist durchgeknallt. Er hat den Steuerknüppel gepackt: Er beschleunigt – direkt auf das Interface zu.«
    Sie sah, daß Mark recht hatte; die Geschwindigkeit des Bootes hatte sich erhöht, und es nahm eindeutig Kurs auf die Position, wo das Wurmloch-Interface in seinem Netz aus supraleitenden Bändern aufgehängt und magnetisch mit der Struktur des GUT-Schiffs verankert war.
    Sie hackte Abfragen in die Rechner. Es blieben nicht einmal mehr zwei Minuten, bis das Boot das Interface erreichte.
    »Uvarov, hören Sie zu«, sagte sie nachdrücklich. »Sie müssen antworten. Bitte.« Während sie sprach, huschten ihre Hände über die Tastaturen; sie instruierte ihre Prozessoren, eine Möglichkeit zu suchen, die Kontrolle über das Boot zu übernehmen. Sie verfluchte sich in Gedanken wegen ihrer Fahrlässigkeit. Sie hatte buchstäblich Jahrhunderte

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